„Mehr als 100 Obdachlose in Gevelsberg und Ennepetal“

Am 14.09.2022 hat eine regionale Zeitung einen Artikel mit dem Titel „Mehr als 100 Obdachlose in Gevelsberg und Ennepetal“ veröffentlicht, zudem wurde eine Aussage getätigt, die wir so nicht stehen lassen.
 
„Viele der Obdachlosen im Ennepe-Ruhr-Kreis gehören der Trinkerszene an.“
 
Am 16.09.2022 haben wir von UNSICHTBAR e.V. auf diesen Artikel reagiert und Kontakt zu der Zeitung aufgenommen und diese wollten sich bis Dienstag oder Mittwoch bei uns melden, um mit uns über den Artikel zu reden, dass ist bis heute nicht passiert und deshalb schreiben wir jetzt unseren eigenen Artikel darauf.
 
In der Zwischenzeit haben wir uns mit verschiedenen Stellen in Verbindung gesetzt und diese gefragt, ob wir wirklich so Augenkrank sein können und die „mehr als 100 obdachlosen Menschen“ in Gevelsberg und auch in Ennepetal einfach übersehen?
 
Auch dort wuchsen die auf die Frage gestellte Fragenzeichen ganz groß, denn es ist – wie es ist.
Dieser Artikel ist vom ersten Buchstaben her komplett falsch und wir fragen uns, warum man etwas schreibt, was gar nicht stimmt und das Ganze dann noch mit Sätzen toppt, die obdachlose Menschen, dann in einer großen Zahl als Trinker hinstellt.
 
Tatsächlich ist es so, dass eine Vielzahl von obdachlosen Menschen, eine Sucht mit sich tragen aber diese Sucht hat oftmals Gründe und man sollte solche Themen nicht einfach in einen einzigen Satz, als Aufhänger mal einfach so schreiben.
 
Denn das fördert nicht unbedingt die Vorurteile diesen Menschen gegenüber, die sie fast täglich ertragen müssen.
 
Im darauffolgenden Text wird dann überwiegend nur noch von wohnungslosen Menschen geschrieben.
Man sollte sich auch mal entscheiden, über wen man da dann nun schreibt, denn der Unterschied zwischen wohnungslos und obdachlos, liegt zwar gar nicht soweit voneinander getrennt, bleibt aber trotzdem ein unterschiedliches Thema.
 
Hier einmal eine kurze Definition für obdachlos und die für wohnungslos.
 
Obdachlos sind Menschen, die auf der Straße leben und keinen festen Wohnsitz haben.
 
Wohnungslos sind Menschen, die bei Freunden, Bekannten und Familie unterkommen aber auch keinen festen Wohnsitz haben.
 
Zwei riesengroße Unterschiede, wobei der wohnungslose ständig Gefahr läuft seine Unterkunft zu verlieren und dann als obdachlos eingestuft wird und selbst wenn sich der Artikel auf wohnungslose Menschen beziehen sollte und man den Begriff „Obdachlos“ nur dafür verwendet hat, damit der Artikel mehr gelesen wird, haben wir in Ennepetal und Gevelsberg auch keine 100 wohnungslosen Menschen.
 
Was in ein paar Monaten oder Jahren ist, dass kann jetzt noch niemand sagen – die Zahlen der obdachlosen und wohnungslosen Menschen steigt durch die Krise und auch durch Corona von Tag zu Tag immer mehr an – doch sich jetzt eine Kristallkugel zu schnappen und irgendwas in die Welt zu setzen, dass in keinster Weise zutrifft – ist und bleibt falsch.
Gerne hätten wir mit der Zeitung einen Termin vereinbart und hätten dort unsere Meinung und unsere Recherchen zu dem Thema gerne aufgezeigt, da aber kein weiterer Kontakt zustande kam, sind wir davon ausgegangen, dass dieser nicht gewollt ist.
 
Wir möchten an dieser Stelle nochmal darauf hinweisen, dass es in Gevelsberg und Schwelm – definitiv keine 100 oder mehr obdachlosen Menschen gibt, sowie es auch keine 100 oder mehr wohnungslosen in diesen beiden Städten gibt.
 
Wenn man den ganzen Ennepe-Ruhr-Kreis zusammenrechnen würde, könnte es was das Thema wohnungslose Menschen angeht, vielleicht anders aussehen, doch darüber haben wir keine Informationen.
 
Würde sich der Bericht auf den gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis beziehen und hier gesagt werden, dass hier „mehr als 100 obdachlose Menschen“ leben, könnte es selbst hier eng werden aber auch darüber bilden wir uns keine Meinung.
 
Und zum Schluss sei gesagt, dass die Aussage viele dieser Menschen seien „Trinker“ – dass wir die Aussage Unverschämtheit, diesen Menschen gegenüber finden, wenn dann sollte man seine Wortwahl ändern und aus Trinker – Alkoholkranke Menschen machen, denn dann sprechen wir von einer Krankheit und es ist für jeden Menschen richtig zu verstehen.
 
Als nächstes kommen dann wohl noch Bezeichnungen wie Schnapsnase oder auch Säufer.
 
Es ist gut mit einem Artikel zu versuchen etwas gegen Wohnungslosigkeit und/oder Obdachlosigkeit unternehmen zu wollen aber dann bitte das Ganze auch so schreiben, dass die Leser ihre Vorurteile diesen Menschen gegenüber nicht auch noch bestätigt bekommen und die Arbeit, die Vereine wie wir oder Einrichtungen leisten, um diese Themen in der Gesellschaft zu sensibleren – nicht mit einem Artikel mal über den Haufen zu kehren und viel wertvolle Arbeit einfach mal so mit Füssen zu treten.
 
Auch das wäre ein Anfang in die richtige Richtung