Gestern wären wir eigentlich zu dritt unterwegs gewesen

Hier nun der Bericht von dem zweiten Team, welches gestern in die Nacht gefahren ist.

Geschrieben von Tanja (Tagliatella Carbonare)

Gestern wären wir eigentlich zu dritt unterwegs gewesen, doch eine Meldung aus der entgegengesetzten Richtung kam rein, sodass Holger gemeinsam mit Regine ein zweites Team gebildet hatte und gemeinsam mit ihr nach Wuppertal und im Anschluss nach Hagen fuhr. Frank Rösner und ich hatten den Ennepe-Ruhr-Kreis und Bochum auf dem Plan.

Auf dem Weg nach Bochum fuhren wir über Witten und schauten bei unserer Meldung vom letzten Mal vorbei, der Herr schlief schon tief und fest. In Bochum angekommen fuhren wir auch hier zuerst eine der letzten Meldungen an, die wir nicht erreicht hatten. Dieses Mal hatten wir Glück und der Herr saß an einer Bushaltestelle. Er war nicht alleine und aß gerade Suppe.

Sein Besuch war Kay von „Draußen ohne Bleibe“, einer Organisation von Ehrenamtlichen, die sich ebenfalls um obdachlose Menschen kümmern. Wir stellten uns kurz vor und kamen ins Gespräch. Es ist einfach toll, zu spüren, dass es Menschen gibt, die für die gleiche Sache brennen und Einsatz zeigen. Der Herr war also gut versorgt und hatte Gesellschaft und wir setzten unsere Tour fort.
In der Innenstadt trafen wir einen bekannten Herren an, der sich über Warmes freute, sonst ging es ihm gut, er brauche nichts weiter. Ansonsten war es recht leer, nur wenige Passanten waren noch unterwegs.

In der Nähe vom Hbf sahen wir noch eine bekannte Dame, sie freute sich, uns zu sehen. Als wir fragten, ob wir ihr etwas Gutes tun könnten, antwortete sie sehr bescheiden, schon fast schüchtern. Zu etwas Warmen und Kalten konnten wir ihr auch mit Süßen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Sie bedankte sich mehrfach und auch wir fuhren mit einem Lächeln in unseren Gesichtern weiter.

Die Bahnhofsgegend war auch sehr leer, niemand da, den wir kannten.

Wir machten uns dann auf den Weg zu anderen bekannten Schlafplätzen und schauten auch sonst in sämtliche Straßenecken und Hauseingängen.

Einige Plätze waren verlassen und sogar geräumt, an einem anderen lernten wir einen Herrn kennen, den Frank und ich noch nicht kannten. Er kannte Unsichtbar e.V. schon und jemand anderes aus unserem Team. Zuerst schien er sehr zufrieden, saß lesend im Dunkeln auf einem Stuhl, zugedeckt mit einer Decke. Auf Anfrage, ob er vielleicht einen Kaffee, Tee oder ein Wasser wolle, nickte er und bekam etwas.

Er erzählte von anderen obdachlosen Menschen in direkter Umgebung und fragte auch nach einem gemeinsamen Bekannten, den er schon lange nicht mehr gesehen hatte. Wir sprachen eine ganze Weile und wünschten uns anschließend eine gute Nacht.

Auch wir wurden müde, hatten in Bochum alles Bekannte abgefahren und machten uns dann auf den Heimweg. Frank setzte mich Zuhause ab und auch ich wartete bei einer Tasse Tee auf die Rückmeldung, dass er Zuhause angekommen ist.

Ich wünsche euch einen schönen Tag.
Tanja