Aus einem, mach zwei

Aus einem, mach zwei

Heute war geplant, dass Tanja (Tagliatella Carbonare), Regine Sonnleitner und Frank Rösner auf Tour fahren sollten, doch eine Meldung, die mich am frühen Abend erreichte, machten dann aus einem Team – zwei.

Kurzerhand zog ich Regine von dem anderen Team ab und nahm sie mit zu mir ins Fahrzeug.

Der erste Stopp war die gleiche Adresse, die uns bereits am Samstag gemeldet worden war, wir dort jedoch niemanden vorgefunden hatten.

Heute dann kam eine erneute Meldung von einer Person, die dort regelmäßig Gassi geht und da wir zu unserem Wort stehen, machten wir uns also erneut auf den Weg, dorthin.

Er soll genau neben einem Eingang liegen, wo gerade eine Party stattfinden sollte, sowie es auch schon am Samstag der Fall gewesen war.

Die heutigen Partygäste, hätten ihn gar nicht übersehen können, weil er direkt neben dem Eingang lag, aber anscheinend übersahen sie ihn dann doch.

Was für ein Gedanke, der mir das gerade durch den Kopf schießt, was in einem Menschen vorgehen muss, der schon fast über einen obdachlosen Menschen stolpert, ihn aber trotzdem nicht sehen will.
Aber trotz alle dem, wir kennen die Gründe nicht und verurteilen niemanden dafür – auch wenn es mir unbegreiflich ist, einen Menschen, direkt neben einem Eingang zu übersehen, der dort schläft.

Nach ein paar Mal „Hallo“ sagen, guckte ein Kopf aus dem Schlafsack heraus und nach einem kurzen Gespräch, wussten wir dann a. dass es dem Menschen „gut“ ging und b. das er nichts haben wollte, weil er nach seine Aussage alles hätte.
„Ich habe alles, ich habe auch einen Job und ich gehe regelmäßig zur Arbeit, nur habe ich eben keine Wohnung und deshalb schlafe ich hier“, sagte er uns.

Das passiert sehr vielen Menschen, hier bei uns nicht all zu vielen aber in anderen Großstädten, wie Berlin, Hamburg etc. umso mehr. Die Menschen gehen arbeiten, bekommen aber auf Grund von sehr hohen Mietpreisen oder eben auch mangelnden Wohnraum, keine Wohnung, so dass sie nach der Arbeit, dann obdachlos sind.
Ich glaube sogar, dass dieses Thema in den nächsten Jahren noch mehr wird – wo es bereits jetzt schon wenig Wohnungen gibt, wird es dann in wenigen Jahren noch weniger Wohnungen geben, die überhaupt bezahlbar sind.

Danach fuhren wir von dem Ort weg, der tief im Wald lag, jedoch – wenn man mal beide Augen zugedrückt hat, mit dem Auto erreichbar war – das merkwürdige an der Sache war nur, dass wir einen vollkommen anderen Hinweg nahmen, denn als wir zurückfuhren, sah plötzlich irgendwie alles anders aus, aber auch das meisterten wir und fanden dann irgendwann den Weg in die Stadt zurück.

Weil wir dann auch schonmal in einer Stadt waren, die wir regelmäßig anfahren, schauten wir noch nach einigen uns bekannten Gesichtern, bevor wir dann die Heimreise antreten wollten, als uns dann die nächste Meldung erreichte, der wir natürlich auch noch nachgefahren sind.

„Ich habe unglaublichen Hunger, wann könnt ihr das sein – mein Magen knurrt so laut, dass mich die Leute schon böse anschauen, weil sie denken – ich knurre sie an“

Dauert nicht lange, dann sind wir da und es dauerte auch gar nicht lange, dass wir dem knurrenden Magen, etwas zu essen anbieten konnten.

Daraufhin folgte noch ein längeres Gespräch und wir durften auch noch zwei weiteren Menschen etwas Gutes tun und auch hier haben wir das Knurren im Magen verjagt.

Dann wurde uns erzählt, dass einen uns ebenfalls bekannte Dame in den letzten Tag mit nur 43 Jahren verstorben sei. Sie hatte auf Grund ihres sehr starken Alkoholkonsums eine Leberzirrhose bekommen und diese hat ihr letztendlich das Leben gekostet.

Wieder eine Person verstorben, die all das was sie in ihrem Leben erlebt hat, mit etwas beseitigen wollte, dass nicht zu deinem Freund wird, sondern sich früher oder später, als dein Feind herausstellt.
Alkohol – nimmt dir nicht deine Sorgen – er dämmt sie eine Zeit ein aber dann, wenn es fast schon zu spät ist, stellt sich heraus – das Sorgen schwimmen können und den Absprung zu schaffen, was einem „scheinbar“ Wärme schenkt und manche Dinge für einen Augenblick vergessen lässt, ist oftmals eine Einbahnstraße, die man ohne fremde Hilfe nicht allein schafft zu besiegen.

In diesem Sinne, unser herzlichstes Beileid und auf das du da, wo du nun bist, vielleicht in einer besseren Welt angekommen bist als in der, in der wir leben!