Menschen zu helfen

Beinahe hätte ich es vergessen, der Bitte meiner Mutter nachzukommen und Oma eine Kerze auf ihr Grab zu stellen, denn die Nacht von gestern auf heute hat mich ziemlich getriggert und das soll schon was heißen, wenn nach 7 Jahren, die ich in diesem Ehrenamt nun tätig bin, mich manch eine erlebte Situation so dermaßen runterzieht, dass ich nach einer Tour erst gar nicht schlafen kann und dann irgendwann umfalle, wie ein Stein.

Es gibt sie eben, diese Situation, die auch uns noch so die Füße unter dem Boden wegziehen, dass wir erstmal durchatmen müssen, um überhaupt wieder auf die Beine zu kommen.

Irgendwann dann, als ich wieder wach wurde und mir die Bitte meiner Mutter wieder durch den Kopf ging, fuhr ich los, um mal wieder ein Gespräch mit Oma zu führen – ihr eine Kerze anzuzünden – ihr zu sagen, dass die Welt irgendwie nicht besser wird, dass sich sehr vieles verändert hat, seid dem sie nicht mehr da ist und das ich jeden Tag versuche, dass umzusetzen, was sie mir gelernt hat.

Menschen zu helfen

Auf dem Weg zu ihr, sah ich am Straßenrand eine Person liegen, die sich gerade hinsetzte und es sich auf ihrer Decke, wie man das auch immer sehen möchte, gemütlich machte.

Was also tun? Wenden? Hinfahren – fragen, ob alles in Ordnung ist, ob etwas gebraucht wird – vielleicht ein Kaffee oder auch eine Suppe.

Wasser hatte ich zwar keins dabei aber ringherum waren ja genug Wohnung, wo ich hätte klingeln können.

Es war aber alles ok und so fuhr ich weiter.

Dann kam ich bei Oma an, doch viel Zeit zum quatschen blieb uns heute nicht, denn ich bekam eine Meldung aus Hagen, eigentlich nicht unser Tag – denn auch wir haben einen Tag, an dem wir mal ausschnaufen müssen, wollen, würden – wie auch immer – aber diesen Tag kennen die Menschen nicht, die unsere Hilfe brauchen.

Also – Jens angerufen – abgeholt – Wasser heiß gemacht – auf zu dem Ziel.

Dort angekommen, freuten sich dann zwei Gesichter über je eine Terrine, eine Flasche Wasser und auch eine Isomatte und einen Schlafsack.

Einer von ihnen zeigte uns seine Schuhe, die wir ihm gekauft hatten und schwärmte davon, wie unglaublich warm und gemütlich sie sind.

Und dann setzten wir uns ins Auto, als jemand an die Scheibe klopfte und uns fragte, ob wir ein paar Meter weiter, versteckt hinter parkenden Bussen schauen könnten.

Keine Frage – einmal quer über den Bahnhofsvorplatz – Warnblinklicht an und auf zu einer weiteren Person, der wir eine Suppe reichen durften und auch hier kam ein Schlafsack und eine Isomatte herzlich an.

Der Passant, der daneben saß, traute seinen Augen kaum, was man so alles in einem Auto haben kann und feierte uns so laut stark, dass wir uns dann irgendwann wieder verabschiedeten und uns wieder unsichtbar machten.

Danke Jens, dass du mich begleitet hast – wie immer flexibel und da, wenn man dich braucht.

Jetzt ist es mittlerweile wieder 21:40 Uhr – ich sitze hier und schreibe Euch den Bericht und gleich setze auch ich mich auf mein Sofa, zünde wie fast jeden Abend eine Kerze für meinen verstorbenen Hund „Ben“ an und werde dann mal noch eine Runde mit den Beiden – Oma und Ben über dies uns das reden.

Euch allen noch einen schönen Abend.