Egal wie gerne man Gutes tut

Egal wie gerne man Gutes tut, manchmal muss man sich einfach mal Zeit für sich selbst nehmen. Aus diesem Grunde habe ich mich in den letzten Wochen etwas zurückgezogen und habe das Nächtliche rausfahren mit Unsichtbar pausiert.
 
Privates geht, egal wie gerne man die Vereinsarbeit auch macht, immer vor. Umso mehr habe ich mich gefreut, heute mal wieder mit Unsichtbar raus fahren zu können.
 
Kurz vor 8 Uhr abends schnell den Staub von der grünen Jacke abklopfen, Schuhe anziehen und dann geht es schon los Richtung Lager, erstmal den Wagen bestücken.
 
Heute geht es mit Andreas raus auf die Straße Richtung Hagen. Wie jeden Donnerstag trafen wir uns zu Beginn unserer Tour mit 2 großartigen Menschen vom Roten Kreuz, die uns mit einer warmen Suppe für die Menschen da draußen auf der Straße begleiteten. Man kann gar nicht oft genug sagen, wie großartig diese Unterstützung durch das Rote Kreuz ist. An dieser Stelle einen herzlichen Dank für euren Einsatz!
 
Wir fuhren erstmal einige uns bekannte Orte an, an denen sich üblicherweise uns bekannte Menschen aufhalten. Mehr als ein paar verlassene Schlafstellen fanden wir aber leider diesmal nicht vor.
 
Ein uns bekannter Schlafplatz eines Obdachlosen war zudem neuerdings mit einem abgeschlossenen Tor versperrt. Demnach trafen wir auch hier niemanden an. In der Innenstadt stießen wir später dann doch noch auf einen uns bekannten Menschen, der sich sehr über eine warme Suppe freute, ansonsten war erstmal niemand für uns zu finden. Vermutlich lag das an dem Regenwetter, denn bei so einem Wetter suchen die Menschen sich besser geschützte Orte und sind demnach für uns schwerer zu finden.
 
Zu guter Letzt fuhren wir dann den Hauptbahnhof an. Dort trafen wir auch gleich überraschend viele bekannte Gesichter an. Wir führten Gespräche mit einem (laut eigener Aussage) Zeitreisendem aus einer anderen Galaxie, der sich sorgen machte, sein außerirdischer Körper könnte die Suppe vom Roten Kreuz evtl. nicht vertragen. Wir wagten trotzdem den Versuch und siehe da – sein Körper konnte super mit dieser Irdischen Speise zurechtkommen. Da haben wir alle nochmal Glück gehabt.
 
Wir schauten uns im Nahbereich noch etwas um und fanden dabei auch noch, dass ein oder andere uns bekannte Gesicht. Auch hier wurde unsere Hilfe in Form von Essen, Trinken und warmen Socken dankbar angenommen.
 
Nach und nach kamen am Bahnhof immer mehr hungrige und durstige Menschen zu unseren beiden Autos und freuten sich über Suppe, Getränke und süßes und auch über das ein oder andere Gespräch. Als wir schon halb in Aufbruchstimmung waren kamen aus dem Dunkeln dann noch 2 ausgehungerte junge Frauen an unsere Autos und fragten, ob sie etwas zu essen haben könnten. Natürlich halfen wir auch hier den Hunger wenigstens für die nächsten paar Stunden zu besiegen und zu der Suppe gab es für später noch etwas Süßes mit.
 
Anschließend kam noch ein uns bekannter junger Mann zu uns, der zwar (noch) eine Wohnung hat, aber trotzdem hilfsbedürftig ist. Auch ihn versorgten wir mit was zu essen und für seine Frau bekam er auch noch was mit auf den Weg. In dem daraus folgenden Gespräch erzählte er uns wie es aktuell in seinem Leben so läuft und zählte die verstorbenen Obdachlosen aus seinem Umfeld auf, die die letzten Monate nicht geschafft haben. Wir kannten nicht alle Namen davon, aber alleine die Anzahl der Namen, die er nannte hat schon sehr nachdenklich gemacht. Das Leben auf der Straße ist hart und gnadenlos. Leider gehört es zum Alltag, dass Menschen das nicht schaffen.
 
Und auch wenn so ein Schicksal nicht selten ist und uns immer mal wieder begegnet, dran gewöhnen kann und will man sich nicht. Das sind diese unschönen Momente, die einen auch im Nachhinein noch beschäftigen…
 
Dann erzählte der junge Mann noch von seiner Waschmaschine, die er in der Vergangenheit von uns bekommen hatte. Sie funktioniert schon nach wenigen Monaten nicht mehr. Auch hier hörten wir nicht nur zu sondern gaben direkt unsere Visitenkarte mit, mit der Bitte sich bezüglich der Waschmaschine mit uns in Verbindung zu setzen. Auch dieses Waschmaschinenproblem werden wir bestimmt mit unserem Verein zufriedenstellend lösen können.
 
Damit fand unsere heutige Tour dann auch ihr Ende. Die leckere Suppe von unseren Rotes Kreuz Freunden hat so grade eben gereicht, um jeden satt zu bekommen.
Jetzt geht es auch für uns ins wohlverdiente Bett – nicht ohne sich nochmal bewusst zu werden, wie wertvoll ein warmes Zuhause, ein Bett und das ganze drum herum ist und dass das für viele Menschen nicht selbstverständlich ist diesen Luxus zu haben. Wenn es eins gibt, was ich durch so Touren wie heute mit auf meinem Weg nehme, dann ist es Dankbarkeit für die kleinen Dinge im Leben, die ich habe. Dankbarkeit für die Dinge, über deren Wert wir uns fast nie Gedanken machen.
 
Und Dankbarkeit darüber, dass die eigenen Probleme im Leben lächerlich sind im Vergleich zu den Sorgen und Nöten der vielen Menschen da draußen auf der Straße.
In diesem Sinne wünsche ich eine gute Nacht und geh jetzt endlich schlafen.
 
Arndt