Teamplayer

Weil wir #Teamplayer sind und neben unserem Engagement für die Straßenmenschen auch an Klima und Umwelt denken, gabelte mich Andreas daheim auf und wir fuhren gemeinsam zum Lager, wo Tanja schon auf uns wartete.
Ein schönes und sinnvolles Ritual ist die gemeinsame Vorbereitung auf die „Reise durch die Nacht“. Wasser heiß machen, Beladung des Fahrzeugs checken, da wo nötig ergänzen und kurz vor Abfahrt noch eine Tasse Tee.
Dabei wird dann der grobe Plan für die Tour besprochen und wir können uns schon ein wenig einschwingen. Ich (Olli) als relativer Neuling bekam sogar noch wertvolle Tipps in Bezug auf die persönliche Ausstattung für eine Tour mit auf den Weg: Ich weiß nun, dass das Mitführen eines gern auch schon gut abgelagerten Exemplars von Daucus carota, besser bekannt als Möhre, idealerweise griffbereit in der Känguruhtasche des Unsichtbar-Hoodies, sinnvoll und wichtig ist. Dass man durchaus besser ein Handtuch mit sich führen sollte, nicht zuletzt, wenn man nicht ausschließen kann (und wer kann das schon) unerwartet auf Bautrupps von Vogonen zu stoßen, das war mir schon bekannt. Auf die Erkenntnis in Bezug auf den Einsatzzweck einer Möhre im Direktzugriff sollte ich aber noch warten müssen.
Unsere erste Station machten wir im EN-Kreis. Wir hatten mit einem Straßenmenschen, der eigentlich eher ein Waldmensch ist, ein Treffen verabredet. Wir wussten schon, dass der Herr recht zurückhaltend ist und manchmal kurzfristig seine Pläne ändert, daher waren wir nicht enttäuscht, als wir am Treffpunkt ankamen und auch nach einem „Wir-sind-da“ Anruf und einer Nachricht kein Treffen zustande kam. Wir werden wieder Kontakt mit ihm aufnehmen und hoffentlich erfahren, dass alles soweit OK ist.
Dann ging es auf nach Wuppertal, wo wir bei schon ansatzweise frühlingshaften Temperaturen von Wuppertaler Sprühregen begrüßt wurden. Die erste Station war bei einer Dame, die wir bei einer Tour zu Beginn der Woche kennen lernen durften. Eine wache Mitmenschin war auf die Dame aufmerksam geworden und hatte uns gebeten, doch einmal nach ihr zu schauen.
Bei unserem ersten Treffen konnten wir schnell einen guten Kontakt aufbauen. Die Dame hätte gern einen Frauen-TOM gehabt, den wir zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Fahrzeug vorrätig hatten. Ehrensache, dass wir ihr bei der nächsten Gelegenheit den TOM mitgebracht haben.
Der TOM war natürlich gleich einer mit einem persönlichen Gruß aus unserer Aktion – eine klasse Idee, denn man konnte sehen, dass eine kleine Karte ein großes Lächeln schenken kann. Die Dame hat sich nicht nur darüber, sondern auch über eine Terrine und etwas Süßes sehr gefreut. Bei einem wirklich netten Gespräch erfuhren wir, dass Sie mit Ihrem Suchtberater viel Energie in die Anmietung einer Wohnung investiert. Wir wünschen ihr dabei ganz viel Erfolg, werden aber sicher bei der nächsten Tour ins Tal wieder nach ihr schauen.
Danach ging es zu einer Stelle in einem Park, an der wir ab und an Straßenmenschen treffen können. Diesmal fanden wir gut versteckt in einer Gebäudenische einen freundlichen Herrn aus Moldawien, dem wir trotz Verständigungsschwierigkeiten glücklicherweise gut zeigen konnten, dass Menschen in froschgrünen Jacken nichts sind, vor dem man sich fürchten muss. Eine Terrine und ein Eistee taten ihr übriges und wir machten uns wieder auf.
Unser nächstes Treffen galt einem Menschen, den wir schon länger kennen, der aber ganz zufrieden in seinem Zelt lag und nichts brauchte. Schon auf dem Weg zum Auto fiel mir ein Mensch auf, der in unsere Richtung lief und etwas unsicher nach uns schaute. Intuition ein und freundlich gefragt, ob wir etwas tun können. Der Herr war tatsächlich ein Straßenmensch, den wir noch nicht kannten. Unser Angebot an Terrinen war heute nichts für ihn, aber mit einem Wasser konnten wir helfen.
Unsere nächste Station war bei einem Herrn, den wir alle besonders gern besuchen. Trotz aller Probleme und allen Elends ist er immer so unglaublich freundlich und zeigt uns ganz einfach, dass es ihm gut tut, dass wir ihn besuchen und etwas Zeit für ihn haben. Auch heute durften wir ihn mit einer Terrine und etwas Süßem versorgen.
In der Fußgängerzone trafen wir dann auf einen weiteren Herrn, dessen bevorzugten Schlafplatz wir schon kennen. Eine Terrine und ein Kaffee haben hoffentlich geholfen, die regnerische Nacht wenigstens ein klein wenig besser zu machen.
In der Nähe des Elberfelder Bahnhofs trafen wir auf einen Herrn, der sein Fahrrad mühsam und langsam schob. Wegen des Regens konnten wir zunächst nicht sofort erkennen, dass wir hier auf einen Straßenmenschen getroffen waren, den wir vor zwei Wochen kennen lernen durften. Klar, dass wir gefragt haben, ob wir ihm etwas Gutes tun können. Er war bös gestürzt mit seinem Fahrrad, aber das Angebot, medizinische Hilfe zu rufen mochte er dann doch nicht annehmen. Wir respektieren solche Entscheidungen, konnten aber dann doch mit einem neuen Schlafsack und einem Eistee noch ein wenig helfen.
Auf dem Rückweg schauten wir noch an einer seit längerem bekannten Stelle vorbei, an der wir auch tatsächlich ein Zelt fanden. Auf unsere leise Anfrage, ob jemand zu Hause sei, bekamen wir aber keine Antwort. Der Bitte von Tanja, doch den Platz mit der Taschenlampe einmal zu erhellen, damit für unser Archiv ein Foto gemacht werden konnte, kam ich gern nach und wurde dafür zum Anleuchter des Abends erkoren.
Verstanden habe ich allerdings „Armleuchter“, was ehrlich gesagt an dieser Stelle sicher auch passend war. Möglicherweise doch irgendwo dort aufhältige Beobachter mögen sich über drei grün gewandete #Teamplayer, die mit Lachbauchschmerzen einen Docker entern gewundert haben, aber anyways.
Auf dem Rückweg gen Lager schauten wir in einem Parkhaus vorbei und trafen dabei einen Herrn an, den wir bereits kannten, fanden aber auch einen weiteren Herrn vor, den wir bisher noch nicht getroffen hatten. Wir durften die heitere Stimmung der beiden mit heißer Terrine, Tee und Eistee noch ein bisschen unterstützen und der aus Masuren stammende Herr machte Tanja derart charmant Komplimente, dass es eine reine Freude war.
Zum Abschluss der Tour machten wir noch kurz Station in einem berühmten schottischen Spezialitätenrestaurant, um uns dem Ritual einer kleinen Süßigkeit hinzugeben. Nun endlich wurde mir der Sinn der mitgeführten Möhre enthüllt. Andreas präsentierte stolz sein botanisches Zubehör, was Tanja mit einem nicht mehr ganz im Originalzustand befindlichen Schokokeks konterte. Leider war die gastliche Stätte zu nachtschlafender Zeit nur noch spärlichst besucht, so dass viel zu wenig Mitmenschen Zeugen dieser Darbietung werden konnten. #Teamplayer können nämlich nicht nur mit Zeit, Terrinen und viel Herz helfen, sondern auch mit einer an gewisse Ikonen des Kinderfernsehens der 70’er erinnernden Performance spontan die Nacht rocken. Und genau so, liebe Leserinnen und Leser, macht man das.
Der restliche Rückweg mit Ernie und Bert war dann kurz und ausnahmsweise ereignislos. Waschbär und Gürteltier hatten sich wahrscheinlich wegen des Wetters bereits zurückgezogen oder warten auf Holger, daher nur kurz im Lager den Wagen ausgeräumt und ab nach Hause. Es war eine gute Tour mit fantastischen #Teamplayern.