Möglichkeiten

Wenn es mal jemanden nicht gut geht, findet sich ein anderer der einspringt – auch das gehört zu uns, wenn wir uns Teamplayer nennen.

So wie es auch heute der Fall war, es kann eben nicht immer allen gut gehen – hin und wieder hat jeder mal was, was aber wieder einmal zeigt, dass auch nur wir Menschen sind.

Und wenn der Schlaf dann mal wieder einkehrt, dann haben wir jetzt das neue Zaubergetränk gefunden, was uns nochmal so richtig Schub gibt, gar nicht mal so brutal aber es belebt den Geist und ab und zu, wenn es nicht gerade mal ein Gürteltier in der Nacht ist, sondern wie heute ein Waschbär, der sich letztendlich als Fuchs herausstellt, dann ist alles im grünen Bereich.

Olli ist quasi der Mensch der Club-Mate nicht nur ins Gespräch brachte, sondern damit auch eine leckere Möglichkeit aufzeigte, die den Schlaf vertreibt, so dass die Augen sich von selbst öffnen und der Geist sich auf das Wesentliche konzentrieren kann.

Olli war es auch der mich heute auf unserer Tour begleitete, sowie auch Jörn, der neu dazu gestoßen ist und sich unser Ehrenamt, dort draußen auf der Straße einmal anschauen wollte.

Angefangen haben wir in Gevelsberg bei einer jungen Dame, für die der Monat einfach noch zu viel Tage hatte, für das wenige Geld, dass ihr im Moment zur Verfügung steht. Dazu aber mehr in einem weiteren Bericht.

Im Anschluss daran sollte es eigentlich zu dem Mann aus dem Wald gehen, der aber bat uns darum, an einem anderen Tag nach ihm zu schauen, weil er sehr müde war und gestern früh schlafen gehen wollte.

Darauf hin fuhren wir nach Hagen und im Hinterkopf war da dann auch noch die Meldung aus Wuppertal.

In Hagen angekommen, trafen wir auf das eigentliche Highlight des heutigen Abends – denn an einer ziemlich versteckten Stelle, zu der wir immer hingehen und schauen, ob jemand vor Ort ist, trafen wir heute dann auch wieder jemanden an, der Olli und Jörn zu unserem Fahrzeug begleitete und als er mich sah nicht mehr anders konnte, als mich in den Arm zu nehmen.

Letzteres machen wir in der Regel nicht, aber manchmal bleibt uns gar nichts anderes übrig, da wird uns die Hand gereicht und kaum versieht man sich, zieht einen diese Hand, an die andere Person dran und man drückt einen Menschen, ohne das eigentlich gewollt zu haben.

Er hatte sich herzlich darüber gefreut und als Olli ihm eine Terrine mit Kartoffelpüree angeboten hatte, war dann seine Freude ohne Grenzen.

Ob er noch eine haben möchte, fragten wir ihn – was er aber verneinte. Die letzten Tage habe er kaum bis gar nichts gegessen und wenn er seinen Bauch jetzt überfordern würde, wäre das nicht so gut in seiner Situation.

Und dann fanden wir in einem Gespräch, welches wir mit allen Straßenmenschen in aller Ruhe führen, heraus – was er noch so alles brauchte und dass wir das auch noch alles an Bord hatten, ließ ihn schon fast zu Tränen rühren.

Ein TOM, ein Hygienebeutel, Isomatte, Rucksack und weil jeder Mensch, der auf der Straße lebt, verrückt nach ganz viel Zucker ist, oben drauf noch eine Schokolade.

Im Gespräch danach, auf der Tour, die wir dann weiterführten, waren wir uns alle drei einig, dass diese Blicke von ihm tief in unserem Herzen verschwanden und seine Worte der Dankbarkeit uns bestimmt noch ein paar Tage begleiten werden.

Dann ging es noch zu ein paar weiteren Stellen, an denen wir aber niemanden finden konnten und so machten wir uns dann kurz um, auf den Weg nach Wuppertal.

Dort angekommen, fuhren wir zuerst zu der Meldung – eine Dame hat es sich in einem Hauseingang wohnlich eingerichtet, was die Bewohner des Hauses aber wiederum nicht für ganz so optimal hielten.

Die Frage war, ob wir sie in einem Gespräch nicht dazu bringen könnten in eine Unterkunft zu gehen, was wir dann auch taten, was uns aber nicht gelingen sollte, weil sie sich da, wo sie für den Augenblick einen Ort der Ruhe fand, ganz wohl fühlte und in einer Unterkunft nur schlechte Erfahrungen gemacht hatte – wäre eine Unterkunft, keine Option für sie.

Ein nochmaliges Fragen haben wir dann gelassen, denn zu schnell kann man Vertrauen, dass man erst einmal aufbauen muss, auch ganz schnell wieder vernichten und wenn das passiert ist, dann hilft auch kein Sekundenkleber – weg ist dann weg.

Und dann sollte es eigentlich nach Hause gehen aber unser Bauchgefühl riet uns, dann doch noch kurz durch die Stadt zu fahren, in der wir einigen Menschen begegnen sollten, sowie auch der Dame von Samstagnacht, die sich wie immer über unseren Besuch gefreut hat und langsam mit uns warm wird.

Letztendlich waren es viele, viele glückliche Gesichter, sowie auch der Herr – der in einem Markt sein Handy aufgeladen hatte und den ich ansprach, ob er obdachlos sei und er mich fragte, wie ich darauf käme?

Nun ja, sagte ich – es gibt nur zwei Möglichkeiten.

Möglichkeit 1. wäre – Er habe seinen Zug verpasst
Möglichkeit 2. wäre – Er würde mit seinem vollgepackten Rucksack nicht dort sitzen, sein Handy laden und durch die Weltgeschichte schauen, wenn er nicht höchstwahrscheinlich obdachlos wäre.

Möglichkeit 2. gab er dann als Treffer an.
Manchmal hilft es einfach mal zu fragen und wenn man dann vollkommen daneben liegt – dann ist das ebenso – in dem Fall durften wir dem Herrn dann auch mit einem Schlafsack eine Freude machen.

Danach ging es noch zu einem weiteren Herrn, der sich wie immer herzlich und dass mehrmals für unser Erscheinen bedankte und dem es guttut, wenn wir dann in der Nacht nach ihm schauen kommen.

Nachts ist eben alles anders, als dann wenn es noch hell ist.

Irgendwann sind wir dann Richtung Lager gefahren und auf dem Weg dorthin, sah Jörn zwei Menschen in einem Eingang sitzen, also Fahrzeug drehen – Warnblinklicht an und gucken gehen und auch hier konnten wir mit Schlafsäcken, in die sich die Dame sofort einmuckelte und weiteren Sachen, wie Terrinen und Kaffee helfen.

Bisher ist Jens und Dr. Prof. Adlerauge aber Jörn könnte da sogar mithalten, denn weder Olli noch ich, hätten die beiden Personen, dort sitzen gesehen. „Chapeau“

Und dann ging es nach Hause, unterwegs dann noch den Waschbär gesehen, der ja eigentlich ein Fuchs war, danach noch kurz nach dem Gürteltier Ausschau gehalten, das ja eigentlich gar kein Gürteltier war, sondern eine Papiertüte und dann – ja dann war Feierabend und nach einem kurzen Feedback des Abends beendeten wir dann unsere heutige Tour.

Anmerkung:
Alle #tabubrecher, die wir zeigen, haben uns in einer Einverständnisserklärung bestätigt, dass sie mit der Veröffentlichung Ihres Bildes einverstanden sind.