Noch während des Telefonates fing der Herr an zu stöhnen und zu krampfen.

Ein Tour Bericht von Tanja (Tagliatella Carbonare), Jens und Thorsten
Wenn wir in die Nächte hineinfahren, wissen wir nie was uns dort draußen erwartet.
Menschen, denen wir begegnen, sind oftmals die, die wir kennen, doch begegnen wir auch sehr oft neuen Gesichtern, die unsere Hilfe gerne annehmen.
Hilfe die wir bis tief in die Morgenstunden leisten – Hilfe die wir im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis und Städten, wie Wuppertal, Hagen, Velbert und Bochum anbieten.
In Hagen trafen die Drei auf eine Dame und ihren Bekannten, eigentlich wollte sie schon lange wieder ins Krankenhaus, aber sie findet immer wieder irgendwas, dass sie dann doch nicht dahin gehen muss, wobei es wirklich kurz vor 12 für sie ist und der stationäre Aufenthalt, so sehr dringend für sie sein würde.
Runter von der Straße, in ein warmes Bett mit regelmäßigen Mahlzeiten – davon träumen viele aber wie auch in dem Fall, ist sie nicht alleine und wird von einem Bekannten begleitet, den sie nicht alleine lassen möchte.
Treue und Verbundenheit, auch wenn es hier der falsche Weg ist, leben diese Menschen dort draußen, sowie es unsere „gesunde“ Gesellschaft, schon lange nicht mehr kennt.
Wenn es dann sein muss, bleiben sie bis zum letzten Atemzug, bei denen, die sie begleiten, nur um sie nicht alleine zu lassen, da draußen auf der Straße.
Bei einer heißen Suppe und heißen Tee, versuchten die drei ihr nahezulegen, dass es für ihr Leben wichtig ist, den Weg in die Klinik anzutreten, scheiterten dann aber doch an ihrer Grundeinstellung, niemanden zurückzulassen.
Danach trafen die Drei auf weitere obdachlose Menschen und auch hier durften sie helfen und als sie weiterfuhren, begegneten sie einer weiteren Person, der ihr letzte Hab und Gut geklaut wurde.
Alles weg – der Schlafsack, die Isomatte und ganz schlimm für sie war, dass die Geldbörse auch gestohlen wurde. Es ging ihr aber eher weniger um die Geldbörse, sondern um den Inhalt dieser, denn dort war ein Foto ihres Sohnes enthalten, dass sie sich immer anschauen durfte, wenn es ihr nicht gut ging und nun habe man ihr auch das genommen, was ihr ganz zum Schluss noch geblieben war.
Die Drei setzten sich zu ihr und sprachen eine lange Zeit mit ihr und gaben ihr neue Sachen, wie beispielsweise einen Schlafsack und auch eine Isomatte, doch das Wichtigste konnten sie ihr nicht ersetzen.
Die Erinnerungen in Form eines Fotos an ihren Sohn.
Danach ging es quer durch den Ennepe-Ruhr-Kreis weiter nach Wuppertal an eine weitere Stelle, doch dort fanden die Drei erst einmal niemanden und so machten sie sich auf, um die versprochenen Döner zu kaufen, die wir am Sonntag versprochen hatten, zu besorgen.
Eigentlich wollten wir am Sonntag schon die Mägen mal so richtig pralle füllen aber an dem Tag, waren alle schon gesättigt und freuten sich dann auf den kommenden Tag.
Die Dame, der wir am Sonntag eine Winterjacke schenken durften, schlief bereits tief und fest, was selten ist, denn sie ist meistens ziemlich aufgekratzt – nicht negativ und auch nicht unfreundlich – einfach nur wie ein Wirbel im Wind, der nicht zur Ruhe findet.
Die beiden anderen freuten sich umso mehr über das Versprechen, dass wir zum wiederholten Male eingehalten hatten, sie kennen es gar nicht anders von uns. Wenn wir etwas zusagen, dann passiert das entweder nur wenige Stunden später oder spätestens am nächsten Tag.
Wir könnten es auch gar nicht anders, wie schlimm wäre es für diese Menschen, wenn sie tagelang auf etwas warten müssten, was sie doch eigentlich so sehr dringend brauchen.
Das würde kein Sinn machen!
Da kommen dann wieder unsere Teams und unsere sehr gute Organisation ins Spiel, damit sowas erst gar nicht erst passieren kann.
Thorsten berichtet, dass die beiden sich sehr über die Döner gefreut hätten und uns zum wiederholten Mal für verrückt einstuften, sie bedankten sich das wir sie so gut versorgen, denn sie konnten sich erst nicht vorstellen, dass wir die Zusage von Sonntag tatsächlich eingehalten hätten, sagten aber im gleichen Atemzug, dass sie auch niemand anderen kennen würden, auf den sie sich so verlassen könnten, als auf uns.
Das tut gut
Dann gab es noch eine zusätzliche Überraschung.
Wir verteilen zukünftig auch 0,5 Liter Thermoskannen gefüllt mit heißem Wasser, die werden dann vor Ort wahlweise mit Tee oder Kaffee gefüllt.
Es ist eben was anderes – nur einen Becher Kaffee oder Tee in der Hand zu halten oder etwas mehr, wie in dem Fall eben diese 0,5 Liter, von den man dann eben etwas länger was hat.
Immer neue Ideen, die bei diesen Menschen sehr gut ankommen und uns freuen, dass wir ihnen damit ein kleines Lächeln mehr schenken dürfen.
Für die Zukunft, könnte man meinen, wird es dann eng mit dem Wasserauffüllen – was aber nicht der Fall sein wird, denn wir haben bereits in jeder Stadt eine „Wassertankstelle“ wo wir im Handumdrehen, frisches – heißes Wasser bekommen.
Auch eine Art Netzwerk, dass wir sehr zu schätzen wissen.
Dann geschah etwas, was die Drei zum Staunen brachte.
Einer der Herren, wollte den Döner erst essen, wenn das Team weg wäre, denn es würde sich nicht gehören, wenn er etwas essen würde und unser Team, ohne irgendwas dastehen würde.
Sein Anstand würde es ihm verbieten. Entweder essen alle zusammen oder eben nur einer alleine aber nicht einer alleine und die anderen schauen zu, dass bekam der andere Herr mit und sah das Ganze genauso, so dass unser Team erst wegfahren muss, damit das Abendmahl für die Beiden beginnen konnte.
Ist sowas nicht unglaublich, ich habe beim Schreiben des Berichtes, gerade Gänsehaut bekommen.
Und dann ging es weiter, auf Tour durch die Nacht, zu weiteren Menschen, die sich über Suppen und Kaffee freuten, gerne Süßes annahmen und sich über jemanden freuten, denen egal ist, wie spät es ist, denen nur eines wichtig ist und das ist helfen zu dürfen.
Dann wurde es ernst, denn auf dem Heimweg, entdecke Jens eine Person, die auf einem Tankstellengelände auf der Erde lag.
Er sprach nur polnisch, sodass eine Kommunikation nicht möglich war.
Allerdings lag er dort recht gekrümmt auf dem nackten Boden, seine Augen wirkten apathisch.
Nach Befragung der Kassiererin der Tankstelle, habe er wohl nur 2 Flaschen Bier gekauft und auch auf unser Team, machte er wohl keinen Eindruck, der vielleicht auf alkoholisierten Zustand, deuten lies, was aber auch vollkommen egal war, den dort brauchte ein Mensch dringenst Hilfe.
Den dreien kam die Situation äußerst ungewöhnlich vor und auf Grund das der Herr einen sehr gesundheitlich angeschlagenen Zustand vorwies, riefen sie dann sicherheitshalber einen RTW.
Noch während des Telefonates fing der Herr an zu stöhnen und zu krampfen. Die eingetroffenen Rettungskräfte, beschlossen ihn umgehenst ins Krankenhaus zu bringen.
Um den Sanitätern zu helfen, packten alle mit an, den Herrn auf die Trage zu legen, stoppten allerdings kurzfrsitig, da der Herr nun laut vor Schmerzen stöhnte und sich den Oberbauch hielt.
Ein Sanitäter drückte ihm leicht auf verschiedene Stellen am Bauch und die Reaktion in Form von erneutem Stöhnen und krampfen kam prompt.
Dann ging alles sehr schnell und mit vereinter Kraft, wurde der Herr dann in den Krankenwagen gelegt und unmittelbar danach ins Krankenhaus gebracht.
Nun ist er in besten Händen, wird hoffentlich schnell wieder gesund und von uns allen ein dickes Dankeschön an die Feuerwehr Wuppertal (die wir gerne verlinkt hätten aber irgendwie keinen Link gefunden haben) für die schnelle Reaktion und Hilfe.
Danach ging es für alle nach Hause und während die drei sich von der Tour erholen, fahren heute Abend Regine Sonnleitner und Olaf Schilling auf Tour, zu denen, die auf der Straße leben und von uns nicht allein gelassen werden, zu denen, die sich auf uns verlassen können, denen – denen wir etwas versprechen und diese Versprechen zeitnah erfüllen, zu denen die uns dann besonders brauchen, wenn die Welt bereits am Schlafen ist.