Jahresrückblick 2025

Jahresrückblick
(der sich leise wie ein Liebesbrief anfühlt)

Manchmal erzählt ein Jahr seine Geschichte nicht in Zahlen oder Terminen.
Sondern in Gefühlen.
In dem, was bleibt, wenn man abends die Augen schließt.
In dem, was man mitnimmt, ohne es einpacken zu können.

So war dieses Jahr bei UNSICHTBAR e.V.

Wir waren auch in diesem Jahr dort,
wo man nicht unbedingt hinschaut.
Wo Hilfe keine Bühne hat.
Wo Würde nicht erklärt, sondern gelebt wird.

Wir haben hingesehen.
Wir sind hingegangen.
Und wir sind geblieben.

Es war ein Jahr voller Bewegung.
Mit Momenten, die uns getragen haben.
Und mit solchen, in denen wir selbst tragen mussten.

Ein Jahr, das nicht leicht war –
aber ehrlich.
Nicht bequem –
aber wahrhaftig.

2025 war zudem ein besonderes Jahr.

Zehn Jahre UNSICHTBAR e.V.
Zehn Jahre Haltung.
Zehn Jahre Verantwortung.
Zehn Jahre Hilfe, die nicht fragt,
ob sie gesehen wird.

Wir haben dieses Jubiläum nicht gefeiert,
wie man Jubiläen feiert.
Wir haben es gespürt.
Still.

Zwischen zwei Gesprächen.
Zwischen kalten Händen und warmen Blicken.

Denn manches, was wirklich zählt,
braucht keinen Applaus.

Und doch gab es in diesem Jahr einen Moment,
der von außen kam
und für einen kurzen Augenblick sichtbar machte,
wie außergewöhnlich dieser Weg tatsächlich ist.

Bei rund 17 Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen
werden insgesamt nur etwa 2.500 Landesverdienstorden vergeben.

Das ist keine Nettigkeit.
Keine Symbolik für die Galerie.
Und ganz sicher kein Geschenk für Lautstärke oder Selbstdarstellung.

Es ist eine der höchsten Ehrungen dieses Landes.
Selten.
Streng geprüft.
Verliehen für Haltung, Ausdauer
und Verantwortung über viele Jahre hinweg.

Und ich habe einen dieser Orden erhalten.

Nicht als Ziel.
Nicht als Krone.
Sondern als Zeichen dafür,
dass leises, konsequentes Helfen gesehen werden kann.
Dass Arbeit, die keinen Applaus sucht,
eine Tiefe hat,
die bleibt.

Angenommen wurde diese Auszeichnung
nicht als Abschluss,
sondern als Verpflichtung.

Und vielleicht zeigt sich genau hier,
wie nah Freude und Leid
manchmal beieinander liegen.

Denn nur wenige Wochen später,
kurz vor Weihnachten,
kam der Einschnitt.

Das Feuer.
Der Verlust.

Ein Zuhause, Erinnerungen, Sicherheit –
plötzlich nicht mehr da.

Ein Moment, der alles still gemacht hat.
Und gleichzeitig gezeigt hat,
wie viel Menschlichkeit entstehen kann,
wenn man sie zulässt.

Der Winter kam.
Mit Kälte.
Mit Fragen.
Mit Entscheidungen, Hilfe manchmal leise zu leisten.

Nicht alles zu zeigen.
Nicht alles zu erklären.

Weil Würde keinen Applaus braucht.

Und doch war dieses Jahr reich an Licht.

Ein Weihnachtsmarkt folgte dem nächsten –
zu unseren Gunsten,
getragen von Menschen,
die ihr Herz nicht erst an der Kasse öffnen.

Benefizkonzerte fanden statt.
Musik, die mehr war als Klang.
Musik, die getragen hat.

Ein Abend in Schwelm.
Dudelsackmusik, die unter die Haut ging.

Und zum Abschluss das Konzert der Polizei Hagen –
ein Abend, der noch immer im Ohr liegt.
Nicht laut.
Aber tief.

Und da war auch Iss ’ne Currywurst wieder dabei.
Wie so oft nicht allein,
sondern eingebettet in eine Vielzahl von Menschen,
denen etwas eingefallen ist.

Menschen, die nicht gefragt haben,
ob man etwas machen kann,
sondern wie.

Die organisiert, ausprobiert, kombiniert
und neu gedacht haben.
Die Besonderes geschaffen haben,
um andere mitzunehmen.
Um zu begeistern.
Um noch mehr Menschen zu erreichen
und UNSICHTBAR ein Stück sichtbarer zu machen.

Natürlich gab es auch Brüche.

Menschen, die gegangen sind.
Nicht aus Versehen.
Nicht aus Unwissen.

Sondern weil Helfen manchmal bedeutet,
sich selbst zurückzunehmen.

Und weil es Menschen gibt,
denen genau das schwerfällt –
die eigene Fehler nicht bei sich suchen können
und sie deshalb lieber im Außen verorten.

Das gehört zur Wahrheit dieses Jahres.
Aber es bekommt hier nicht viel Raum.

Denn es beschreibt nicht,
wer wir sind.

Denn es gab auch die,
die gekommen sind.

Leise.
Ohne Forderungen.
Mit offenem Herzen.

Aus Begegnungen wurden Gespräche.
Aus Gesprächen Vertrauen.
Und aus Vertrauen Freundschaften.

Menschen, die nicht nur kurz stehen geblieben sind,
sondern geblieben sind.
Da waren.
Mitgetragen haben.

Getragen wurde dieses Jahr
von denen, die einfach da waren.

Von unseren Mitgliedern.
Von Menschen, die mit dem Herzen denken
und mit dem Mund singen.

Die organisieren, zuhören, anpacken.
Die bleiben, wenn es kompliziert wird.
Die Verantwortung nicht als Last sehen,
sondern als Teil von Gemeinschaft.

Ein besonderer Dank gilt
Beate Wachsmann – stellvertretend für viele.

Für Kraft, die trägt.
Für Klarheit, wenn es wackelt.
Für eine Energie,
ohne die in diesem Jahr
manches tatsächlich ins Stolpern geraten wäre.

Und immer wieder: Nupsi.

Dieses kleine, rote, herzliche Wollknäuel
mit Rüssel und Mut zur Andersartigkeit.

Nupsi ist mittlerweile kult geworden –
nicht, weil es perfekt ist,
sondern weil es ehrlich ist.

Nupsi ist kein Er.
Keine Sie.
Kein Es.

Nupsi ist einfach Nupsi.

Mit Nupsi erreichen wir Herzen.
Nicht nur die großen.
Auch die ganz kleinen.

Die, die die Welt noch rosa und blumig sehen.
Die noch glauben,
dass Helfen selbstverständlich ist.

Und wir sind uns sicher:
Wenn Kinder mithelfen,
wenn sie früh lernen hinzusehen,
zuzuhören und mitzufühlen,
dann kann diese Welt
tatsächlich ein kleines bisschen bunter werden.

Und während dieses Jahr leise zu Ende geht,
liegen auch schwere Gedanken in der Luft.

Die Obdachlosigkeit ist gestiegen.
Und sie wird weiter steigen.

Mehr Menschen.
Mehr Schicksale.
Mehr Verantwortung.

Das macht Angst.
Und es macht demütig.
Aber es macht uns auch wach.

Irgendwo zwischen dem letzten Tag dieses Jahres
und dem ersten des neuen
liegt etwas in der Luft.

Noch unausgesprochen.
Noch nicht festgezurrt.
Aber da.

Gedanken werden zu Skizzen.
Skizzen zu Papier.
Und Papier findet manchmal seinen Weg
an Orte,
an denen Zukunft entsteht.

Es geht nicht um mehr.
Es geht um weiter.

Nicht um schneller.
Sondern um richtig.

Vielleicht wird aus einer Idee ein Ort.
Ohne Tür.
Aber mit Wärme.
Mit Schutz.
Mit Zeit.

Nupsi weiß das längst.
Nupsi sagt nichts.
Nupsi lächelt nur ein bisschen.

Noch nicht.

Am Ende

Ich wünsche allen Menschen –
auch denen, die uns nicht mögen.
Vielleicht sogar ganz besonders ihnen.

Weil sie vielleicht noch nicht verstanden haben,
was Hilfe wirklich bedeutet.

Dass Nächstenliebe
nichts mit Angriff zu tun hat.
Sondern mit Zuhören.
Mit Aushalten.
Und manchmal auch mit Vergeben.

Ich wünsche allen Menschen
ein friedliches Jahr 2026.

Unserem Verein wünsche ich –
ganz ehrlich und ohne falsche Bescheidenheit –
eine Millionenspende.

Nicht aus Größenwahn.
Sondern aus dem tiefen Wissen heraus,
was möglich wäre.

Damit wir noch mehr Großartiges tun können.
Damit wir noch mehr Liebe versprühen dürfen.
Damit wir noch mehr zeigen können,
wie überlegte, gut durchdachte Hilfe aussieht,
wenn man Menschen nicht verwaltet,
sondern begleitet.

Ich wünsche allen Kranken Kraft.
Allen Lebensälteren Würde und Nähe.

Menschen mit Einschränkungen
Sichtbarkeit und Respekt.

Obdachlosen Schutz, Wärme
und einen Ort,
an dem sie nicht erklären müssen,
warum sie da sind.

Bedürftigen Sicherheit.
Armen Hoffnung.
Einsamen ein Gegenüber.

Und allen, die kämpfen,
jemanden, der still neben ihnen sitzt.

Mein Dank gilt dabei ausdrücklich
all den Menschen,
die in diesen und anderen Organisationen arbeiten,
die dort Verantwortung tragen,
die sich engagieren –
hauptamtlich oder ehrenamtlich.

Mein Dank und meine guten Wünsche
gelten ebenso unseren Kooperationspartnern
sowie all jenen Menschen und Einrichtungen,
die oft dann da sind,
wenn es für andere gerade nicht mehr weitergeht:

den Feuerwehren,
den Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitätern,
den Notärztinnen und Notärzten,
den Krankenhäusern und Kliniken,
den Pflegekräften, Krankenschwestern und Krankenpflegern,
den Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern,
den Sozialdiensten, Streetworkern und Beratungsstellen,
den Mitarbeitenden in Notaufnahmen,
den psychiatrischen und psychosozialen Diensten,
den Ordnungsämtern,
den Leitstellen,
dem Katastrophenschutz,
dem Technischen Hilfswerk
sowie allen Menschen in kommunalen Hilfs-
und Einsatzstrukturen.

Menschen, die bleiben,
wenn es schwer wird.
Die handeln,
wenn andere nicht mehr können.

Und die helfen,
ohne zu fragen,
wer man ist
oder warum man gerade Hilfe braucht.

Auch bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei
Mike Vormann von seoscheune.de –
der immer da ist,
wenn eines unserer Systeme abstürzt
oder wenn etwas Neues gedacht, gebaut
oder programmiert werden muss.

Still.
Zuverlässig.
Und genau dann,
wenn es darauf ankommt.

Und all denen,
die ich hier vielleicht nicht namentlich genannt habe –
nicht aus Vergessen,
sondern weil es inzwischen so viele geworden sind,
die mittragen, mitdenken und mithelfen.

Ich wünsche wirklich allen Menschen –
ohne Ausnahme –
Frieden auf Erden.

Holger Brandenburg
Gründer · Vorstand
Träger des Landesverdienstordens

Danke fürs Liken, Kommentieren, drüber sprechen und Teilen,
damit jeder UNSICHTBAR e.V. sichtbar macht
und wir gemeinsam Großes vollbringen können.

Ganz am Ende –
hier eine Möglichkeit,
die Million loszuwerden 😄

UNSICHTBAR e. V.
IBAN: DE97 4545 0050 0000 0218 32
Sparkasse an Ennepe und Ruhr