Was bedeutet eigentlich Weihnachten?
Was bedeutet eigentlich Weihnachten?
Und wer weiß das heute überhaupt noch?
Abgesehen davon, dass ein rot-weißer Mann mit Bart durch Werbung irgendwann lauter wurde als die leisen Geschichten davor.
Abgesehen davon, dass Nupsi gerade sehr ernsthaft darüber nachdenkt, was man zu Weihnachten eigentlich anzieht, wenn man weder schick noch geschniegelt sein will, sondern einfach man selbst.
Abgesehen von Lichtern, Listen, Terminen und Erwartungen.
Was bleibt dann?
Wenn man ganz weit zurückgeht, ganz leise wird, alles Überflüssige auszieht wie einen viel zu schweren Mantel, dann ist Weihnachten etwas sehr Unaufgeregtes. Kein Spektakel. Kein Muss. Kein „So gehört sich das“.
Ursprünglich ist Weihnachten ein Moment.
Ein Innehalten.
Ein Jetzt.
Es ist die Erinnerung daran, dass Hoffnung nicht laut beginnt.
Dass Liebe nicht geschniegelt daherkommt.
Dass etwas Großes oft in etwas ganz Kleinem anfängt.
Ein Kind.
Nicht mächtig.
Nicht perfekt.
Nicht fertig.
Und genau darin liegt vielleicht der Kern:
Weihnachten erzählt davon, dass Würde nichts mit Stärke zu tun hat. Dass Wert nichts mit Leistung zu tun hat. Dass Nähe nichts kostet – außer Mut.
Nupsi sitzt da, mit der Mütze schief, die Rumlümmelklamotten an, die Schnuffdecke griffbereit, und grübelt. Nicht, weil es kompliziert ist, sondern weil es weh tut, wenn man ehrlich hinschaut.
„Wenn Weihnachten Liebe ist“, denkt Nupsi,
„warum fühlen sich dann so viele Menschen gerade dann besonders allein?“
Vielleicht, weil Weihnachten uns einen Spiegel hinhält.
Einen sehr ehrlichen.
Es zeigt uns, was fehlt.
Wen wir vermissen.
Wo wir nicht hingegangen sind, obwohl wir es hätten tun können.
Wo wir weggeschaut haben, obwohl jemand gehofft hat, gesehen zu werden.
Und trotzdem – oder gerade deshalb – ist Weihnachten kein Urteil.
Es ist eine Einladung.
Eine Einladung, langsamer zu werden.
Weicher.
Aufmerksamer.
Nicht perfekt.
Nicht geschniegelt.
Nicht fertig.
Weihnachten sagt nicht: Du musst.
Es flüstert eher:
Du darfst.
Du darfst ankommen.
Du darfst müde sein.
Du darfst jemanden vermissen.
Du darfst jemanden in den Arm nehmen – oder wenigstens im Herzen.
Du darfst geben, ohne Applaus zu erwarten.
Du darfst lieben, ohne Bedingungen.
Vielleicht ist Weihnachten genau dort, wo jemand einen Platz frei lässt.
Am Tisch.
Im Herzen.
Im Denken.
Vielleicht ist Weihnachten da, wo jemand zuhört, ohne zu reparieren.
Wo jemand bleibt, obwohl es unbequem wird.
Wo jemand sagt: Ich sehe dich.
Und es auch so meint.
Nupsi zieht die Decke ein Stück höher, schaut freundlich, ein bisschen traurig, ein bisschen hoffnungsvoll – und denkt:
„Wenn Weihnachten wirklich etwas anziehen müsste,
dann wahrscheinlich nichts Glänzendes.
Sondern etwas Warmes.
Etwas Ehrliches.
Etwas, das sagt:
Du bist richtig. Genau so.“
Und vielleicht ist das alles.
Mehr braucht es nicht.
Weihnachten ist kein Datum.
Kein Kauf.
Kein Mann im roten Mantel.
Weihnachten ist ein Gefühl, das leise fragt:
Wie menschlich traust du dich heute zu sein?
Und jede Antwort darauf – so klein sie auch ist –
kann ein Anfang sein.