Es folgt ein langer Text – es war aber auch eine lange Tour!

Hallo und guten Morgen zusammen,
es folgt ein langer Text – es war aber auch eine lange Tour!
Jetzt erstmal einen Kaffee, dachte ich mir gerade, aber der ist dann wohl eher für all die geeignet, die gleich irgendwann aufstehen, als für uns – die gerade eben unsere heutige Tour beendet haben.
Wobei Kaffee vieles Gutes bewirken kann und so manch einem Menschen etwas Wärme schenkt oder einfach auch mal Menschen auf die Beine bringt.
Ich verzichte dann jetzt wohl aber doch lieber auf selbigen, weil direkt, nachdem ich Euch hier gleich den Bericht geschrieben habe, werde ich dann mal eine Runde in die Senkrechte gehen und mir eine Mütze voll Schlaf gönnen – genauso wie es wohl auch meine heutigen Begleiter Regine und Jens tun werden oder es bereits getan haben.
Danke an Euch beide, dass Ihr mit mir diese Tour gefahren seid.
Es ist einfach immer und immer wieder wichtig, ein Dankeschön auszusprechen, denn selbstverständlich ist es in keinster Weise, dass sich Menschen die halbe Nacht um die Ohren schlagen, um durch die Gegend zu düsen und bis in die frühen Morgenstunden, dort mit hinfahren, wo Menschen oftmals vergessen werden.
Und dafür an dieser Stelle, an all die Menschen, die unser Ehrenamt begleiten und leben, mein herzliches Dankeschön
Unsere Tour fing heute gegen 21:30 Uhr an und endete um ca. 5:30 Uhr – Acht Stunden durch die Nacht und das Ganze quer durch all die Städte, die wir befahren und das teilweise sogar doppelt.
Gestartet sind wir wie immer im Lager – Wasser kochen, Fahrzeug befüllen und Regine in Empfang nehmen – Jens holte ich bereits auf dem Weg ins Lager ab.
Danach ging es über Sprockhövel, nach Hattingen und danach in Richtung Bochum.
Hier durften wir auf unsere Fahrt durch die Stadt vier Kaffee, einen TOM und zwei Suppen verteilen.
An einer Stelle in Bochum trafen wir auf weitere Menschen, die sich ebenfalls um obdachlose Menschen kümmern und die gerade mitten in ihrer Vereinsgründung stecken, wie uns berichtet wurde.
Es folgte ein freundliches Gespräch und es ging auch darum, dass alle Menschen unterschiedlich sind und man ja auch nicht gleich heiraten muss, sprich jeder ist auf seine Art und Weise anders und man sollte einfach mal reden, bevor man über jemand anderen urteilt.
Denn wenn verurteilen schon unter Vereinen oder auch von noch zu gründenden Vereinen stattfindet oder ausgeht, wie urteilt man dann über die, die auf der Straße leben?
Gerne baten wir Ihnen unsere Unterstützung an, wenn Sie mal etwas brauchen würden, denn letztendlich kommt es auf die Menschen an, denen man helfen möchte und nicht auf irgendwelche Ungereimtheiten untereinander.
Letzteres wäre auch viel zu schade, wenn wir uns immer und immer wieder um ein gesundes Netzwerk bemühen und dieses durch irgendwelche Unstimmigkeiten, die ganz einfach geklärt werden könnten, diese einfach nicht zustande kommen würde und das durch ein einfaches Gespräch, was bestimmt viele Fragen und Antworten klären könnte.
Danke an dieser Stelle für das dort geführte Gespräch, vielleicht ein Anfang – wir werden sehen.
Danach drehten wir noch eine Runde durch Bochum und machten uns dann auf den Weg, zu einer Meldung nach Ennepetal.
Der Melder war sich nicht 100% sicher, dass wir dort, an der beschriebenen Stelle auch tatsächlich jemanden antreffen würden, aber es würde ihm eindeutig besser gehen, wenn wir doch bitte einfach mal nachschauen könnten.
Haben wir getan – nur war tatsächlich niemand vor Ort aber wir bleiben weiterhin am Ball und werden uns was diese Meldung angeht, in der nächsten Woche mit unseren Ansprechpartnern der Stadt einmal zusammenrufen und dem Ganzen auf den Grund gehen, denn da steckt noch mehr hinter.
Auch dieses Netzwerk ist sehr wichtig für alle Seiten und auch dafür an dieser Stelle unser herzlichstes Dankeschön.
Danach ging es nach Wuppertal – ok es war schon ziemlich spät aber genau die Uhrzeit ist es, wo wir von UNSICHTBAR e.V. auch erstmal richtig Gas geben, denn dann erreichen wir die, die dann letztendlich gar nichts mehr gefunden haben, wo sie dann eben unterkommen könnten.
Bei unserem ersten Stopp in Wuppertal sind wir zuerst einmal zu einem uns bekannten Herrn gefahren – Ihr erinnert Euch vielleicht?
Das war der Herr, der letzte Woche gekrampft hatte und den wir mittlerweile fast täglich besuchen, weil es uns eben am Herzen liegt, da nachzusehen, ob es ihm auch wirklich gut geht.
Wenn man dann ein Leben auf der Straße, als „gut gehen“ beschreiben kann.
Hier war aber soweit alles in Ordnung und er freute sich auch über eine Terrine und die jungen Menschen, die dort standen, fanden – dass was wir machen so gut, dass wir Applaus bekommen haben.
Ist uns so – auch noch nicht passiert.
Dann ging es in die Stadt, ein uns bekannter obdachloser Herr, der eigentlich immer am gleichen Platz schläft, war heute nicht da und auch hier werden wir unser Netzwerk am Montag fragen, ob bekannt ist, was mit ihm ist.
Danach ging es durch die Innenstadt, an die Stelle, an der Danny immer schlief, dort viel uns ein Herr auf, der in dem Gebäude lag und sich nicht bewegte.
Also raus aus dem Auto und einfach mal ansprechen.
Mit ansprechen war da aber nicht viel und mit dem Versuch ihn zu wecken, war dann auch nicht viel, er rührte sich einfach nicht.
Also war der nächste Anruf bei der Feuerwehr, die uns auch direkt einen Rettungswagen rausschickten, um nach dem Herrn zu schauen.
Die Momente bis zum Eintreffen, des RTW`s nahmen Regine sehr mit, denn es gingen gefühlt hundert Menschen genau an dieser Stelle vorbei. Einige sahen den Menschen gar nicht, andere lachten über ihn, andere schauten kurz und sagten – der lebt ja noch, dann kann es gar nicht so schlimm sein und gingen weiter.
Zwei jüngere Frauen blieben stehen und wollten ebenfalls etwas unternehmen, doch als wir sagten, dass wir bereits tätig geworden sind, atmeten sie auf und gingen weiter.
Wenigstens zwei Menschen von sehr vielen, die sich genau wie wir es taten, Sorgen gemacht hatten.
– Respekt an unsere Gesellschaft – in der Ignoranz, wohl an der Tagesordnung steht. –
Die Einsatzkräfte konnten den Mann dann wecken und ein kurzer Check ergab, dass es ihm gut ging und ein starker Kaffee, brachte ihn dann auch wieder auf die Beine.
Wie sich in einem Gespräch mit ihm herausstellte, ist er obdachlos und ein Schlafsack, eine Isomatte und ein TOM – brachte dann doch noch ein bisschen Glanz in seine Augen.
Danke an die Feuerwehr Wuppertal, auch für die freundlichen Umgangsweise, mit diesem Herrn.
Gerade als wir unsere Tour fortsetzen wollten, erreichte uns eine weitere Meldung aus Gevelsberg, in der es hieß, dass sich ein hilfloser Herr auf die Straße gesetzt hat und man ihn erstmal an den Straßenrand gesetzt habe, zudem viel wohl eine Dame auf, die in ein Gebüsch gefallen sei, weil sie nicht mehr wirklich Frau über ihre eigenen Beine war.
Für jemanden der sowas nicht gewohnt ist, sind zwei Fälle auf einmal einfach zu viel und da wir noch eine ganze Ecke weg waren, rieten wir dazu – die Polizei zu informieren.
Entweder wären die Einsatzkräfte vor uns vor Ort oder wir eben vor ihnen – letztendlich kamen wir ziemlich zeitgleich an und auch hier waren die Beamten sehr freundlich und wollten dem Herrn, der zuvor mitten auf der Straße einen Schlafplatz suchte, helfen – während wir uns in Absprache mit den Beamten, auf die Suche nach der Frau im Gebüsch machten.
Ende des Liedes war dann…..
Niemand lag im Gebüsch und der Herr verweigerte jegliche Hilfe, so dass wir uns letztendlich darauf absprachen, dass die Beamten, während wir unsere Tour nach Hagen fortsetzen, noch ein- zweimal nach dem Herrn schauten und wir dieses auf dem Rückweg ebenfalls tun wollten, was wir dann auch gemacht hatten – nur war der Herr dann später wie vom Erdboden verschwunden.
Hoffentlich geht es ihm gut.
In Hagen durften wir einem Herrn eine Terrine schenken, sowie zwei weiteren jeweils einen Kaffee und auch eine warme Suppe.
Und dann….
Dann hatte Jens, Hunger und wir sind über Gevelsberg, wo wir eben noch nach diesem Herrn geschaut hatten – in Schwelm in einem Fastfood Restaurant eingekehrt, welches mit einem großen gelben M Werbung macht.
Hier sprachen wir uns dann auch noch ab, noch einmal nach Wuppertal zu fahren – nochmal zu schauen, ob es dem Herrn, mit dem Krampfanfall auch wirklich gut ging aber auch wollten wir noch schauen, ob es dem Herrn aus der Bankfiliale gut ging.
Als wir uns gerade ins Auto gesetzt hatten, kam ein junger Mann auf uns zu der sein komplettes Kleingeld zusammengelegt hatte und uns dieses als Spende überreichte und sich für das was wir tun – herzlich bedankte.
Wir bedanken uns auch an dieser Stelle – was für eine schöne Geste.
In Wuppertal dann angekommen, fanden wir dann heraus. Dass es dem einen Herrn „gut“ ging, was uns beruhigte und wir dann weiterfuhren.
Den anderen Herrn haben wir dann aber nicht mehr gefunden und hoffen auch hier, dass es ihm gut geht und dann ging es nach Hause.
Wir wünschen Euch allen einen schönen Start in den Sonntag hinein – ich für meine Person, werde jetzt erstmal ein paar Stündchen schlafen und wenn ich mir dann irgendwann den Schlaf aus den Augen gerieben habe, werde ich und auch das gesamte Team von UNSICHTBAR e.V. wieder für die Menschen da sein – die sich über unsere Hilfe freuen.
Danke, dass wir helfen durften!