Ich tue was, dass ich eigentlich nicht tun sollte.
Ich tue was, dass ich eigentlich nicht tun sollte. 😱 Ich gucke mir einen Horrorfilm an.
Eigentlich geht das ja in Ordnung, solange die Tür abgeschlossen ist, die Decke soweit bis zur Nasenspitze hochgezogen ist, dass im Ernstfall nur ein kleiner Stubs reicht, um die Augen zu verdecken.
Dann wäre alles in Ordnung.
Und dann…
Dann ging das Telefon….
Einsatz: UNSICHTBAR e. V.
Uhrzeit 01:23 Uhr
Melder: Feuerwehr Hagen
Aufstehen, Tür öffnen – raus in die Dunkelheit. Jetzt nur nicht umdrehen… und nein, da kann kein astförmiges Monster stehen, das Menschen gerne in zwei Hälften teilt, sie dann an den Baum hängt, damit sie austropfen, und sie anschließend genüsslich verspeist. Also wirklich…
Wobei… mal ehrlich… wenn da wirklich so ein astiges Monster stünde, würde es mich vermutlich erstmal mustern und sich denken:
„Boah nee, heute nicht. Zu viel Mensch, zu wenig Hunger. Ich hol mir lieber nen Reh.“
Das ist alles nur ein Film… und doch merke ich, wie ich schneller werde…
Wäre da nicht das dicke Knie, das ich mit Schmerztabletten unter Kontrolle halte – ich wäre wohl gerannt.
Aber so humpel ich heldenhaft durch die Nacht, mit der eleganten Anmutung eines betrunkenen Pinguins, während mein Kopf mir einflüstert:
„Ganz ruhig. Monsterschmaus dauert bei deinem Umfang eh länger, da hast du genug Zeit zum Wegrennen.“
Ab ins Auto, Knöpfe runter – alles ist gut.
Abfahrt.
Bei dem Menschen angekommen, der – man mag es sich nicht vorstellen – bei 17 Grad fror.
Was aber gar nicht so an den Haaren herbeigezogen scheint.
Hey – bei 10 Grad sind Menschen schon erfroren. (Quelle: Deutsches Rotes Kreuz – Unterkühlung kann bereits bei +10°C auftreten, besonders bei Nässe und Wind)
Ein Schlafsack, eine Isomatte, 10 Minuten ein offenes Ohr – und es hätten auch 20 oder 30 sein können, weil es super interessant war. Aber er war hundemüde. Und ich irgendwie auch.
Danke, sagte er.
„Weißt du,“ sagte er zum Abschied, „wenn es nicht solche Menschen wie die von der Feuerwehr gäbe, die ja gar nicht für mich zuständig waren, die sich aber Sorgen machten und eine Lösung fanden… und gäbe es nicht solche Menschen wie euch, für die Hilfe eine Ehrensache ist… was würde dann aus dieser Welt nur werden.“
Er drehte sich um, als er sich auf den Weg machte, winkte und rief noch kurz:
„Ich danke euch für die Hilfe – und für die Hoffnung, die hoffentlich niemals stirbt.“
Ist doch auch mal schön, sowas zu hören, dachte ich mir, rief die Leitstelle der Feuerwehr Hagen an und gab eine kurze Rückmeldung.
Dann fuhr ich nach Hause – quasi in den Wald – wo der Parkplatz zur Haustür keine 100 Meter trennt. Aber Platz genug, dass das Monster mich erwischen könnte.
Wobei… wenn es mich fressen würde, müsste es danach erstmal drei Wochen Fasten machen.
Was natürlich vollkommener Bullshit ist…
Letztendlich zählt am Ende nur eins:
Wieder einmal durften wir helfen. Zu einer Uhrzeit, in der kaum noch jemand wach ist. Und wieder einmal hat sich unsere Philosophie bestätigt, wann und wieso wir erst dann helfen.
Und wenn ihr später ein astförmiges Wesen treffen solltet – ähm ach egal – schlaft gut.