2. Weihnachtstag

Heute ist der 2. Weihnachtstag – noch dazu sonntags – der planungsfrei bleibt, außer für Meldungen.
Wir wären heute nicht hinausgefahren, doch es ist bitterkalt da draußen. Und so fragte Olaf heute Mittag in die Straßenteam-Runde, ob jemand so spontan wäre, am Abend mit Frank rauszufahren.
Ich musste an das Bilderbuch „Die Sterntaler“ denken, welches ich am Heiligen Abend meiner Familie, nach dem Gottesdienst in der Kirche und dem gemeinsamen Essen, vorgelesen hatte.
Es ist zum Weihnachtsritual geworden, jedes Jahr eine andere schöne Geschichte zu lesen, welches unser Herz noch mal ganz besonders berührt.
„Ein kleines Mädchen zieht mutterseelenallein in die weite Welt hinaus. Es hat nichts als die Kleider an seinem Leib, ein Stück Brot – und ein grenzenloses Vertrauen auf den lieben Gott. Es verschenkt nach und nach alles, was es hat, zuerst einem hungrigen Mann das Brot, dann einem frierenden Kind die Mütze, einem Dritten die Jacke, einem andern das Röcklein und schließlich – “Es ist dunkle Nacht, da sieht mich niemand” – auch noch sein Hemdlein. Da aber fallen die Sterne vom Himmel als lauter Geldstücke und das Mädchen hat plötzlich ein Hemd an von allerfeinstem Leinen. Da sammelt es die Sterntaler hinein und ist nun reich sein Leben lang. Wer selbstlos ist, wird wieder, wie Gott ihn schuf, und ist jetzt wirklich reich.“ – Brüder Grimm
Unsichtbar e.V. – das gesamte Team – wir stehen alle für Hilfe im Hier und im Jetzt, ohne langes Nachfragen oder ewiger Bürokratie.
Ein so schöner Gedanke, es dem Sterntaler gleich zu tun. Wir freuen uns über das Strahlen der Menschen, denen wir begegnen, über ihr Lächeln und ihre tiefe Dankbarkeit. Und so saßen wir nur wenige Stunden später im Auto und fuhren gemeinsam nach Hagen.
Hagen schien, allerdings wie leergefegt, zwar ist der Weihnachtsmarkt noch bis zum 30.12. geöffnet, viel los war aber nicht. Auch angefahrene Plätze und Wohnzimmer waren leer.
Einige Menschen waren noch unterwegs oder über die Feiertage irgendwo bei Freunden oder Bekannten untergekommen, über letzteres freuen wir uns sehr, denn es hat mit Wertschätzung zu tun, von anderen eingeladen zu werden, in ein warmes Heim, um gemeinsam Zeit zu verbringen.
Da es noch früh war, entschieden wir, weiter nach Wuppertal zu fahren.
Die meisten waren schon an ihren Plätzen, brauchten heute aber nicht mehr viel, außer einem warmen Getränk, Wasser, Eistee oder etwas Süßes. Oft wurden wir gefragt, wie wir Weihnachten verbrachten und wir stellten die Frage auch zurück.
Einige besuchten über die Feiertage Freunde und kamen dort unter, andere blieben allein für sich und wieder andere verbrachten die Zeit in einer Kirche, eine Hilfeeinrichtung hatte das organisiert und traditionelles Essen, wie Kartoffelsalat mit Würstchen und auch Gans mit Klößen und Rotkohl bei Musik und Gesellschaft serviert.
Es hat mich sehr gefreut, dass es die Möglichkeit gab und ein paar Menschen weniger, die Feiertage allein verbringen mussten.
Einige haben es sich an ihren Schlafplätzen gemütlich gemacht und Kerzen angezündet, auch wurden uns Plätzchen und andere Leckereien angeboten. Es fühlt sich gut an, die Herzlichkeit der Menschen zu spüren.
Auch hat sich ein Herr für ein Weihnachtsbuch bedankt, welches das Team vor einigen Tagen mitgebracht hatte. Die Feiertage ließen Zeit und auch Ruhe, endlich mal hineinzuschauen und zu lesen. Er ließ schöne Grüße an das gesamte Team ausrichten. Ich bin dankbar für die Wertschätzung der Menschen, die wir zurückbekommen. Anschließend machten wir uns auf den Heimweg, Frank setzte mich Zuhause ab.
Gute Nacht,