Hier ist kein Zoo

Berufstätig, eine Wohnung und eigentlich ein geregeltes Leben.

Nach außen hin ein sehr gepflegter Mensch und immer höflich, doch im inneren verfolgen ihn Depressionen, seit Kindheitstagen an.

Damals, sagt er, haben die Ärzte es noch nicht so gesehen, dass es ihm eigentlich schlecht ging und haben seine Depressionen nicht erkannt.

Im Alter dann wurden sie immer schlimmer, sein Leben war nicht ausgeglichen, zig Berufe erlernt und keiner davon war irgendwie der Richtige, Beziehungen hielten alle nicht lange an, weil da immer dieses tiefe Loch war, in das er fiel.

Bis zu der Zeit, als eine neue Beziehung einzog.

Sein Name war „Alkohol“ ein Versuch, dem Ganzen zu entkommen und sich ruhig zu stellen, weg von den Gedanken, die einen Tag täglich verfolgen, einfach raus aus dem Sumpf aber eigentlich durch den Konsum, mit voller Fahrt hinein.

Dann kam der Entzug, zwei Jahre trocken gewesen und dann ging es erneut los.

Hier mal ein Tröpfchen und dann hier noch einer, bis zu dem Augenblick, als das Chaos wieder seinen Lauf nahm und der Alkohol überhand nahm.

Letzte Woche rief uns Peter S. an und bat uns um Hilfe.

Leider waren wir zu dem Zeitpunkt in einer ganz anderen Ecke, so dass uns nichts Anderes übrigblieb, als die Polizei zu informieren, damit diese nach dem rechten schaute, denn gut klang er ganz und gar nicht.

Ende des Liedes war – wie er selbst sagte – es war kurz vor zwölf – mit 2,8 Promille wird er in eine Klinik eingeliefert und befindet sich nun erneut auf Entzug.

Heute war ich ihn besuchen, wir haben zusammen einen Kaffee getrunken und er erzählte mir seine Geschichte, auf die ich hier aber nicht tiefer eingehen möchte, da ich sie selbst erstmal verdauen muss.

Das Krankenhaus, mit einer Suchtstation und einer Psychiatrie macht einen sehr kühlen Eindruck aber die Ärzte und das Fachpersonal, sollen sehr nett und entgegenkommend sein, sagt er – nachdem er mich Anfangs nicht mit auf die Station nehmen wollte.

Er zierte sich etwas, meinte das diese Station kein Zoo ist, wo man die Leute bestaunen könne.

Als ich ihm sagte, dass ich die Station keineswegs als Zoo ansehen würden, sondern eher als einen Moment, in dem ich lernen würde, so etwas mal kennenzulernen, weil ich sowas noch nie erlebt habe, zeigte er mir dann den Ort, an dem er voraussichtlich für die nächsten sechs Wochen leben wird.

Die Eindrücke von der Station für Suchtkranke, möchte ich auch erstmal verinnerlichen und nicht hier beschreiben, vielleicht ein andermal.

Was es aber auch gar keinen Fall ist!

Es ist kein Zoo, es ist ein Ort an dem Menschen leben, wenn auch nur für eine bestimmte Zeit, an dem sie sich finden können, wo ihnen eine Chance geboten wird, vielleicht wieder auf die Beine zu kommen, ein Ort – an dem man ihnen zuhört, ein Ort – an dem glaube ich niemand gerne ist.

Mich fragte in der letzten Woche mal eine Person, wie ich das alles verarbeite, was wir so fast jeden Tag erleben.

Ich muss zugeben, manche Dinge nehmen mich/uns schon sehr mit, vielleicht nicht gerade in der Situation, – in dem Augenblick sind wir da, konzentrieren uns aus das Eigentliche, doch wenn dann Zeit zum nachdenken bleibt, sackt vieles nach und man verkrümelt sich irgendwo hin und es macht einen traurig, gleichzeitig aber auch wieder glücklich, all diesen Menschen helfen zu können aber nicht so leben zu müssen.

Ein ganz besonderer Dank an dieser Stelle geht an all die Ärzte und Krankenschwestern, jeglichem Pflegepersonal, die sich um diese Menschen kümmern.
Tag und Nacht für sie da sind und ihnen helfen, zurück in eine relativ normale Welt zu finden.

Vielen, vielen Dank dafür