Fassungslos!!!

Hier nun der Bericht vom zweiten Team, aus der gestrigen Nacht. Geschrieben von Sabine Heile
Fassungslos!!!
Die letzten beiden Tage sind klirrend kalt, Eisblumen überall.
Schick sieht es aus und glitzert so schön. Ein Winter Wunderland eben. Der Hundespaziergang macht Spaß in den etwas wärmenden Sonnenstrahlen, so daß man ihn auch gerne etwas ausdehnt.
Zurück zu Hause gibt’s warme Puschen und einen heißen Kakao.
So könnte bei vielen von uns ein schöner Wintertag aussehen.
Nun gestern Mittag sah meiner auch so aus.
Gegen Abend mache ich mich fertig und nach der Verabschiedung von meinem Hund auf den Weg.
Heute Nacht bin ich mit Frank in Bochum unterwegs, mit an Bord ist Stefan. Er möchte unsere Arbeit kennen lernen und uns heute tatkräftig unterstützen.
Auf dem Weg nach Bochum tauschen wir uns erstmal gut aus, damit auf der Straße nachher alles möglichst reibungslos läuft.
Die erste Station ist verlassen, also auf zum nächsten Stopp.
Dort angekommen, freut man sich uns zu sehen. Und hier kann Stefan dann auch sofort loslegen.
Im weiteren Verlauf, ist diese Nacht geprägt von suchen, ausschau halten, immer wieder parken, jeden Winkel abgehen und immer wieder fragen, ob jemand weiß wo bestimmte Menschen sich aufhalten.
Einige finden wir nicht, sie haben vielleicht kurzfristig eine Übernachtungsmöglichkeit gefunden oder einfach ein etwas wärmeres Plätzchen.
Das wäre natürlich wünschenswert.
Der letzte halt für heute ist der Bahnhof, wir treffen bekannte Gesichter, die sich freuen uns zu sehen.
Gehen den Bahnhof ab und auch die U-Bahn Stationen.
NICHTS!!!
Dieses Problem hatten wir schon in mehreren anderen Berichten erwähnt.
Draußen versorgen wir jemanden und aus dem Augenwinkel fällt uns jemand auf der unser Tun aus dem Eingang des Bahnhofs beobachtet.
Er schaut uns fragend an, wir schauen uns fragend an, und entschließen uns auf ihn zuzugehen und zu fragen ob wir ihm helfen können.
Er ist bekleidet mit einer dünnen schmutzigen Jacke, zittert am ganzen Körper vor Kälte, und seine Hände sind blau gefroren.
Unsere Sprache versteht er, aber sprechen geht nicht gut.
Heißen Kaffee und was zu essen nimmt er dankbar an. Wir sorgen dann mit der entsprechenden Ausrüstung dafür, das er warm durch die Nacht kommt.
Im Busplatz Bereich finden wir auch noch jemand, und kaum geparkt, sind wir auch nicht mehr allein, denn auch das rote Kreuz ist bei den Temperaturen unterwegs um Hilfe zu leisten. Wir tauschen uns aus und verabschieden uns mit guten Wünschen und frohe Weihnachten in die Nacht.
Auf der Rückfahrt fragen wir uns, wie so etwas wie gerade, möglich sein kann. Ein Mensch steht halb erfroren in einem Bahnhof, ohne Essen, trinken oder entsprechender Kleidung.
Traut sich nicht wirklich auf uns zu zukommen,wahrscheinlich aus Angst oder Scham, das ist UNFASSBAR .
Stefan hat in seiner ersten Nacht, gleich die ungeschminckte Seite der Straße mitbekommen, doch Frank und mich hat das ebenfalls mitgenommen.
So viele Städte, Banken, Bahnhöfe usw. dulden in dieser Jahreszeit, Menschen ohne Bleibe auf ihrem Grund und Boden.
Ich wünsche mir das auch hier bei uns.
Diese Menschen erfrieren bei diesen Temperaturen draußen.
Bitte schaut hin, fragt, unterstützt, jeder kann etwas tun.
Es sind Menschen, wie Du und ICH.
An dieser Stelle noch mein aller größter Respekt an alle Menschen die in einem Ehrenamt tätig sind um anderen Menschen zu helfen.
Gute Nacht.