Da dachte ich mir mal, ich trinke mir mal nen Tee

Da dachte ich mir mal, ich trinke mir mal nen Tee, beim Edeka – da sind Menschen, da kannste bestimmt nen bisschen quatschen aber nix war, alle in sich gekehrt, schweigsam, still und die Mundwinkel nach unten gedrückt.
Wow, was für eine Stimmung – nä denke ich mir – hier bauste keine Gespräche auf, hier definitiv nicht.
Eigentlich müsste ja ich der sein, der hier grübelnd vor sich her sitzt und auf die Ergebnisse von Mutter aus dem Krankenhaus wartet aber wenn ich mir die Menschen mal so anschaue – wie z.B. die Älteren die so traurig schauen, Eltern die auf ihre Kinder einschreien, alleinstehende die an ihrem Handy sitzen und so tun, als würden sie ständig Nachrichten bekommen.
Was für eine Stille und versteinerte Welt denke ich mir.
Jeder backt hier innerlich seine Sorgen mit sich und die Welt könnte eigentlich jetzt in diesem Moment stehen bleiben, merken würde es niemand von ihnen.
Mein Gott, was ist nur aus alle dem geworden?
Vielleicht aber, liegt es ja auch an mir und ich sehe die Welt anders, vielleicht bin ja ich der, der alles versteinert, kalt und elendig sieht, vielleicht bin ja ich der, dem sein Weihnachtswunsch nun in einem weiteren Jahr nicht in Erfüllung gehen wird und deshalb bin ich so brummelig, vielleicht bin ja ich es, der ein bisschen wie der Grinch alles doof findet und Weihnachten nicht mag aber vielleicht bist ja auch du es, der dafür verantwortlich ist und aber vielleicht sind wir es alle, die unseren Teil dazu beitragen, alles finster und grau zu sehen.
Und wie schön wäre ein Lächeln, ein Hallo, ein Miteinander aber wie schön wäre es hätte der böse Wolf das Rotkäppchen nicht gefressen und wie schön wäre es hätte Cinderella den ganzen Kram mit dem verlorenen Schuh nicht gehabt, um überhaupt ihren Prinzen zu finden.
Alles viel zu schwierig, alles könnte so einfach sein, alles scheint aber irgendwie doof zu sein, doch würde man es zu lassen, könnte die Welt so sehr wunderbar sein.
Und dann, wenn es keinen Neid mehr gäbe, keine Habgier, kein Hass, kein Elend, keine Kriege und auch keine Traurigkeit und keine Einsamkeit, keine gespielten Freundschaften, ehrliche Liebe, Nähe, Zärtlichkeit und Ehrlichkeit, dann würden wir vielleicht einmal kurz lächeln und Freude zeigen, doch das dürfte ein Märchen bleiben in unserer leider viel zu grauen Welt.
Vielleicht schaffen wir es ja irgendwann mal wieder, freundlich und lächelnd durchs Leben zu gehen, vielleicht schaffen wir es ja mal, Menschen umarmen zu können, ohne Angst zu haben, dass sie dir ein Messer in den Rücken stechen, vielleicht trauen wir uns ja irgendwann mal Vertrauen zuzulassen, ohne daran zu zerbrechen und vielleicht geben wir Begriffen wie Nächstenliebe, Liebe überhaupt, Akzeptanz, Toleranz und Dankbarkeit wieder mehr Bedeutung und lernen daraus, wie wertvoll eigentlich das Leben ist und wie wertvoll es ist, gemeinsam etwas anzugehen, als einsam vor sich herzusterben.
Vielleicht lernen wir das aber auch erst, wenn es zu spät ist und wir alle finden einen Grund dafür, traurig zu sein.
Aber vielleicht, wenn wir uns anstrengen, dürfen wir ja auch glücklich sein,
wenn wir es nur zulassen
wenn wir es einfach nur
wenn wir es einfach
wenn wir es
wenn wir
wenn
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wenn wir es einfach Leben würden, wie wir es uns wünschen…