Allein.

Zwei Tage hintereinander kein Beitrag von uns – das ist ungewöhnlich für uns, hat aber nichts schlimmes zu bedeuten. Manchmal braucht man mal etwas Zeit und dann geht es weiter.
Hier der Beitrag von der Tour von Montag auf Dienstag, von unserem Straßenteam, geschrieben von Frank Rösner
Allein.
Gestern war ich mal wieder mit Sabine Heile und Tanja (Tagliatella Carbonare) als Team unterwegs.
Aufgrund unserer schon breiten Mitgliederbasis und den persönlichen Terminen ergeben sich immer neue Teamzusammensetzungen, was aber sehr gut ist, weil dadurch das gegenseitige Kennenlernen und auch der Zusammenhalt gestärkt wird.
Neue Ansichten und andere Meinungen fügen sich in den Gesprächen zu einer guten Grundlage unseres Handelns zusammen.
Was ist unser Handeln, was tun wir nachts?
Wir fahren mit offenen Augen durch Städte, Orte und über Land. Wir fahren gezielt uns bekannte Orte an, um nach dort lebenden Menschen zu sehen. Wir fahren aber auch verlassene und ehemals bewohnte Plätze an, um zu sehen, ob die ehemaligen oder auch neue Bewohner dort sind.
In den letzten Fällen treffen wir oft niemanden an, obwohl Gegenstände davon zeugen, das zumindest vor Kurzem noch jemand dort war. Manchmal sind und bleiben die Plätze auch über einen ganzen Zeitraum geräumt, bevor sich dort wieder jemand niederlässt.
Deshalb geben wir nicht auf und fahren dort hin.
So auch gestern Nacht. Einige Plätze waren verlassen, die uns bekannten Menschen nicht da. Zum Teil fehlte jede Spur von ihnen, zum Teil lagen Gegenstände dort, die uns bekannt vorkamen.
Von einigen Menschen haben wir gehört, dass sie momentan bei Freunden und Bekannten untergekommen sind, weitere sind in eine andere Stadt gezogen, noch andere sind im Moment nicht gesehen worden.
Aber wir bleiben dran, sehen und hören uns nach diesen Menschen um und fahren auch deshalb deren alte Plätze an.
Was tun wir noch?
Wir gehen Meldungen nach, Meldungen von Menschen, die Obdachlose oder deren Schlafplätze gesehen haben, oder auch von Obdachlosen und Bedürftigen selbst.
Bei den Selbstmeldungen steht immer ein bestimmtes Interesse oder ein Bedarf dahinter.
Gestern sind wir einer Fremd- und einer Selbstmeldung nachgegangen.
Bei der Fremdmeldung haben wir den Platz, der augenscheinlich auch bewohnt war, gefunden, aber der Bewohner war unterwegs, so dass wir nur eine Visitenkarte mit unserer Telefonnummer zurückgelassen haben.
Bei der Eigenmeldung konnten wir einem jungen Mann, der uns mit seinem kleinen Hund gerade brauchte, mit Gutscheinen und ein paar Lebensmitteln helfen, was ihn sichtlich bewegte und er sich mehrfach bedankte.
Auf der restlichen Tour haben wir neben tief und festschlafenden Bekannte auch neue Menschen getroffen, so einen Onkel und Neffen, denen anscheinend von der Müllabfuhr ihre Schlafutensilien weggenommen wurden. Hier konnten wir mit neuen Winterschlafsäcken und dicken ISO-Matten, aber auch Suppen und Terrinen dafür sorgen, dass die Nacht erträglich wurde.
Weiterhin konnten wir auch anderen Menschen mit warmen und kalten Getränken und mit Suppen und Süßigkeiten eine Freude machen.
Sehr schön war es mitzuerleben, dass ein Herr sich anscheinend so allein fühlte, dass er Sabine fünfmal anrief und bat, dass wir vorbeikommen sollten. Wir näherten uns ihm so nach und nach auf unserer Tour und bei jedem Anruf waren wir näher bei ihm, bis wir ihn dann gefunden haben. Er freute sich sehr, erzählte uns ein paar Sachen und bat um einen Kaffee, den ihm Sabine gerne machte. Mehr wollte er gestern nicht, ein bisschen reden und einen Kaffee von Sabine. Winkend ging er dann weiter und wir haben uns im Wagen gesagt, dieser Herr hat keinen, mit dem er gerade reden kann, aber wir sind wie jede Nacht da, er ist wie so viele andere Menschen draußen nicht …
Allein.