Die Touren am späten Sonntagabend bis in die Nacht hinein, sind immer irgendwie anders.

Die Touren am späten Sonntagabend bis in die Nacht hinein, sind immer irgendwie anders.
Es ist meist sehr ruhig in den Städten. Wer noch nicht schläft, lässt in seinem Zuhause das Wochenende ausklingen. Viele der Menschen, die auf der Straße leben, sind dann aber noch wach. Haben meist Hunger und auch Durst und sind noch auf der Suche nach einem halbwegs trocknen und geschützten Platze für die Nacht.
So war es auch an diesem Sonntag bei der Tour, die Björn und mich (Sabine) nach Wuppertal führte. Am Tag war es noch schön warm, aber nun war es schon richtig frisch und die Luft war sehr feucht. Sich mal mit Schlafsack und Isomatte in irgendeinen
Hauseingang legen, mag im Sommer noch gehen, ist aber nun schon keine Option mehr. Das war auch Thema in vielen Gesprächen, die wir in dieser Nacht bei heißen Terrinen und Kaffee führten. Da ist der Herr, der zwar schon aussieht wie ein älterer Herr, es aber in Wirklichkeit gar nicht ist.
Das Leben auf der Straße hat ihn gezeichnet. Ihm sehr zugesetzt. Der Körper baut zusehends ab. Im Gespräch vor einigen Monaten war sein Ziel, zum Winter hin eine Wohnung zu haben. Weil er selbst merkt, noch ein Winter auf der Straße wird schwer. Sehr schwer für Körper und Geist. Nun ist er noch auf der Straße. So wie sein Körper stetig abbaut, baut auch der Wille ab. Der Wille, dieses Leben zu ändern.
Und die Kraft, die dafür benötigt wird. Dieser Gedanke ging uns heute Nacht häufiger durch den Kopf. Wir sehen unsere Bekannten auf der Straße sehr regelmäßig und es ist oft erschreckend zu sehen, wie plötzlich es oftmals geht, dass jemand „abbaut“.
Da hat der Körper jahrelang die Strapazen des Lebens auf der Straße mitgemacht und plötzlich ist da der Punkt, da geht es nur noch bergab. Aber die wenigsten lassen es sich anmerken. Sie spaßen und lachen mit uns. Die Traurigkeit und Verzweiflung erkennt man meist erst bei genauerem Hinsehen.
Wir haben jetzt schon Angst vor dem Winter.
Was da kommen wird.
Wir von Unsichtbar e.V werden auf jeden Fall alles dafür tun, damit unsere Freunde auf der Straße auch diesen überstehen.