…durch die Nacht

Heute war ich mit Sabine Wiegand-Steffan unterwegs, die zum ersten Mal ganz stolz ihre neue grüne UNSICHTBAR e.V. Jacke angezogen hatte.
Es wird von vielen Mitgliedern mittlerweile schon als kleine Ehre angesehen, diese irgendwann anziehen zu dürfen, denn sie ist nicht nur in unseren Vereinsfarben, sondern hat für viele Menschen auch noch eine besondere Bedeutung.
Zum einen ist sie ein Zeichen dafür, dass man festen zum Kernteam des Straßenteams gehört und zum anderen ist jeder der sie trägt auch gleichzeitig Ansprechpartner für jedermann, wenn es um Fragen rund um die Obdachlosenhilfe in unserem Verein geht.
Sie ist quasi eine kleine Auszeichung und eine Wertschätzung, für die wertvolle Arbeit, die wir alle im Straßenteam von UNSICHTBAR e.V. leisten.
Und dann ging es quer durch die Nacht.
Unser erstes Ziel war Bochum und dort angekommen, stellten wir, wie schon in den vergangenen Tagen auch fest, dass es sehr ruhig dort geworden ist.
Viele Stellen, an denen wir sonst helfen durften, waren leer und an anderen Stellen lagen noch ein paar Dinge herum, aber auch diese waren verlassen.
Einen Herrn trafen wir an, der gerne eine Suppe und einen Kaffee angenommen hatte und wie immer sah man es ihm nicht an, dass er augenscheinlich obdachlos ist.
Unerkannt bleiben, sagt er und bloß nicht auffallen.
Am Tag würde man es nicht ansehen und in der Nacht nur daran, dass er dort schläft, auf dem nackten Beton, auf einer Isomatte und einem Schlafsack.
Er möchte keinen anderen haben, die für den Winter, sagt er – sind zwar deutlich besser aber die haben auch viel mehr Volumen und passen nicht so gut in seine Tasche hinein.
Und wieder sagt er – unerkannt bleiben, dass ist das Beste was du auf der Straße machen kannst, dann schaut er auf unser Auto und wie immer nickt er und sagt: Oder unsichtbar sein….
Unsere Gespräche dauern oft nicht all zu lang, weil wir immer recht spät erscheinen, was ja auch unsere Aufgabe ist.
In die Nacht hineinzufahren und denen zu helfen, die bis dann keine Bleibe gefunden haben und wenn wir dann erscheinen, schlafen die Menschen auch schon oftmals.
Die einen hören uns, wenn wir sie begrüßen andere sind so tief im Schlaf, dass wir sie nicht wecken, dann aber trotzdem schauen, ob alles in Ordnung ist.
Vor einiger Zeit sagte uns mal ein obdachloser Herr:
Seit ich Euch kenne, schlafe ich viel besser, weil ich weiß, dass ihr vorbeikommt und schaut, ob ich überhaupt noch lebe und jedesmal wenn ich einschlafe, fühle ich mich bei dem Gedanken sicherer.
Danach fuhren wir noch eine Weile durch das leere Bochum und im Anschluss daran noch zu einer Meldung, doch hier war nur bekannt wo der Herr sich am Tag aufhält, doch wo er nachts schläft, dass wusste die Melderin nicht.
Es hätte sein können, dass wir ihn dort, wo die Melderin ihn am Tag sah, auch angetroffen hätten, was aber nicht der Fall gewesen ist.
Wir werden weiter schauen.
Gegen 23:00 Uhr war es uns noch etwas zu früh, um nach Hause zu fahren und so fuhren wir noch durch eine Stadt des Ennepe-Ruhr-Kreises um nach einer Person zu schauen, die uns in den vergangenen Tagen gemeldet wurde und nahmen im Anschluss die Abkürzung Autobahn und sind noch nach Wuppertal gefahren, wo wir einigen Menschen etwas Gutes tun durften.
Berichte müssen nicht immer lang sein und wer meine kennt, wundert sich vielleicht, dass dieser nicht gleich wieder ein Buchformat erreicht, aber ich bin müde und werde nun hier zum Ende kommen.
Wir lesen uns morgen wieder, wenn ich dann mit Tanja auf Tour fahre.
Bis dahin – bleibt gesund