Ein Leben zu retten ist unbeschreibbar

Danke Holger, dass du dir Sorgen machst!
Mein Biorhythmus hat Urlaub oder sich komplett verabschiedet oder wie auch immer man es nennen will und deshalb mussten mal drastische Mittel her.
Früh aufstehen, solange wach bleiben – wie möglich und dann versuchen, wie jeder andere normale Menschen, einfach mal am Abend ins Bett gehen und bis morgens durchschlafen.
Guter Plan.
1. Früh aufgestanden – hat funktioniert
2. Trotz vollkommender Müdigkeit, sich nicht hinlegen – hat auch funktioniert
3. Einfach mal ganz normal ins Bett gehen – wir werden sehen
Bei Punkt 2 musste die Distanz zu irgendwelchen gemütlichen und schmusigen Orten vermieden werden und so machte ich mich heute Morgen schon auf den Weg, um ein paar Sachen für UNSICHTBAR e.V. zu erledigen.
Unter anderem schaute ich im Lager nach, ob da alles in Ordnung war, füllte ein Fahrzeug auf und machte eine Kanne Wasser mit heißem Wasser voll.
Warum ich das tat, war mir im ersten Augenblick, gar nicht mal so klar, aber wenn sie schonmal fertig war, dann war es ebenso.
Dann setzte ich mich ins Auto und irgendwas in mir, sagte mir – dass ich zu dem alten Mann am Wohnwagen fahren soll.
Mein Bauchgefühl ist hin und wieder erschreckend und weil dem so ist, höre ich sehr oft darauf, denn letztendlich stimmt es immer.
Also auf zu dem alten Mann, dort angekommen, öffnete er mir die Tür und ich hatte mich richtig erschrocken.
Er schien mir mager zu sein, dünner als noch vor ein paar Tagen, seine Hautfarbe schien mir auch nicht gesund auszusehen und dann dieses Zittern – alles nicht gut.
Dann hatte er mich darum gebeten, ihm eine Lösung für die Kälte in seinem Wohnwagen zu besorgen, was ich ihm aber nicht erfüllen konnte, weil einfach viel zu viel Dinge dagegensprachen.
– Was genau das war – darauf möchte ich hier nicht eingehen –
Ich sagte, dass ich eine Lösung suchen würde und bald zurückkommen würde und lies ihn erstmal alleine.
Sein gesundheitlicher Zustand machte mir ernsthafte Sorgen aber wie auch in der Vergangenheit schon, wollte er nicht in Krankenhaus, um sich durch checken zu lassen.
Also was tun?
Und da kam ich auf die Pascal Wiegleb anzurufen, von Beruf Rettungssanitäter und ein zukünftiges Mitglied von UNSICHTBAR e.V., worüber ich mich sehr freue.
Glück gehabt – er war gerade nach Hause gekommen und freute sich „eigentlich“ über seinen Feierabend, den ich ihm dann aber nahm.
Ich erzählte ihm von dem Mann und ohne lange zu überlegen, machten wir eine Zeit aus, zu der ich ihn abholen sollte.
Gesagt – getan und wieder zurück zu dem alten Mann.
Ich habe dir jemanden mitgebracht, sagte ich – er wird dir deine Heizung nicht ersetzen, aber dich mal etwas genauer anschauen.
Wie soll ich es sagen, seine Blicke hätten mich in dem Augenblick auch ein klitze kleines bisschen töten können, weil er mit allem gerechnet hatte, aber nicht mit dieser Aktion.
Dann stellte Pascal ihm Fragen und die Antworten, waren selbst für mich als Leien nicht wirklich positiv, was seinen Zustand angingen.
Pascal war der Meinung, dass er ins Krankenhaus gehört, auch einfach mal, um ihn mal komplett zu untersuchen.
Und dann fing der Kampf an.
Ich sagte ihm, dass ich mir Sorgen machen würde und er sagte, dass er was zum Rasieren bräuchte – wodrauf hin ich ihm sagte, dass ich mir wünschen würde, dass er sich im Krankenhaus mal untersuchen lassen sollte, wodrauf er wiederum sagte, dass er sich wünschen würde, mal duschen zu gehen.
Ein Wort traf das andere, bis wir ihn dann so weit hatten, dass er zustimmte und einsehen würde, dass ein Aufenthalt im Krankenhaus, vielleicht gar nicht mal so schlecht wäre.
Der Versuch ihn mit netten Krankenschwestern zu locken, ging in die Hose – dafür aber, dass sie Duschen haben und sich dort Profis mal intensiv um ihn kümmern würden.
Pascal rief dann einen Krankentransporter zu dem Ort, an dem wir uns befanden und als dieser eintraf, übergab er den Rettungssanitätern, mit vielen Details, die für mich dann wieder böhmische Dörfer waren, den älteren Herrn an diese weiter.
wow – die Beiden waren wirklich sehr freundlich und gingen ganz besonders vorsichtig mit dem Herrn um.
Als ich mir eine Zigarette anmachte, schaute mich der ältere Herr an und sagte:
Eins will ich dir noch sagen, dich verpetze ich an deine Frau, weil du viel zu viel rauchst!
Guter Versuch sagte ich, dann fang mal an zu suchen, vielleicht findest du ja eine für mich – er schmunzelte, schaute mich erneut an und bevor er in den Krankentransporter stieg, sagte er:
Danke Holger, dass du dir Sorgen machst!
Ich danke ihm, dass er sich dazu entschlossen hat, sich endlich mal untersuchen zu lassen.
Wie es weiter geht, werden wir sehen.
Danke Pascal für deinen Einsatz, deine Art und Weise mit Menschen umzugehen und deine Spontanität.
Mein Bauchgefühl hatte mal wieder recht, der Zuckerwert des alten Mannes lag bei 341 – nicht wirklich gut und das galt zu seinem vorhandenen Fieber dringend untersucht zu werden.