Es war eine sehr stille Nacht

Es war eine sehr stille Nacht, in der Björn und ich (Sabine) in Wuppertal unterwegs waren.
 
So als wenn die ganze Stadt ruht.
Das ist mir früher nie aufgefallen.
Es gibt diese stillen und diese lauten Nächte.
Das ist ganz unabhängig vom Wochentag.
 
Wir fuhren erstmal langsam durch die Straßen und schauten intensiv in Hauseingänge und Nischen. Man entwickelt mit der Zeit einen Blick dafür, wo man dann vielleicht nochmal genauer hingucken muss.
 
Und dann sahen wir ihn wieder. Den Herrn älteren Herrn, der nach einer größeren Operation aus dem Krankenhaus entlassen und direkt auf der Straße gelandet ist. Wir wissen die näheren Umstände nicht und nicht wie es genau dazu kam.
 
Wir wissen nur, dass es schwer für ihn ist und dass wir auf ihn ein Auge haben sollten. Die Straße ist nun seit ca. 2 Wochen sein Zuhause. Heute Nacht fanden wir ihn auf den Stufen im Eingang eines Geschäfts. Sein Zustand hat sich verschlechtert. Erst war er abweisend, aber dann erkannte er uns und ließ sich helfen.
 
Mit Appetit aß er dann die heiße Terrine und das Cap was er auf dem Kopf trug, wurde durch eine dicke Wollmütze von uns ersetzt. Er freute sich etwas Warmes im Bauch und nun auch auf dem Kopf zu haben.
 
Es sind die kleinen Dinge, die die Augen derer zum Strahlen bringen, die nichts mehr haben.
 
Wir blieben dann noch etwas bei ihm.
Ohne viele Worte, einfach nur da sein.
 
Als wir dort so bei ihm hockten, kam eine Dame vorbei und schaute uns erst etwas unsicher an.
 
Nachdem wir sie nett gegrüßt hatten, kamen wir ins Gespräch und sie erkundigte sich eingehend nach unserer Arbeit auf der Straße.
 
Wir freuen uns immer, wenn Passanten aufmerksam werden und offen für ein Gespräch sind. Sie ging dann mit den Worten, von nun an wird sie verstärkt auf obdachlose Menschen achten und hatte die Karte von Unsichtbar e.V mit unserer Erreichbarkeit dabei.
 
Nachdem der ältere Herr sich wieder in den Schlafsack eingekuschelt hatte, ging unsere Tour weiter. Als nächstes suchten wir einen uns gut bekannten Menschen auf, der kürzlich im Krankenhaus aufgewacht ist und nicht wusste was ihm passiert war.
 
Seine Nase scheinbar gebrochen, sein Gesicht blau und angeschwollen. Man hat ihn dort nicht lange “ behalten “ und so bleibt ihm nichts, als mit diesen Verletzungen dort zu leben, wo er auch vorher lebte.
 
– Auf der Straße –
 
Auch für ihn gab es Heißes für den Magen und auch Kaltgetränke. Dazu noch etwas Süßes und ein längeres Gespräch. Etwas Trost spenden und Mut zureden. Eine gedankliche Schulter bieten.
 
Weiter ging es durch die ruhigen Straßen und wir konnten noch einige Menschen versorgen, die da so allein in dieser Nacht auf den Schlaf warteten.