Ja, was haben wir, Sabine und Monika, gemacht in der gestrigen Nacht?

Ja, was haben wir, Sabine und Monika, gemacht in der gestrigen Nacht?
Hindernisse überwunden, Hunger und Durst gestillt, mit Schlafsäcken, Isomatten und Rettungsdecken vor der Kälte geschützt, einen Verletzten überredet, ins Krankenhaus zu gehen, Vertrauen aufgebaut, zugehört, zugeredet.
Aber eins nach dem anderen.
Unsere Fahrt begann mit einem organisatorischen Problem, das wir aber lösen konnten. Obwohl es nun zeitlich die Nacht noch weiter ausgedehnt hat, konnten wir unsere Tour in Wuppertal fahren und das war das alleinige Ziel, denn die Not wird sichtbar größer, je kälter es wird.
Auf jeder Tour kommen neue obdachlose Menschen dazu und bei vielen muss man erst einmal Vertrauen aufbauen. So wie bei der alten, verwirrten, grauhaarigen Dame, die immer am selben Ort um uns „herumschleicht“, während wir uns um andere kümmern. Bei unserer ersten Ansprache war sie gleich davongerannt und nun warten wir ab. Alles andere würde sie noch weiter verschrecken. Sie verkleinert von Mal zu Mal den Abstand, sichtbar misstrauisch, und gestern sprach sie uns sogar an: „Ach, ihr seid wieder da, aber ich brauche ja nichts…habe ja gerade eingekauft.“ Und dann zeigte sie auf den Rucksack, den sie permanent trägt und wir wussten: Da ist nichts Brauchbares drin! Sie baut aber langsam Vertrauen auf.
An einem anderen Ort trafen wir einen uns bisher unbekannten Obdachlosen, den Jugendliche verprügelt und schlimm zugerichtet hatten: In so einem Fall können und dürfen wir nur mit Rat unterstützen und so machte er sich auch gleich auf den Weg in die Ambulanz des nächsten Krankenhauses.
Auf dem Platz sammelten sich innerhalb weniger Minuten so viele bedürftige, obdachlose Menschen an, dass wir Mühe hatten, allen gerecht zu werden. Es waren viele dabei, die ein Anliegen hatten. „Es ist jetzt so kalt, besonders nachts. Habt ihr auch warme Kleidung?“, war eine Frage, die immer wieder gestellt wurde. Nein, haben wir nicht, aber wir haben Adressen, an die sie sich wenden können (Diakonie, Kleiderkammer) und für die Nacht z.B. eine von unseren neuen Rettungsdecken, die so gerne genommen werden.
Als wir gerade wieder losfahren wollten, klopfte jemand ans Seitenfenster und wir freuten uns einen alten Bekannten, den wir lange nicht angetroffen hatten, zu sehen. Er erzählte uns von seinen Plänen – Krankenversicherung und dann allmähliches Loskommen von der Droge. Guter Plan! Und auch den Bekannten mit dem schon weiter fortgeschrittenen gleichen Vorsatz trafen wir kurze Zeit später an. Es geht voran; erster Termin zur Entgiftung steht. Klasse.
Als wir an anderer Stelle zwei „Straßenmenschen“ versorgten, kamen alkoholisierte Jugendliche vorbei und grölten: „Hey Mädels, ist das hier ´ne Cocktailbar?“ Unsere beiden Bekannten regten sich furchtbar auf, riefen etwas von „Respekt“ hinterher. Sie wollten uns beschützen! Plötzlich kam einer der Jugendlichen zurück und sagte: „Ich möchte mich entschuldigen für meine Kumpels. Ich finde das echt klasse, was ihr macht. Ja, Respekt.“
Konnten wir an ihn und die beiden obdachlosen Bekannten zurückgeben!
Dann nach Hause. Vorher noch schnell tanken. Aber dann … Er hatte unser grünes Auto sofort von Weitem erkannt und war zur Tankstelle gesprintet. Keine Wäsche mehr und wir hatten einen TOM in seiner Größe. Glück gehabt.
Was für eine Nacht! Danke das wir helfen durften!