Kälte in der Nacht

Kälte in der Nacht
Auch wenn es zur Abwechslung auf einer meiner Touren als Fahrer mal nicht geregnet hat, so war es gestern doch sehr ungemütlich und je später es wurde auch körperlich anstrengend.
Sternklare Nacht und eisiger Wind forderten von mir, Olaf, Sabine Heile und Kiki wieder einmal alles ab, aber wir tun dies ja gerne, aus tiefster Überzeugung, um den Menschen dort draußen auf der Straße ein wenig Hilfe und Unterstützung in ihrem täglichen Kampf in der Obdachlosigkeit zu geben.
Nachdem ich Kiki und Sabine gestern Abend eingesammelt habe, machten wir uns gemeinsam auf den Weg nach Bochum.
In Bochum angekommen merkten wir direkt wieder, wie die Innerstadt nach den neuen Corona- Lockerungen wieder auflebt.
Überall lange Schlangen vor Kneipen, Restaurants, Diskotheken und auch vor noch geöffneten Testcentern, Die Leute zieht es wieder raus, raus ins öffentliche Leben, Party machen, Anstehen zur Disco, wo 5m weiter vielleicht jemand im nächsten Hauseingang liegt und nicht weiß wie er die kalte Nacht überstehen soll.
Gestern Nacht durften wir wieder mehreren Menschen draußen mit warmen Speisen und Getränken etwas Gutes tun. Mehrfach mussten wir unsere „Kaffeebar“ hinten im Wagen auffüllen.
Auch Schlafsäcke und einer unserer wirkungsvollen Isomatten wechselten die Besitzer.
Wieder einmal hat sich bewahrheitet, dass unsere jetzigen Isomatten viel besser und effektiver sind als die alten Matten, die auch schon gut waren, aber noch lange nicht den Komfort und Kälteschutz geboten hatten wie die jetzigen Isomatten.
In der Nähe vom Hbf. trafen wir auf eine Dame und einen Herrn, die auch freiwillig und aus gesunder Überzeugung mit selbstgepackten Tüten öfter durch die Straßen ziehen und damit Bedürftigen eine Freude bereiten. Wir hinterließen unsere Visitenkarte und einen Flyer mit der Bitte uns doch auch Bescheid zu geben, wenn sie in Bochum auf weitere Obdachlose stoßen, die wir zu ihrer Hilfe ergänzend unterstützen könnten.
Auch schauten wir bei der Dame vorbei, die Silja und mich auf einer der letzten Touren massiv angegangen hatte. Sie lag wieder in dem kleinen Bankvorraum, schlief aber scheinbar schon und auch die Eingangstür zur Bank wurde wohl ab einer gewissen Uhrzeit automatisch verriegelt und man konnte nicht mehr hinein, nur noch hinaus.
Somit hatten wir aber zumindest die Gewissheit, dass die Dame geschützt und im Warmen die Nacht verbringen konnte. Wir schauen weiterhin bei ihr vorbei.
Auch das Sorgenkind der gestrigen Tour wurde von uns wieder besucht. Wieder saß er vor Kälte zitternd in der Bushaltestelle und freute sich uns zu sehen. Dieses Mal hatte er aber gerade Besuch von einem jungen Mann, mit dem wir in ein längeres Gespräch kamen.
Er war Altenpfleger und lebte nach eigenen Angaben bis vor kurzen selbst noch wohnungslos in Bochum und kümmerte sich in den letzten Tagen auch ein wenig um den Herren an der Haltestelle. Er konnte gut mit ihm mitfühlen und sich in seine Lage hinein versetzen. Er dankte uns mehrfach für unsere großartige ehrenamtliche Arbeit und war erstaunt das wir nahezu täglich in dieser Mission in den verschiedensten Städten in der Nacht unterwegs sind. Von uns müsste es viel viel mehr Menschen denken meinte er…
Nachdem wir den älteren Herren wieder mit allem Nötigen versorgt hatten, machten wir uns langsam wieder auf den Heimweg.
Nachdem Sabine zuhause abgesetzt wurde, beschlossen Kiki und ich noch einen Abstecher durch Witten zu machen. Wir fuhren aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit dieses Mal aber nur bekannte Stellen an und fanden eine Person vor, die sich gerade zum Schlafen in eine Ecke einer offen zugänglichen Halle zum Schlafen hingelegt hatte. Nach kurzer Nachfrage, ob er etwas bräuchte und er dies mit schlechten deutsch verneinte, machten Kiki und ich uns dann auch endgültig auf den Heimweg. Die Müdigkeit überkam uns und zur eigenen Sicherheit ist es dann immer besser eine Tour zu beenden und sicher ins Bett zu kommen.