Kathrin, die heute Thorsten begleitet hatte, schreibt in ihrem Erfahrungsbericht

Kathrin, die heute Thorsten begleitet hatte, schreibt in ihrem Erfahrungsbericht

Heute war ich mit Thorsten in Wuppertal und Gevelsberg unterwegs. Wir fuhren zuerst einige Stellen in einem Stadtteil von Wuppertal an, in dem wir jedoch niemanden vorfanden. Das ist manchmal so. Manchmal verpasst man sich einfach, aber oft gilt auch: Wir suchen Menschen, die sich so positionieren, dass man sie eben NICHT so leicht findet. Umso schöner, wenn sie sich freuen, wenn man genau hinguckt und sie dann sieht.

So war es dann auch in einen anderen Stadtteil von Wuppertal. Dort fanden wir jemanden an seinem „Zuhause“ und er hatte heute sogar einen Freund dabei. Wir konnten mit Schlafsack, Isomatte, Suppe und Kaffee beim Aufwärmen helfen, aber so RICHTIG warm ums Herz machten es uns vor allem die Gespräche. Was mich besonders berührt hat war, dass einer der Männer zu weinen anfing, als er meinte, er sei nicht liebenswert – wir ihm darauf geantwortet hatten, dass wir ihn bei UNSICHTBAR e.V. nicht als den „Typen, der da und da schläft“ kennen, sondern bei Namen kennen. Wir haben erklärt, dass es bei uns im Team, auch bei denen, die ihn noch nicht persönlich kennen, nicht heißt „weiß einer was von Typ XYZ“, sondern „könnt Ihr heute Abend nochmal bei (Name) vorbeischauen und gucken, wie es ihm geht?“. Man kann auf viele Arten liebevoll mit Menschen umgehen, aber manchmal ist es so etwas Simples, wie sich die Mühe zu machen, die Leute mit Namen anzureden. Denn damit zeigen wir „Du bist wer und du bist uns wichtig.“

Im weiteren Verlauf unserer Tour durch diesen Stadtteil, hörten wir plötzlich ein Klopfen an unserem im Schritttempo fahrenden Wagen. Zwei Passanten machten uns auf zwei Männer aufmerksam, die so aussahen, als bräuchten Sie Hilfe. Auch dort wurden wir fündig und konnten mit Isomatte, Schlafsack und etwas zum Aufwärmen helfen.

Wir fuhren ein paar Meter weiter und wurden auch hier in der Fußgängerzone fündig. Für mich war es das erste Mal, dass ich die Männer gesehen aber, aber für Thorsten waren es alte Bekannte und so entwickelte sich ein Gespräch über Gott und die Welt und was es so Neues gibt. Irgendwann kam ein netter junger Mann aus einem Restaurant in der Nähe und bot uns drei leckere Gerichte an, die vom Tagesgeschäft übrig geblieben waren. Das hat uns sehr berührt. Da in der Fußgängerzone gerade niemand Hunger hatte, sind wir nochmal zu den beiden Ersten, die wir angetroffen hatten und konnten Ihnen noch ein kleines Festmahl bieten.

Ein intensiver Abend, der mich auch nachdenklich gestimmt hat: Warum ist unser Freund, deren Namen alle im Team kennen, dessen Anonymität ich hier aber bewahren möchte – warum ist er davon überzeugt, dass er es nicht wert ist, dass man sich um ihn kümmert? Und diese Frage wird mich bestimmt noch einige Zeit begleiten.

Insgesamt haben wir heute 4 Kaffee, 2 Tee, 2 Wasser, 2 Salamis, 5 Suppen, zwei Schlafsäcke, drei Isomatten und zwei TOMs übergeben dürfen.