Lautstark klingelte das Handy

Lautstark klingelte das Handy, in dem Augenblick, indem wir ins Auto stiegen. Eine Meldung. So mussten wir gar nicht erst überlegen wo wir lang fahren, denn unser Ziel rief gerade an. Jede Meldung hat Vorrang und wir versuchen, sie ohne Umwege anzufahren, um zu helfen.

Es war schon kurz vor Mitternacht, als wir unsere nächsten Stopp anbeilten.

Wer reitet hier durch Nacht und Wind, das ist der Holger mit seinem Team.
Von Richtung Nordost, ging es wieder nach Richtung Südwest und die Pferdestärken(PS) brachten uns ans nächste Ziel.

Ja, Pferde war das Thema auf unserer Tour. Manchmal ist es wirklich lustig und man vergnügt sich mit irgendwelchen Blödsinn. Doch auch das braucht man gerade auf so einer langen Tour durch die Nacht. Wenn sich die Augen manchmal der Müdigkeit ergeben wollen – führt man einfach ein irrsinnliches Gespräch und lacht herzhaft darüber.

Was wir jedoch nicht lustig fanden, das war der Bericht eines Obdachlosen.
Er erzählte uns, dass Jugendliche mit einem Rohr an den Gittern vor seinen Schlafplatz, immer wieder entlang fuhren und schrien; „Aufwachen!“
Wir fragen uns, was denkt man sich dabei?
Reicht es nicht schon, wenn da ein Mensch auf dem Asphalt liegt und versucht zu schlafen? Der kein kuschelig warmes Bett hat und keine Tür die er abschließen kann?

Muss man sich hier auch noch lustig über ihn machen, sich daran zu erfreuen, dass man ihn in seiner Nachtruhe stört?

Was geht in den Köpfen solcher Menschen vor?

Was würden sie wohl tun, wenn die ganze Nacht vor ihrem Schlafzimmerfenster jemand mit einem Rohr gegen die Straßenlaterne schlägt und ruft: „Aufwachen“?
Diese Frage brauche ich nicht zu beantworten, denn die weiß jeder von uns selbst.

Davon abgesehen haben wir immer noch unsere geschützten Mauern um uns herum, das hat dieser Mensch der dort liegt nicht.
Er hat auch nicht unbedingt ein Telefon, dass er direkt die Polizei rufen kann.
Dann kommt die Angst noch hinzu, ob es bei der Lärmbelästigung bleibt, oder ob sie es auf ihn selbst abgesehen haben.
Es spielen innerhalb von Sekunden, so viele Faktoren zusammen, um einen Schlaf, für diese Nacht, komplett auszuschließen.

Nach so einem Bericht wird es dann erstmal still im Auto. Unsere Augen durchbrechen die Dunkelheit und sehen in die Tiefe der Nacht, schweigend.
In so einem Moment ist es wichtig einen kleinen Kaffeestopp einzulegen.
Doch kaum hat man das geplant, entdeckt man die Nächsten und diese haben natürlich Vorrang. Vergessen ist der Kaffee, und wir schauen, ob in den kleinen Bereichen unserer Schützlinge alles in Ordnung ist. Ob sie gut zugedeckt sind, atmen, schlafen oder ob sie doch noch etwas Heißes für die Nacht möchten.

Auf so einer langen Nachttour vergeht die Zeit sehr schnell und auf dem Heimweg sahen wir am Horizont schon die ersten Schlieren des Sonnenaufganges. Wenn die Dunkelheit langsam dem Licht Platz macht.

Es ist 4:45 Uhr, wir sind nun alle zu Hause, eine kurze Rückmeldung von Jeden für Jeden gab es natürlich auch, dass wir alle beruhigt schlafen können.

Wir helfen im Hier und Jetzt weil es uns am Herzen liegt.
Und die größte Wertschätzung für unsere Arbeit und uns selbst, die wir bekommen können – ist immer wieder diese Freude und dieses Lächeln, wenn wir bei unseren Schützlingen erscheinen und ihnen ein klein wenig unserer Zeit schenken. Mehr bedarf es nicht.
Schaut hin und nicht weg.