Offene Ohren und Herzen

Tanja, die mit Andreas auf Tour war, schreibt Euch hier den Straßenbericht von der Tour von Freitag, auf Samstag
 
Offene Ohren und Herzen
 
Ja, offene Ohren und Herzen sind wichtig, das merken wir immer wieder auf unseren Touren.
Gestern traf ich mich mit Andreas am Standort des Vereinswagens, den Olaf wie immer aufgefüllt und startklar abgestellt hatte – vielen Dank!
 
Unsere Tour war für Hagen geplant und ich fahre gerne eine bestimmte Route ab, damit wir keinen Schlafplatz vergessen.
 
Gestern allerdings war kaum was los, die Stadt war zwar mit Passanten und vielen jungen Menschen gefüllt, aber weder stadtaufwärts noch innerhalb des Stadtkerns trafen wir jemanden an, die Schlafplätze waren teils geräumt oder verlassen.
 
Für Andreas war es die zweite Tour und er nutzte die Gelegenheit, sich das Auto mal genauer anzuschauen, was haben wir überhaupt dabei, stellte einige Fragen zum Ablauf und wann wir was für wen herausgeben. Und während der Fahrt schaute er sehr genau entlang der Straßen in die Hauseingänge und hatte seinen Blick in sämtliche Nischen gelenkt. Aber nichts und niemand war zu entdecken. Es war sehr ruhig, bis wir dann zum Hbf kamen.
 
Dieser war an dem Abend sehr belebt. Es ist abends länger hell und allmählich wird es wärmer, die Menschen nutzen die Zeit bis in den späten Abend hinein.
 
Als wir ankamen, bekamen wir zuerst einen kleinen Schrecken, der sich aber zügig legte.
 
Eine uns bekannte saß auf „ihrer“ Bank und vor ihr stand ein Rettungswagen. Wir parkten den Wagen und stiegen aus, als der Rettungswagen vom Platz fuhr. Er war nicht für sie gekommen, sondern für eine andere junge Frau, die stark alkoholisiert war.
Auch ein weiterer Bekannter gesellte sich dazu und nach kurzem Smalltalk versorgten wir unsere Bekannte. Wir blieben eine ganze Weile und quatschten und lachten, erzählten vom Alltag, aber auch von Wünschen.
 
Ein uns neu bekanntes Pärchen kam hinzu und der Herr fragte sehr direkt, ob er mit einem von uns beiden ein Problem besprechen könne. Er legte direkt los und erzählte unverblümt von den vergangenen Monaten, die schwer gewesen sind. Er hatte einen guten Aushelfsjob über Jahre, war nun länger krankheitsbedingt ausgefallen, verlor den Job, seine Frau und er waren getrennt, nur der Hund ist ihm geblieben. Er hat eine Wohnung,
 
Wasser und Strom, nur wäre das Geld so knapp, da er bisher keine Hilfe beantragen konnte. Ob wir da nicht helfen könnten.
 
Zu aller erst haben wir ihn und seine Begleitung versorgt, weil sie auch jetzt akut Hunger hatten und dann erzählte ich, dass wir hin und wieder auch mal mit einem Einkaufsgutschein aushelfen könnten. Falls ihm das helfen würde, könnte das nächste Hagen-Team Rücksprache mit ihm halten, um ihn einen solchen zu übergeben. Er freute sich sehr und war sichtlich erleichtert, auch seine Begleiterin war ganz aus dem Häuschen, dass wir so einfach und unkompliziert helfen.
 
„Ihr habt eben immer ein offenes Ohr und Herz und eine passende Lösung!“, erläuterte unsere Bekannte.
 
Es wurde spät und wir verabschiedeten uns: „Passt auf euch auf!“ entgegneten uns die vier und auch wir wünschten ihnen eine gute Nacht.
 
Auch auf dem Rückweg war es ruhig auf den Straßen. Andreas und ich stellten den Vereinswagen ab, stiegen in unsere Autos und fuhren nach Hause. Dort angekommen, meldeten wir uns beieinander, dass wir sicher daheim sind und wünschten uns eine gute Nacht.