Schmerzerfüllt

Gestern Abend war ich mit Susanne in Hagen unterwegs. Zuerst aber sammelte sie mich Zuhause ein, damit wir gemeinsam den Wagen am Lager befüllen konnten.
Zudem tranken wir noch gemeinsam einen Kaffee und fuhren dann los.
In Hagen angekommen fuhren wir erste Plätze und die Innenstadt ab, die meisten waren aber wohl bei dem Regen am frühen Abend schon irgendwo unter gekommen, so dass sie hier nicht zu finden waren. Die meisten bleiben dann gut unter, bevor sie richtig nass werden. Wir fuhren auch die Stelle an, die Holger und ich am Samstag schon angefahren hatten, aber auch hier war wieder niemand anzutreffen. Einen Halt weiter freute sich ein junger Mann über unseren Besuch, erzählte von seinen Schmerzen im Bein, die aber langsam besser werden. Er läuft auch schon besser, gestern ließ er für den kurzen Weg zum Auto sogar seinen Gehstock stehen. Weiter fuhren wir zu einem Herren, der vor kurzem erst aus der Haft entlassen wurde, auch er freute sich, uns zu sehen.
Er hatte erst nur den Wunsch nach etwas Warmen, Kaffee und Wasser und als wir vom Auto zurück kamen, hatte er sich aus seinem Schlafsack gepellt und zeigte uns einen sehr stark geschwollenen Fuß. Er konnte selbst nicht recht sagen, was passiert war. Wahrscheinlich war er umgeknickt. Seine Zehenzwischenräume zum Spann hin und auch oberhalb der Ferse war es bereits blau angelaufen und die Schwellung reichte bis zum Schienbein hoch.
Wir wollten ihm klar machen, dass sich das unbedingt ein Arzt ansehen muss. Doch einen Krankenwagen wollte er nicht, lediglich eine Tablette.
Er hatte starke Schmerzen, so dass ihm schon die Tränen liefen und fragte immer wieder nach einer Tablette.
Wir schauten nochmal im Wagen nach, ob wir nicht etwas zum Kühlen dabei hatten.
Und nochmals schlugen wir den Rettungswagen vor.
Er relativierte dann seinen Schmerz, indem er aufstand und vor uns herlief, nur sehr langsam und kaum mit dem Fuß aufgetreten, sagte er immer wieder: „Ist gut, geht gut, laufen geht.“
Seine Körpersprache verriet uns anderes, seine Mimik war schmerzerfüllt und auch wir fühlten diesen Schmerz mit ihm.
Er bedankte sich bei uns für Warmes, Kaffee und Wasser und so zogen wir weiter.
Es fiel uns schwer, den Herrn so zurückzulassen, doch wenn jemand keinen RTW möchte, dann rufen wir ihn auch nicht.
Weiter ging es dann zum HBF, dort konnten wir weitere uns Bekannte versorgen und führten auch ein nettes Gespräch mit einem Herren, der zwar nicht obdachlos war, aber mit bei Obdachlosen stand, gut gekleidet und angetrunken war, sich über unseren Verein informierte und auch einen Flyer mitnahm, um mal zu spenden.
Zum Abschluss des Abends telefonierten wir noch kurz mit Holger und verabredeten uns noch spontan auf ein Eis im Restaurant zur goldenen Möwe. Wir tankten noch den Wagen voll und stellten ihn dann wieder am Lager ab, Susanne brachte mich nach Hause und ich wartete noch auf die Nachricht, dass auch sie Zuhause angekommen war.
Habt einen schönen, sonnigen Tag,
Tanja