Viele unterschiedliche Gerüche begleiteten uns auf unserer Tour durch Hagen.

Viele unterschiedliche Gerüche begleiteten uns auf unserer Tour durch Hagen.

Geschrieben von Monika

Gleich am Ortseingang nahmen wir einen starken Aschegeruch wahr. Es hatte dort tagsüber im Dachstuhl eines Mehrfamilienhauses heftig gebrannt. Der Geruch zog sich auch abends noch durch den ganzen Stadtteil.

Wir fuhren ein Einkaufszentrum an und trafen dort auf einen obdachlosen Herrn, der schon auf uns gewartet hatte. Anschließend besuchten wir die bekannten Stellen in der Innenstadt, aber es war eben Montag. Montags ist es immer ziemlich leer in der Stadt und auch die Obdachlosen scheinen sich zurückzuziehen. Schließlich trafen wir aber doch zwei Bekannte und während wir mit ihnen sprachen, fiel unser Blick auf einen leeren Schlafplatz, mitten in der Fußgängerzone: eine Isomatte, eine Decke, 2 Flaschen, eine geöffnet. Wir konnten die Schlafstätte sofort zuordnen, aber niemand konnte uns sagen, wo der dazugehörige Herr verblieben war. Seltsam! Normalerweise gibt er die Sachen zur Aufbewahrung bei anderen ab, wenn er durch die Straßen läuft. Tanja und ich fuhren langsam die Gegend ab – ohne Erfolg.
Wir beschlossen später noch einmal wiederzukommen.

Unser nächster Halt führte uns zu einem „Straßenmenschen“, der einen Platz abseits der belebten Straßen gefunden hat. Schon beim Näherkommen nahmen wir einen starken Uringeruch wahr. Einen Schlafplatz draußen mit Toilette gibt es halt nicht.

Tanja und ich beschlossen auf Erkundungstour zu gehen und fuhren langsam durch Stadtteile, die nicht zum „Standartprogramm“ gehören. Unser Ziel waren Baumärkte, Einkaufszentren und Parks. Auf dem Weg zu einem Park sahen wir eine Igelmutter mit Kind. Tanja war sehr schnell mit ihrer Handykamera, aber nicht schnell genug für die flinken Igel. Wir sahen sie nur noch im Gebüsch verschwinden und sie hinterließen einen beißenden Geruch. Schade, wir hätten sie gerne als Motiv für unseren Bericht verwendet. Auf unserem Weg kamen wir auch an einer Müllverbrennungsanlage vorbei und mussten schnell die Fenster schließen. Wieder ein penetranter Geruch.

Obdachlose Menschen fanden wir keine bei unserer Erkundung. Es ist schwierig jemanden zu finden, der seinen Platz genau aus diesem Grunde wählt: Er will nicht gesehen werden. Wir sind da auf Mithilfe von Anwohnern oder Passanten angewiesen, die uns solche Stellen melden. Dann können wir sie gezielt anfahren, uns vorstellen und Hilfe anbieten. Meist wird sie gerne angenommen. Zumindest eine Visitenkarte können wir dann für Notfälle dalassen. Es wäre also äußerst hilfreich, wenn alle, die diesen Bericht lesen, mit wachen Augen durch die Stadt gehen und uns benachrichtigen würden, wenn sie einen Menschen ohne Bleibe sehen. Der Winter steht bevor und der Kontakt zu möglichst vielen Menschen auf der Straße wird Leben retten können.

Der vermisste Herr ließ uns keine Ruhe und wir fuhren noch einmal zurück – niemand da. Die Sachen lagen dort noch immer unberührt. Die Sorge um ihn hat uns bis nach Hause begleitet. Davor konnten wir noch drei alte Bekannte, zwei Männer, eine Frau versorgen. Einer schlief schon, die beiden anderen begleiteten uns zu unserem Dokker und freuten sich über etwas Warmes im Bauch.

Auf der Rückfahrt bekamen wir eine wichtige Meldung aus Wuppertal und Holger übernahm die Tour zusammen mit Tanja. Meinen Einsatz musste ich leider zu dieser späten Stunde beenden – Der Wecker in ein paar Stunden … Gerne wäre ich noch einmal zurückgefahren, spät in der Nacht, um nach dem gesuchten Herrn zu sehen. Hoffe, das nächste Team in Hagen wird ihn wohlbehalten antreffen.

Zusatz zur Meldung – geschrieben von Holger

In Wuppertal angekommen, fanden wir an der genannten Stelle gleich den Herrn vor, der uns gemeldet wurde und bevor es einen Schlafsack und eine Isomatte gab, unterhielten wir uns bei einem Kaffee mit ihm und so erzählte er uns, dass aus einer Stadt aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis kam und auch wieder dort hin zurück möchte.

Wir gaben ihm Informationsmaterial der Diakonie Mark-Ruhr mit auf seinen Weg an die er sich am nächsten Tag wenden sollte, damit diese ihm dann weiterhelfen können und als wir uns mit ihm unterhielten, kam ein weiterer Herr dazu, den wir auch helfen durften.

Danach ging es noch zu einer Stelle, die aber leider geräumt war und da wir wissen, wie es dem Herrn geht, der dort eigentlich lebt, machen wir uns Sorgen, wo er geblieben ist und auch das ihm hoffentlich nichts passiert.

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Heute…

….bekam ich einen Anruf von einem Herrn, der auf den Herrn getroffen ist, der zurück in den Ennepe-Ruhr-Kreis wollte.

Das Infoblatt hatte er verloren, unsere Karte aber gut eingesteckt und so konnte man uns erreichen.

Uns wurde dann von dem freundlichen Herrn mitgeteilt, dass er ihn zu der Adresse der Diakonie bringen würde, die ich ihm nannte.

Dafür herzlichen Dank.

Kurz drauf rief ich die Diakonie an und sagte Bescheid, dass gleich ein Herr zu ihnen gebracht wird, der eine Unterkunft sucht.

So geht Netzwerken – Danke an den Herrn der geholfen hatte, Danke an die Diakonie, die helfen konnte und Danke, dass wir helfen durften.