Wir haben 6:03 Uhr.

Wir haben 6:03 Uhr. Das ist keine Uhrzeit für Menschen mit Familie, Freund, Freundin oder oder oder – das ist eine Uhrzeit für komplett bekloppte Menschen, die aber scheinbar ein riesiges Herz haben, um zu denen zu gehören, die gerne dann am Tag schlafen, das eigentliche soziale Leben vernachlässigen und dafür in der Nacht unterwegs sind, um Menschen mit einem Gespräch, einer Suppe oder irgendwas anderem unter die Arme zu greifen, um ihnen etwas Gutes tun zu dürfen.
Jetzt könnte man meinen, da will jemand auf die Wehleitsdrüse drücken und ganz laut rumjammern, Lob und Tadel ernten.
Könnte man annehmen, ist aber nicht so – damit wäre man bei mir an der komplett falschen Adresse, denn das was ich tue und ich bin mir sehr sicher, dass was viele unserer Teamplayer tun, kommt aus tiefsten Herzen.
Und das macht einen Verein wie UNSICHTBAR e.V. aus.
Und was mich ausmacht, dass muss jeder für sich entscheiden und ja all das belastet und wirkt sich nicht immer positiv auf das Gemüht aus, denn wenn andere Menschen in irgendwelchen Armen liegen und dort die ersehnte Geborgenheit zugetragen bekommen, fahre ich irgendwo auf den Straßen umher, um Menschen helfen zu dürfen.
Einst meinte mir mal jemand sagen zu müssen, dass ich es nicht verdient hätte, auch privat glücklich sein zu dürfen und weil es eben so wichtig wäre, was wir tun – ich auch nichts anderes tun dürfte, ausser Menschen zu helfen aber alles andere, dass die Seele streichelt eben nicht.
Sowas sitzt tief aber wisst ihr was, ich habe Menschen um mich herum, die nicht alle so ein Schwachsinn von sich geben, es sind tatsächlich viele Menschen mit denen kann ich über sowas reden und solche Themen halt dort vertiefen, ich habe Menschen um mich herum, mit denen darf und kann ich lachen, mit denen darf ich traurig und lustig sein und mit denen kann ich tief aber auch laut sein.
Und dann wenn ich wieder einmal früh morgens die Haustür aufschließe und all das hinter mir lasse, weiss ich trotz alle dem, wie gut es mir doch eigentlich geht, denn ich stehe irgendwann auf und kann zu Freunden fahren, mit ihnen reden, mich dort ausheulen, mich einfach mal ein zwei Tage in ihrem Gästezimmer verkrümeln und für den Augenblick unsichtbar werden, um traurig und nachdenklich zu werden, in der Ruhe die mir dort gegeben wird.
Und das ist trotz all dem Seelen Schmerz, den wir alle in uns tragen, purer Luxus, denn es gibt Menschen, die dort draußen schlafen und die definitiv auch einsam sind, die depressiv sind, weil es ihr Leben gar nicht anders zulässt, die niemanden haben, dem sie vertrauen dürfen und auch können und die keinen Ort haben, wo sie sich zurückziehen dürfen, um über vieles hin und wieder auch mal nachzudenken.
Das hier ist kein moralischer Tiefpunkt, es ist das Leben wie es viele von uns leben, nur nicht wagen auszusprechen und es spiegelt die Realität wieder, wie die sich fühlen müssen, die eben diesen seelischen Luxus nicht genießen dürfen.
Danke das ich heute Nacht einigen Menschen für den Moment das Gefühl schenken durfte, nicht ganz alleine zu sein und danke auch, dass ich vielen das Gefühl schenken durfte, trotz das sie bereits schliefen, es jemanden gibt, der nach ihnen schaut und sie nicht vergessen hat.
Und ich bin mir sehr sicher, dass hinter irgendeiner Tür, auch noch eine Schulter auf mich wartet, die so jemand bekloppten wie mir eine klitze kleine Liegefläche anbietet.
Danke das ich helfen durfte und ich wünsche all denen die im Gefühlsluxus leben dürfen, dass sie es genießen und wertschätzung sollen und all denen, die am Ende des Tunnels kein Lichtlein sehen – schaut mal ganz genau hin, irgendwann und irgendwo wird für jeden Menschen einmal eins angehen.
Man darf nur niemals die Hoffnung aufgeben!