Ein wirklich beschissenes Thema.

Ein Bericht von Regine Sonnleitner
Ein wirklich beschissenes Thema.
Auf unser Bauchgefühl können wir uns immer verlassen. Eigentlich war nur eine Team Tour heute geplant, doch aufgrund der Witterungsverhältnisse entschieden wir uns auch noch als zweites Team rauszufahren in die Nacht.
Der Bericht von dem zweiten Team kommt heute im Laufe des Tages
Kaum waren wir auf Strecke erreichte uns die erste Meldung, der wir auch umgehend nach gingen. Nach einem erfolgreichen Einsatz fuhren wir weiter.
Doch es dauerte nicht lange und uns erreichte eine weitere Meldung und wir änderten unsere Richtung.
Auch hier konnten wir zur Seite stehen.
Wir bummelten weiter durch die Nacht und konnten vorweg ja nicht erahnen, was für ein beschissenes Gespräch uns noch bevorstand.
Dann begegnete er uns. Ein neues Gesicht, etwas verloren und einsam und nachdem wir uns vorstellten, nahm er dankend einen Kaffee an und meinte so zu uns, wir sollten doch einen mit ihm trinken. So entstand sehr schnell ein kleiner Kaffeeklatsch.
Er erzählte uns, dass er schon einige Zeit auf der Straße lebt, jedoch keinen festen Ort hat, sondern öfter die Stadt wechselt.
Plötzlich mitten im Gespräch, wir sprachen gerade über Filme (fragt uns nicht wie wir darauf kamen, ich weiß es nicht mehr) stellte er uns eine Frage. „Sagt mal habt ihr auch ein Campingklo an Bord?“
Wir sahen uns an und schüttelten den Kopf.
Er sagte. „Wartet hier, geht nicht weg, ich bin gleich wieder da.“ und verschwand. Kurz darauf kam er wieder und sah uns an.
„Entschuldigt bitte, doch das war dringend nötig, es ist wirklich ein Graus für Obdachlose wie mich, gerade jetzt in der Nacht, wenn es so kalt ist, etwas zu finden, wo man sein Bedürfnis nachgehen kann.
Da gefriert einem ja alles ab. Da fällt mir gerade etwas ein, das muss ich Euch erzählen.“ Er schaute uns an und ja wir nahmen uns die Zeit und sagten, es ist kein Problem, wir haben Zeit, erzähle es uns.
Er schüttelte sich. „Also es gab mal eine Situation, da musste ich ganz dringend und kein WC war in der Nähe. Gerade nachts ist das ein Problem, weil die öffentlichen Toiletten zu haben und wer lässt schon gerne einen Obdachlosen auf sein WC, also suchte ich mir eine kleine Ecke zwischen Mülltonnen und glaubt mir, es war so gruselig. Es war kalt, schon die Überwindung die Hose runterzulassen viel mir schwer. Als ich gerade dabei war mein Geschäft zu erledigen, knabberte etwas an meinem Bein. Ich fiel fast vorne über. Echt, dass möchtet ihr nicht erleben.“
Hier an dieser Stelle, werde ich nicht weiter ins Detail gehen, was er uns noch erzählt hat. Doch das Thema war wortwörtlich ein beschissenes Thema. Das uns auch nicht loslässt.
Wir benutzen die Toilette zu Hause wie eine Selbstverständlichkeit. Sie ist da und wir gehen hin, wann immer uns das Bedürfnis überfällt. Überall haben wir eine parat.
Doch für die Obdachlosen ist dies ein sehr großes Problem. Es gibt Obdachlosentoiletten an manchen Bahnhöfen, doch wenn ihr diese einmal gesehen habt – die wirklich menschenunwürdig sind -versteht ihr es, dass sie das Gebüsch vorziehen.
Wir sehen es selbst, wenn wir nachts auf Tour sind und einmal das Verlangen danach haben.
Viele Tankstellen und Gaststätten sind zu dieser Zeit geschlossen und wir können dort nicht mehr rein.
Für einen Mann ist es noch einfach, doch eine Frau hat da schon ihre Probleme.
Wir haben uns schon oft gefragt, wo die Obdachlosen am Abend und in der Nacht ihr Geschäft verrichten. Eigentlich ist dieses ein Grundbedürfnis, das zum Menschen gehört und doch wird dieses Thema totgeschwiegen, keiner redet darüber. Auf der Heimfahrt beschäftigte es uns sehr und wir fragten uns, wie wir von dem Thema Filme auf Toiletten kamen. Hier überlegten wir in welchen Filmen irgendjemand mal die Toilette benutzt.
Geht Arnold Schwarzenegger in seinen Filmen irgendwann einmal auf die Toilette? Uns fiel der Film Lethal Weapon ein. Das war der einzige Film, bei dem jemand auf Toilette ging, nur mit dem kleinen Unterschied, dass Mel Gibson die Toilette um die Ohren flog. Es ist verrückt auf was für Gedanken und Überlegungen man kommt.
Nun wurden wir heute aufgeklärt und eins kann ich Euch sagen – der Luxus einer Toilette wird ab sofort, bei mir sehr hoch geschrieben.
Ja mit einem beschissenen Thema im Kopf gehen wir heute ins Bett, davor noch kurz dahin wo auch der König zu Fuß hingeht, und trotz allem ist es für uns heute ein sehr großer Luxus den wir in vollen Zügen genießen.
Es ist 2.50 Uhr – und ich bin unsagbar glücklich, dass ich eine Toilette zu Hause habe und sicher geht es Holger auch nicht anders.
Ein herzlichen Guten Morgen Gruß wir sagen Guten Nacht