In der Nacht

In der Nacht von gestern, auf heute war viel passiert.

Andreas, Kim und ich waren an einem Ort und an einem anderen Ort war Friedrich unterwegs.

Friedrich, der Mensch – der fast seid seinem 7. Lebensjahr, mit ein paar Unterbrechungen, immer wieder obdachlos war, ein Mensch den dieses Leben geprägt hat, der dann irgendwann, als er älter wurde wieder dort ankam, wo er geboren wurde und seinen langen Weg der Obdachlosigkeit beendet hatte.

Heute unterstützt er uns und unsere Mitglieder mit seinem Wissen, mit seinen Gedanken und seinem anderen Feingefühl , auf diese Menschen zuzugehen.

Auch damals als er in Barcelona auf der Straße lebte, empfand er es wie ein Außenseiter behandelt zu werden.

An einem Ort zu leben, wo Menschen hinfahren, um Urlaub zu machen, dass Meer zu sehen, die Sonne zu genießen aber das was direkt vor ihnen passiert, oftmals wie auch hier in unseren Betonstädten einfach zu übersehen.

Er war gestern auf der Straße, um sich mal ein Bild davon zu machen, wie es heute aussieht.

Mit einem Rucksack, beladen voller Herren- und Damen TOM’s machte er sich auf den Weg und auch so wie damals, hatte er seinen Teekocher dabei.

Dann kam er an und als er aus der S-Bahn ausstiegen war, erzählte er mir – wurde er auch schon den ersten Tom los.

Eine Frau im mittleren Alter wollte zuerst den TOM nicht annehmen es sei den er sei von ihren Jungs.

Er sagte dann „er ist von deinen Jungs“ und gab ihr noch eine Rettungsdecke und im Anschluss daran gab es noch ein kurzes Schwätzchen und sie zog von dannen.

Als er aus dem Bahnhof raus ging verschenkte er gleich einen 2. TOM und auch hier wieder eine Rettungsdecke an einen Jungen Mann der nur ins Zentrum kam, um seine Besorgungen zu machen, da er vor kurzem überfallen wurde und sonst außerhalb der Stadt leben würde.

Dann machte Friedrich erstmal eine Pause. Auf eine Bank setzen kann sich jeder. Friedrich setzte sich dahin, wo er auch all die Jahre saß, als er noch auf der Straße lebte und das war genau dort – auf die Straße, baute seinen Teekocher auf und fing an, sich erstmal gemütlich einen Tee zu trinken.

Seine Gedanken, so sagte er mir, ließen ihn in die Vergangenheit, es kam ihm alles so bekannt vor, dort zu sitzen, nicht gesehen zu werden, ignoriert zu werden, unsichtbar zu sein.

Bis auf das die Welt heute aggressiver geworden ist, dass die Blicke, lieber zweimal über die Schulter zu schauen, um zu gucken, ob nicht plötzlich jemand hinter dir steht, deutlich angespannter wurde, hat sich sonst nicht viel verändert.

Das Leben auf der Straße ist eben kein Kindergarten.

Dann machte er sich auf und ging zu unserem Treffpunkt, an dem wir ihn abholen wollten. Ein Park etwas außerhalb der Stadt.

Einen dritten TOM verschenkte er an einen älteren Herrn, den er auf den Weg dorthin begegnete.

Und dann, als er auf uns wartete und um sich herum das Lachen der vielen jungen Menschen hörte, die es sich dort im Park gemütlich gemacht hatten und ihr Bier und ihren Wein getrunken hatten, da kam er sich dann wieder vor, wie damals am Meer, bis auf das Rauschen der Wellen, war es fast genauso wie damals, als diese Menschen, sowie er auch einmal, einer von ihnen war, einfach nicht wahrgenommen wurden, nicht gesehen und vergessen wurden.

Danke Friedrich, dass du für uns diese Erfahrungen machst, für uns deinen Weg nochmal gehst diesmal aber anders und dich umschaust, Kontakte knüpfst zu denen, die unser Strassenteam ohne dich, so vielleicht gar nicht erreicht hätten.