Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt!

Unser heutiges Ziel war Hagen,

Thorsten Biermann

und ich hatten Glück, dass wir uns überhaut erkannten, denn als wir losfuhren, schien Frau Holle, mächtig viele Kissen auszuschütteln, so dass eine gute Sicht, vollkommen ausgeschlossen war.

Also machten wir gegen 20:30 Uhr dann trotzdem auf den Weg – Frau Holle hin und her – soll sie schütteln was sie will uns hält so schnell nichts auf, wenn wir helfen können.

Am Hauptbahnhof angekommen, gingen wir erstmal zu einer uns bekannten Stelle – einem Platz, der schon reserviert ist, für obdachlose Menschen, eine Bank – geschützt von einem Dach – der sie trocken hallt aber gegen die eisige Kälte auch nicht gegen halten kann.

Ob ich eine Zigarette hätte, fragte die Dame mich mit geschlossenen Mund – zugegeben ich musste dreimal hinhören, damit ich sie verstehen konnte und gab ihr gerne eine.

Kaffee / Suppe? Auch hier war die Antwort nicht gut zu verstehen aber die Augen sagten alles und bevor wir uns aufmachen konnten, kam ein Herr dazu – der sich herzlich dafür bedankte, als wir fragten, ob auch er eine Suppe haben möchte!?

Gesagt – getan – kurz zum Auto – alles angerichtet und wieder zurück, zu den beiden Herrschaften – danke meine Freunde sagte er – danke das ihr das macht!

Dann gingen wir noch ein Stück weiter hoch – über den riesigen Platz zurück und gerade als wir losfahren wollten, kam uns eine weitere bekannte Person entgegen – Thorsten freute sich ganz besonders, denn die beiden hatten letztens noch darüber gesprochen, dass sie sich bei den Streetworkern melden sollte – was sie sich auch vorgenommen hatte, aber dann an der Ausführung leider scheiterte.

Erstmal einen Kaffee und dann die Traurigkeit in ihren Augen das sie eigentlich auf gar nichts mehr hoffen möchte oder kann, dass sie den Glauben verloren hat, dass es besser wird und auch das ihre Wunde, die eigentlich dringend behandelt werden müsste, sie nicht mehr interessiert und selbst wenn es zu einer Blutvergiftung käme, sie auch das nicht mehr interessieren würde, um einfach diesem würdelosen Leben zu entkommen.

Wir bleiben da auf jedenfalls am Ball und setzen uns morgen mit einem Psychologen in Verbindung, der auch gleichzeitig eine Notfallversorgung macht.

Danach ging es weiter in die Innenstadt und auch dort trafen wir auf eine Dame, die uns schon aus der Ferne zuwinkte und fragte, ob sie ein Süppchen haben dürfte, aber ungeöffnet, weil sie es gerne mit nach Hause nehmen würde.

Und die Katzen, was essen die – fragte ich. Die müssen mit dem Rest auskommen, was eben noch da ist.

Mit einer Suppe war da nicht geholfen und ich kaufte ihr einen Gutschein, von dem Einkaufsladen, mit dem sie und auch ihre Tiere, erstmal ein paar Tage über die Runden kommen würde.

Das macht mich so glücklich, dass es euch gibt und ich weiß gar nicht wie ich euch dafür danken soll – ich nehmen mir gleich einen Einkaufswagen und gehe einkaufen. Auch der Herr an der Kasse und der Herr von der Security konnten sich bei der Freude der Dame einfach nur mitfreuen.

Schön auch hier geholfen haben zu können.
Lass uns nochmal zum Anfangsort fahren, sagte Thorsten, der verständlicherweise besorgt um die Dame war – der wir mit einer Tasse Kaffee und einem intensiven Gespräch, erstmal vermitteln konnten, dass sie ja gar nicht allein ist, weil wir sie schätzen und auch sehen würden und wenn sie Kontakt zu Hilfestellen aufnehmen würden, auch begleiten würden, so dass jemand dabei ist, dem sie vertraut.

Dort angekommen, war sie aber nicht zu finden und wir sind weiter in Richtung Hattingen und danach auf einen Abstecher nach Bochum.

An einer Bushaltestelle dorthin, sahen wir eine Dame – die so wie sie sagte auf den Bus gewartet hatte, sich aber trotzdem sehr über eine Tasse Kaffee freute.

Danach fuhren wir Richtung Innenstadt und trafen auf eine weitere Dame, die sichtlich gefroren hatte und von uns quasi das volle Programm bekam.
Einen Damen TOM, eine Isomatte, einen Winterschlafsack, eine Packung OP-Masken, ein Handy, eine Tasse Suppe und einen Kaffee.

Sie sah absolut nicht so aus, als wäre sie obdachlos aber auf die Frage, wie es denn dazu kam, schaute sie weg und sagte leise – es ist eben so passiert.

Damit wir dahingehend nicht näher auf irgendwelche offenstehenden seelischen Wunden eindrangen, fragten wir nicht weiter und baten sie nur noch darum, bitte auf sich aufzupassen – gaben ihr eine Karte von uns und sagten ihr, dass sie uns zu jederzeit kontaktieren könnte, wenn sie Hilfe brauchen würde.

So ging um etwa 02:45 Uhr ein langer, intensiver voll mit neuen Erlebnissen und tief bestücktem Gedanken ein Abend zu Ende und wir fuhren wieder nach Hause.

Wieder mal ein Abend mit vielen Geschichten, die tief gehen und tief sitzen, mit Gedanken – die herumschwirren und Hilfe, die wir von Herzen gerne geben.

Wir bleiben an all denen und möglichst vielen anderen Menschen dran, um für sie da zu sein – um ihnen zu helfen, wenn sie Hilfe brauchen und um ihnen zu zeigen, dass niemand von ihnen unsichtbar ist und sie wertvoll sind – für uns – für alle anderen Menschen und ganz besonders für sich selbst.

Schlaft gut und lasst eure Seele baumeln, sowie wir jetzt auch unsere baumeln lassen werden.