Ein Wohnzimmer auf der Straße

Ein Bericht von Monika, die am 08.08.2022 zusammen mit Tanja auf Tour war

Ein Wohnzimmer auf der Straße – Das fanden wir gestern auf unserer Tour durch Hagen vor.
Der Herr, den wir dort immer besuchen, war nicht zuhause. Aber er hatte anscheinend neu „möbliert“
Vor dem ordentlich gemachten Bett (Matratze, Schlafsack) lag ein langer Teppich und daneben stand ein „Sessel“, der eigentlich ein Toilettenstuhl war. Ein offenes kleines Regalfach diente als Aufbewahrung für allerlei Gesammeltes. Alles sah ziemlich ordentlich und aufgeräumt aus. Die Schlafstellen der obdachlosen Menschen sind ganz unterschiedlich – von völlig chaotisch und verdreckt bis zu diesem einladenden Ort, der uns sehr überrascht hat. Hoffentlich treffen wir den Bewohner bald mal wieder an.

An diesem Abend bin ich wieder mit Tanja gefahren. Sie ist in Hagen aufgewachsen, kennt jede Ecke und jede Anlaufstelle für bedürftige Menschen. Das ist ein unschätzbarer Wert für unser Straßenteam und ich lerne auf diesen Touren immer dazu. An diesem Abend erzählte sie, dass sie als Familie regelmäßig einen Wocheneinkauf zu „Luthers Waschsalon“ bringen – Lebensmittel, Hygieneartikel etc.. In der Diakonie Einrichtung können bedürftige Menschen frühstücken, duschen, sich ärztlich versorgen lassen. Diese Unterstützung durch meine Teamkollegin finde ich grandios und nachahmenswert. Einfach klasse.

Unsere Tour begann an einem Parkplatz und dort hatten schon alte Bekannte auf uns gewartet. Neben den Terrinen und kalten Getränken konnten wir auch wieder Hygienebeutel verteilen. Der inhalt wird ja verbraucht und wir freuen uns, wenn sie genutzt werden.
Weiter ging es zu einem „Straßenmenschen“, der uns manchmal anruft, wenn er etwas braucht. Er hat wohl eine Wohnung in Aussicht, erzählte wieder, dass er den Winter nicht noch einmal überleben würde. Während wir uns unterhielten, wies er uns auf ein großes Herz hin, dass jemand auf unsere Kühlerhaube, in den Straßenstaub, gemalt hatte. Danke, dem Unbekannten. Auch eine Art, seine Wertschätzung für die „Unsichtbar-Arbeit“ zu zeigen.

Auf unserem weiteren Weg durch die Stadt begegneten wir an den verschiedenen Orten im Wesentlichen alten Bekannten, die wir versorgen konnten. Ein langes Gespräch führten wir auch mit dem Herrn, der seit Wochen Schmerzen im Rücken und in den Beinen hat. Jeder Gang fällt ihm schwer. Wir hatten ihn schon einmal mit einen Gehstock versorgt, aber der reicht wohl nicht mehr aus.

Am Schluss der Tour fuhren wir noch ein paar Stellen in Ennepetal ab. Dort kenne ich dann jede Ecke. Wir fuhren potentielle Schlafstellen ab, fanden aber niemanden. Unser letzter Stopp führte uns dann noch nach Schwelm, um nach jemandem zu sehen. Dort lag dann auch der Herr an seinem Stammplatz, der vor nicht allzu langer Zeit noch sehr misstrauisch und reserviert gewesen war, immer nur seine Ruhe haben wollte. Stetig und sehr vorsichtig konnten unsere Teams aber sein Vertrauen gewinnen. An diesem Abend freute er sich jedenfalls über unseren Besuch und nahm gern eine Terrine.

Nach Mitternacht fuhren wir dann zurück zum Lager, packten aus und trennten uns dann, um zu unseren eigenen „Wohnzimmern“ zu fahren.Bis zum nächsten mal eben, in diesem oder in einem anderen tollen Team.