Also weiter zu unseren alten Bekannten.

Die heutige Tour began mit einer Meldung aus einem Wuppertaler Stadtteil, dort liege ein Herr vor einem Haus. Dort durch das Einbahnstraßen-Labyrinth gekämpft, war jedoch keiner mehr aufzufinden.
Also weiter zu unseren alten Bekannten.
Der erste Herr den wir antrafen, war sehr gut gelaunt. Während wir ihm einen Milchreis und einen Kaffe machten, erzählte er von seiner glücklichen letzten Woche. Nicht nur, dass er neue Schuhe und eine neue Hose von hilfsbereiten Passanten gekauft bekommen hat, dazu hat er auch noch viel Geld von einem Youtuber bekommen, weil er bei einer Challenge mitgemacht hat.
Das war zu skurril als dass wir weiterfahren konnten ohne uns den Ausschnitt des Videos anzugucken. Ich drücke ihm die Daumen, dass diese Glückssträhne länger anhält. Als wir uns auf den Weg machten, fragte er uns noch, ob wir schon Winterschlafsäcke dabei hätten, was wir verneinen mussten.
Der Grund der Frage erklärte sich uns bei jedem Aussteigen von selbst, die Temperaruren waren diese Nacht knapp unter 10° gefallen.
Dem nächsten Herrn brachten wir wie letzte Woche versprochen ein Paar Schuhe mit, hohe Winterstiefel für die er sehr dankbar war.
Kaum zehn Meter weiter fragte uns noch ein junger Mensch, ob wir Ihm vielleicht für den Notfall unsere Kontaktdaten geben können, da er droht in die Obdachlosigkeit zu rutschen. Schick gekleidet wie dieser Mensch war, hätte ich nicht gedacht, dass er in einer solchen Situation steckt, und mir wurde wiedermal klar, das bloße Auge sieht eben nicht alles.
Bei unserem nächsten und auch letzten Stop wurden wir mit einer sowohl traurigen als auch zum verzweifelnden Geschichte konfrontiert.
Der Herr erzählte uns in gebrochenem Deutsch, er sei hier hin gekommen um hier zu arbeiten, um für seine Frau und seine zwei Kinder in seinem Heimatland zu sorgen. Mit der Hoffnung auf gutes Geld hier angekommen, hat er hier von seinem Arbeitgeber den Ausweis abgenommen bekommen, was mir schon nicht rechtens vorkam. Nach zwei Monaten ohne Bezahlung hat er den Job verloren, den Ausweis hat er jedoch nie zurück bekommen.
So lebt er nun auf der Straße, ohne seinen Pass, Geld oder die Möglichkeit, seine Familie zu kontaktieren. Wie hilflos dieser freundliche Herr sich fühlen muss, konnten wir uns nicht ansatzweise ausmalen. Unter Tränen dankte er uns für den Tee und die Terrine und erwähnte oft seine Kinder.
Grausam, in diesem sich so vortschrittlich zeigendem Land, sklavenähnlich ausgenutzt und dann weggeschmissen wie ein benutztes Taschentuch wurde hier die Würde dieses Menschen beschmutzt und bespuckt.
Zu meinem Entsetzen erzählte mir Sabine auf der Rückfahrt selbst noch leicht mitgenommen, dass sie sich Sorgen macht, da sie inzwischen ein Muster sieht, denn vor nicht allzu langer Zeit haben drei Männer denen sie geholfen hatte ganz ähnliche Geschichten erzählt, auf die Frage, wie sie denn auf der Straße gelandet sind.
Hoffentlich kann der gute Herr bald seine Familie wieder in den Armen halten.