Björn und ich (Sabine ) starteten Dienstag am späten Abend eine Tour nach Wuppertal.

Björn und ich (Sabine ) starteten Dienstag am späten Abend eine Tour nach Wuppertal.
Meine erste Tour in diesem Herbst, wo wir die Heizung im Auto anmachten. Wir sind durch unsere häufigen nächtlichen Einsätze schon etwas abgehärtet. Aber heute war es, trotz dicker Kleidung, selbst uns zu kalt. In Wuppertal angekommen, fuhren wir erstmal durch einige Randbezirke und schauten, ob dort unsere Hilfe benötigt wird. Es war aber niemand zu sehen und so fuhren wir weiter zu uns bekannten Stellen.
Schon bei dem ersten Platz, den wir aufsuchten, erschraken wir uns sehr. Dort wo vorher ein Zelt stand, waren nur noch verkohlte Überreste und ein Polizeiabsperrband hinderte uns am Weitergehen.
Unsere Sorge galt nun dem Bewohner. Zum Glück fanden wir ihn etwas später. Zwar schockiert, aber unversehrt. Ja wer macht sowas? Wer ist so bösartig und zündet einem Menschen sein gesamtes Hab und Gut an? Nimmt dabei noch in Kauf, dass jemand verletzt wird, oder schlimmeres?
Erst letzte Woche Jugendliche, die einen obdachlosen Herrn verfolgt und ihn verprügelt haben und nun dieses.
Weiter ging es für uns zu einem jungen Mann, der erst seit kurzer Zeit auf der Straße ist. Man merkt, die Situation macht ihm sehr zu schaffen. Das Leben auf der Straße überfordert ihn noch sehr. Er wirkt sehr verloren und ihm fehlt noch die “ Härte“, die das Leben auf der “ Platte“ erfordert. Als er uns sah, zeigte er gleich stolz auf seinen Schlafsack und die Isomatte.
Beides hatte er von uns innerhalb weniger Tage zum zweiten Mal bekommen. Das erste Überlebens kit wurde ihm aus einem Schließfach heraus geklaut. Mangels Geldes hatte er es einfach am Morgen in ein Schließfach gelegt und darauf gehofft, dass es am nächsten Abend noch da wäre. Aber Pustekuchen.
Was nicht weggeschlossen wird, ist weg. Auch diese Erfahrung musste er machen.
Nun passt er darauf auf.
Bei unserer nächsten Tour wird er noch einen Rucksack bekommen. Bei Kaffee und Terrine unterhielten wir uns längere Zeit. Es war ein gutes, ein tief gehendes Gespräch. Es tat ihm gut, mit jemandem zu sprechen, der selbst jahrelang auf der Straße gelebt hat und den Absprung geschafft hat.
Jemanden der weiß, wie es sich anfühlt auf sich allein gestellt auf der Straße zu überleben. Jemand, der zeigt, es ist möglich dort wieder weg zu kommen.
Björn konnte ihm auch noch wertvolle Tipps geben, die er sehr dankbar entgegennahm. Es sind sie, diese Schicksale, die jeden von uns treffen können.
Weiter ging es zu einem Herrn, der ständig sehr alkoholisiert ist und aus diesem Grund Probleme hat auf seine Sachen aufzupassen. Dazu kommen noch starke Verständigungsprobleme aufgrund von Sprachbarrieren. Auch mit dem Google Übersetzer kommen wir da nicht weiter. Bei heißem Tee und Terrine probierten wir zu erklären, dass er von uns nicht jeden zweiten Tag einen Schlafsack und eine Isomatte bekommen kann. Aber so wirklich verstanden hat er uns wohl nicht. Auch für uns eine schwierige Situation. Björn wickelte ihn dann erstmal in eine von unseren Rettungsdecken ein.
Weiter ging es zu einem Herrn, den wir längere Zeit nicht gesehen haben und erst letzte Woche wieder antrafen. Er hat in der Zeit, wo wir ihn nicht sahen, sehr abgebaut. Auch mit ihm führten wir noch ein längeres Gespräch bei heißem Getränk und Terrine. Je später es wurde, desto unangenehmer wurden die Temperaturen und überall wurde sich sehr über etwas Heißes für den Magen gefreut.
Dann ging es auch für uns zurück zum Lager.