„Kann es vielleicht sein, dass sie etwas müde sind?“

Nachdem wir gestern zwei Touren gefahren sind, von denen die eine in Wuppertal von Susanne und Andreas gefahren wurde und Tanja, Olli und ich unsere erste Tour mit dem DRK Haspe fuhren, über die ich später noch berichten werde, war irgendwann heute Nacht erst einmal Feierabend.
 
Wenn man, also in dem Fall – ich nach Hause komme, kann jede einzelne Tour egal wie gewesen sein, sofort ins Bett kommt da nicht in Frage – dafür gehen selbst mir, nach langer Zeit Ehrenamt in diesem Bereich, viel zu viel Dinge durch den Kopf.
 
Sowie auch heute – und als ich mich dann irgendwann überreden konnte, doch mal das Bett aufzusuchen, klingelte das Telefon.
 
04:20 Uhr – eine Meldung
 
2% Akku – lange kann ich nicht mehr telefonieren – war im Bahnhof, durfte da aber nicht mehr sein – können sie helfen?
Ort ausgemacht – dann war sein Akku leer.
 
Also auf, den Bettgedanken in die Ferne geschoben, anziehen – ab ins Auto und ab zum Treffpunkt.
 
Dort angekommen, wurde ich sehr herzlich begrüßt und der junge Mann kam aus dem Danke sagen gar nicht mehr heraus und fing auch gleich an mir seine Geschichte zu erzählen.
 
Verliebt, unglücklich, Unterkunft – was gar nichts für ihn ist, durch die Stadt irren, Gedanken verdrängen, Schlafen kommt nicht in Frage, von einem Ort zum anderen wandern und und und
 
Er erzählte so schnell, dass ich mit dem Sortieren gar nicht nach kam und irgendwann den Faden verlor.
 
Auf die Frage, ob er einen Kaffee haben möchte, fragte er mich, wo wir den trinken gehen wollen, um die Uhrzeit?
 
2 m nach rechts – hinters Auto und dann mache ich dir einen, sagte ich ihm, öffnete den Kofferraum und er kam aus dem Staunen nicht mehr raus.
 
Damit kannst du nen Augenblick überleben, sagte er – joahr – so gesehen haste wohl recht, antwortete ich ihm.
 
Einen Rucksack, wenn er doch nur einen Rucksack hätte, in den er all seine Sachen legen könnte, damit sie trocken bleiben würden und er nicht mehr alles in Taschen mit sich rumtragen müsste, das wäre ein Traum.
 
Traum erfüllt – ich gab ihm einen Rucksack und fragte nach, ob er noch einen Schlafsack und eine Isomatte brauchen würde, was er aber verneinte aber Socken und vielleicht einen Schlüpfer, wenn wir das hätten.
 
Also noch einen TOM und ein paar Wintersocken und dann fing er wieder an zu erzählen, kreuz und quer durch sein Leben und wieder verlor ich irgendwann den Faden.
 
Dann schaute er mich an uns sagte:
„Kann es vielleicht sein, dass sie etwas müde sind?“
 
Unwesentlich antwortete ich – nicht der Rede wert, ob ich noch was für ihn tun könnte?
Ja, das können sie – kommen sie gut nach Hause, er müsse jetzt weiterziehen und würde es uns nicht vergessen, dass ich tatsächlich um die Uhrzeit noch zu ihm gekommen bin und ihn versorgt hatte – damit hätte er nicht gerechnet, nicht um die Uhrzeit.
 
So sind wir und dass wie immer gerne.
 
Also verabschiedeten wir uns, ich gab ihm noch eine Karte von uns und dann trennten sich unsere Wege.
 
Seinen führte er wo auch immer hin fort und ich versuchte noch vor dem Berufsverkehr zu Hause zu sein, um nicht im Stau stehen zu müssen.
 
Letzteres ist mir gelungen – jetzt mache ich ne Runde Augenpflege und dann geht’s weiter.