(Welche dann letztendlich doch keine (Mini)Tour wurde)

Auf (Mini)Tour mit Jens (Welche dann letztendlich doch keine (Mini)Tour wurde).
Eigentlich was heute nichts geplant, aber wie das schonmal bei uns so ist, fahren wir dann auch schonmal außerhalb unserer geplanten wöchentlichen Touren raus.
Also dann mal los – jedoch stand von vorneherein fest, dass es heute nicht lange wird, weil es eben nicht immer bis tief in die Nächte gehen kann, was aber nichts damit zu tun hat, dass wir trotzdem auf Abruf zur Verfügung stehen.
Wir wollten mal nach dem Mann im Wohnwagen sehen, vielleicht war er ja wieder da – rausgestellt hatte sich dann aber, dass dem nicht so war.
Um Euch aber mal zu zeigen, wie dieser Mann lebt, haben wir uns erlaubt ein Bild von seinem Lebensraum zu machen.
Gut an der ganzen Sache ist, dass noch keine Bilder mit Geruch erfunden wurden, denn allein schon bei dem Bild, was eigentlich alles sagt, wird einem bei dem Gedanken, dass hier jemand lebt, ganz anders.
Auf der einen Seite ist es gut, dass er, wenn er dann da ist, nicht auf der Straße unter freiem Himmel schlafen muss, sondern ein Dach über dem Kopf hat, auf der anderen Seite ist es aber kein Zustand für so einen Menschen, so zu leben.
– Bis hier hin bin ich vorhin, mit meinem Text gekommen, dann erreichte uns eine Meldung.
Also alles stehen und liegen lassen und raus. –
Gemeldet wurde uns eine Person in Bochum, die auf dem nackten Beton liegt und schläft. Die Melderin hatte vergeblich versucht ihn zu wecken und schickte uns eine WhatsApp mit einem Standort und fragte, ob wir schauen können.
– Alles richtig gemacht – natürlich fahren wir gucken –
Nachdem ich sie kurz angerufen hatte, erzählte sie mir, dass
irgendwelche Menschen ihn bereits mit Flaschen beworfen hätten und einer sogar kurz davor war, auf ihn zu urinieren.
– Das hier geht an die Menschen, die sowas tun, auch wenn sie es wahrscheinlich nicht lesen werden –
Leute mal ganz ehrlich – was läuft bei euch falsch? Ihr müsst doch einen absoluten Lattenschuss haben oder irgendwas in eurem Hirn ist komplett fehl produziert, dass eine Heilung eurer Gehirnzellen, äußerst unmöglich erscheint.
– Bei sowas platzt mir der Kragen –
Nachdem ich Jens wieder abgeholt hatte und wir dann nach Bochum gefahren sind, fanden wir den Herrn auch recht schnell und er war tief und fest am Schlafen. Nach mehrmaligen Versuchen ihn zu wecken, wurde er nicht wach, doch bevor er irgendwann anfangen würde zu frieren, deckten wir ihn mit einem Schlafsack zu.
(siehe Bild – vorher – nachher)
– Hoffentlich kommt er unbeschadet durch die Nacht. –
Und wo wir dann auch gerade mitten in der Stadt standen, sind wir sie auch gleich noch durchfahren und Professor Dr. Adlerauge Jens sah aus der Ferne auch schon den nächsten Herrn, der auf der Erde saß und sich einen Döner aß.
Ob wir helfen können, vielleicht mit einem Kaffee, antwortete er mit einem freudigen „oh ja sehr gerne“.
Er ist 32 Jahre alt und lebt seid seinem 16. Lebensjahr auf der Straße, sag von sich selbst das er starker Alkoholiker ist und ein Freund der Ratten sei.
Dann schaute er mich an und sagte:
Du weißt welche Ratten ich meiner, oder?
Die auf zwei Beinen durch die Stadt laufen und uns wie Abschaum behandeln, meint er nicht, da sind ihm dann die kleinen Biester auf vier Beinen deutlich lieber.
Dann machten wir uns auf den Weg und fuhren an einer Stelle vorbei, wo jemand sagte:
Schau mal, da sind die unsichtbaren – doch als wir das hörten, waren wir schon dran vorbei und drehten kurz eine kleine Runde und fuhren nochmal zu der Stelle hin, an der wir unseren Namen hörten und auch hier entwickelte sich ein kleiner Plausch.
Ihr fahrt durch die Nacht, dann wenn niemand anderes unterwegs ist, um uns zu helfen, fragte uns einer der beiden Männer, welches wir mit ja beantworten.
Ihr seid doch bekloppt, sagte der andere. Ihr schlagt euch für uns die Nächte um die Ohren, da muss man doch einen an der Klatsche haben und warum wir das tun würden.
Weil es unsere Aufgabe ist und weil wir genau das für wichtig halten, wenn niemand anderes mehr da ist, in diesen Momenten für euch und all die anderen da zu sein, um uns zu kümmern.
Er hätte schon von uns gehört aber geglaubt hätte er es bis zu diesem Augenblick nicht. Scheinbar stimmen manche Märchen doch.
Hier durften wir mit einem Wasser und zwei Terrinen helfen.
Kurz drauf sind wir noch zu einer weiteren Stelle gefahren und durften auch dort einen Kaffee anbieten und dann ging es nochmal nach Hause und nun sitze ich hier und schreibe den Bericht für Euch zu Ende, damit – wenn ihr dann irgendwann aufstehen werden, etwas lesen könnt – etwas über diese Welt, in der wir in der Nacht unterwegs sind, erfahrt – wie wir helfen durften, was es eben zu berichten gibt.
Bevor ich den Text unterbrochen hatte, sollte dort noch gestanden haben, dass wir auf unserer ersten Tour noch in Hagen unterwegs waren, dort aber niemanden angetroffen hatten.
Ich wünsche Euch allen eine gute Nacht und danke nochmal an Jens, dass du so flexibel warst und eine weitere Tour mit mir gefahren bist.