Die Tour von Olaf und Sabine Wiegand-Steffan
Endlich ist es so weit – gestern gegen Abend schrieb Sabine W. mir eine Nachricht, ob was passiert wäre, weil doch der Bericht aus der Nacht vom 23. auf den 24. noch nicht online war.
Viel zu tun, leider keine Zeit, aber hier ist er nun, liebe Sabine W. – alles gut, nur sind manchmal einfach 24 Stunden viel zu wenig, um dann alles zu schaffen, was man sich vorgenommen hat.
Sich Sorgen untereinander um den/die andere/n zu machen, gehört auch zu uns und macht uns als Team noch viel wertvoller.
Die Tour von Olaf und Sabine Wiegand-Steffan
Gestern Abend, bei sehr ungemütlichem Wetter, machte ich mich auf den Weg zu dem von Olaf und mir vereinbarten Treffpunkt. Es regnete sehr und in Kombination mit dem Wind, war das mal wieder ein Wetter bei dem man eigentlich gar nicht draußen sein möchte.
Am Treffpunkt schnell in das grün – blaue UNSICHTBAR e.V Auto umgestiegen und los ging es mit Olaf nach Bochum, um dort nach unseren Freunden auf der Straße zu sehen. Um trotz widriger Umstände, etwas Gemütlichkeit in Form von Heißem, Süßem oder auch mal Saurem, in die Wohnzimmer auf der Straße zu bringen.
Schon schnell lernten wir einen neuen Herrn kennen, der sich ein neues Wohnzimmer gesucht hatte. Das alte Wohnzimmer war wohl zwar recht groß, aber dort wohnten ihm dann zu viele und es wurde ihm dort zu ungemütlich. So zog er es vor, auf ein paar wenige qm umzuziehen, wo er dann seine Ruhe hatte. Nur wenn er raucht oder Dreck macht, würde ihn durch die dortigen Lautsprecher eine strenge Stimme dazu auffordern, das zu unterlassen. Aber das würde die Gemütlichkeit in seinem neuen Wohnzimmer nicht beeinträchtigen.
Der Herr kannte uns Unsichtbaren noch nicht und freute sich sehr über etwas Warmes und Süßes in Form von Schokolade und freute sich, dass wir nun regelmäßig nach ihm schauen werden.
An unserem nächsten Stopp lief uns regelrecht eines unserer Schützlinge in die Arme. Der dortige Sicherheitsdienst hatte sie wohl nun schon zum wiederholten Mal mit Sack und Pack aus ihrem trockenen Unterschlupf befördert. Die Dame freute sich so sehr uns zu sehen und war so voller Dankbarkeit, dass da jemand ist, der sich kümmert und nach ihr sieht. Sie fragte uns mehrmals, wie sie das jemals wieder gut machen könnte.
Es war absolut berührend. Solche Momente sind einfach unbezahlbar und bleiben im Herzen. Zeigen sie doch, wie wenig es benötigt, um einen Menschen glücklich zu machen, zumindest für den Moment.
Da die Dame auch sehr hungrig war, versorgten wir sie mit Terrinen und Snacks. Dazu gab es Kaffee und Schokolade.
Wir sagten ihr, dass wir nun noch andere Bekannte aufsuchen, dann aber noch einmal bei ihr vorbeikommen.
Im nächsten Wohnzimmer wurden wir schon erwartet und viele Terrinen und Kaffee erfreuten auch dort und brachten etwas wohlige Gemütlichkeit.
Die Bewohner erzählten uns von anstehenden Entgiftungen und Therapien und wir hoffen sehr, dass sie es schaffen diesen Weg, der nicht einfach ist, zu gehen.
Wie versprochen sahen wir danach noch einmal bei der Dame vorbei, die inzwischen wieder in dem trockenen Unterschlupf war. In der Hoffnung, dass sie nun vielleicht die Nacht dort verbringen kann und das Katz – Maus – Spiel vorerst ein Ende hat, verabschiedeten wir uns und fuhren weiter durch die Nacht.
Wir fuhren dann eine Stelle an, wo ein Bekannter von uns gelebt hat, der Platz aber in letzter Zeit nicht mehr bewohnt war.
Wir trauten unseren Augen kaum.
Da saß er, in einem riesigen Sessel. Das Ganze untermalt von klassischer Musik, die aus einem Kofferradio kam.
Gemütlichkeit – trotz widriger Umstände
Er hatte Hunger und kurze Zeit später saß er zufrieden essend in seinem Sessel.
Der Herr zeigte auf seine Hose. Die Risse und Löcher wären kein modisches Accessoires, die wären in 4 Jahren tragen nutzungsbedingt entstanden. Wir waren fassungslos.
4 Jahre eine Hose und das Tag und Nacht. Einfach unvorstellbar.
Wie der Zufall es will, hatten wir eine neue Hose, sogar passender Größe, im Auto.
Zusätzlich gab es noch einen unserer TOMs, Boxershorts und lange Thermounterwäsche.
Die Freude war groß und auch unsere Freude zu sehen, wie wir helfen konnten.
So ließen wir ihn in seinem gemütlichen Sessel, mit der leisen Musik im Hintergrund, und einem guten Gefühl zurück.
Der Rückweg führte uns durch Witten, aber dort war alles ruhig und so brachte Olaf mich zurück zu dem Parkplatz, wo mein Auto auf mich wartete.
Wie immer unterhielten wir uns noch auf der Rückfahrt über das Erlebte und ließen die verschiedensten Momente noch einmal Revue passieren.
Es hatte zwischenzeitlich in der Nacht aufgehört zu regnen und es wurde auch windstill. Die Luft fühlte sich schon etwas nach Frühling an. So war der Frühling auch in dieser Nacht oft Thema in den Gesprächen, die wir führten.
Etwas Sonne, die wärmt und das Leben gleich viel heller macht. Etwas mildere Temperaturen, damit die Menschen dort draußen besser durch Tag und Nacht kommen.
Aber egal welche Jahreszeit, wir von Unsichtbar e.V werden uns um unsere Freunde auf der Straße kümmern.