Ein Abend mit einem Bären

Gestern am 22.07.2022 trafen wir, Susanne, Martina und ich uns gegen 21:00 Uhr am Lager.

Erstmal einen Tee trinken, weil mein Kreislauf irgendwie noch nicht so wirklich auf dem Damm war und als Susanne mich dann in der Winterjacke da stehen sah, schaute sie etwas verwirrt, denn sie fand das Wetter, bis auf den Regen eigentlich ganz in Ordnung, ganz im Gegensatz zu mir, denn ich fror schon den ganzen Tag aber im Bett liegen zu bleiben war keine Option, weil es heute Abend schließlich raus ging und da ist jammern nicht angebracht.

Nach ein bisschen plaudern und den Wagen beladen ging es dann auch schon los.

Nachdem wir kurz noch was essen waren und mir heute gefühlte 40 x gesagt wurde, dass ich zu wenig trinke, ging es dann auch schon los.

Wir durften einigen Menschen helfen, ihnen unser Ohr schenken und Zeit mit ihnen verbringen.

Es war eigentlich wie immer, an einem der vielen Tage, an denen wir draußen auf der Straße sind, um denen zu helfen, der Wohnung keine Wände haben.

Aber irgendwas, an all diesen Abenden ist immer besonders, irgendwas ist immer und das war der Augenblick, als wir auf einen Herrn trafen, den wir bisher nicht kannten.

Ein Mann wie ein Bär, Hände wie ein Boxer – so stand er vor uns und nachdem wir uns vorgestellt hatten und er erfuhr was wir machen, kam er mit zu unserem Auto.

Dort gab es eine Terrine, über die er sich sehr freute, denn sein Hunger war sehr groß, auch über das Wasser freute er sich und dann fragten wir ihn ob er denn sonst irgendwas hätte, außer das was er an sich tragen würde, was er mit nein beantwortete.

Also – einmal das volle Programm und umso mehr er bekam, umso mehr staunte er, bis zu dem Punkt, als er so überwältig war, dass der Bär anfing zu weinen. Seine Tränen liefen ihm übers Gesicht und er schaute uns an und sagte, dass er mit so einer Hilfe überhaupt nicht gerechnet hätte, gar nicht mehr daran geglaubt hätte, überhaupt Hilfe zu bekommen.

Vollgepackt mit einem TOM, einen Schlafsack und einer Isomatte, sowie einem Hygienebeutel fehlten ihm die Worte und uns auch.

Auch wenn wir vieles auf der Straße erleben, dieser Moment war besonders.

Dann reichte er uns seine Faust, checkte sie mit unserer, dann drehte er sie um und checkte noch einmal und dann reichte er uns seinen kleinen Finger und sagte, dass ein war ein Danke und der kleine Finger, sein Herz, dass er uns schenkte – für das was wir für ihn in diesem Augenblick getan hatten.

Die Frage, wo er ärztliche Hilfe bekommen könnte, hatten wir ihm beantwortet, nur war die Kommunikation nicht immer ganz gegeben, denn er kam aus Polen und hin und wieder haperte es an der Verständigung, was aber kein Problem war, denn der Informationsflyer der Diakonie Hagen ist in verschiedenen Sprachen geschrieben, so dass er sich ab nächste Woche dorthin wenden kann.

Ein Abend mit vielen Menschen, ein Abend mit einem Bären, mit riesigen Händen und Tränen in den Augen, begleitete uns auf den Weg nach Hause, ein Moment der hängen bleibt, tief geht und uns ein Lächeln schenkt, denn es ist immer wieder wunderschön geholfen haben zu dürfen.