Ein Tier mit B – Nutria

Die Glücksritter liefen heute im Fernseher, dass ist dieser Film mit Eddy Murphy und Dan Aykroyd – zuerst ist Eddy Murphy ein obdachloser Mensch und Dan Aykroyd lebt sein Leben als Geschäftsmann – irgendwann tauschen sie ihre Rollen – der eine lebt plötzlich in saus und braus und der andere landet auf der Straße.

Ich mag ältere Filme sehr gerne und wenn ich die Zeit habe, mache ich es mit kuschelig auf der Couch, schnappe mir mein Schmusekissen und dann schaue ich mir einen Film an, den ich eigentlich schon zigmal gesehen habe, mich aber immer wieder freue, ihn dann noch einmal zu sehen.

Bis 21:30 Uhr habe ich es geschafft und dann ging das Telefon – Tim (Name geändert) hier, ich brauche die Hilfe von UNSICHTBAR, ihr seid nicht zufällig in Wuppertal?

Ich schaute auf das Handy, dann auf den Film, dann wieder auf das Handy und bevor mein Blick nochmal in Richtung Film gucken konnte, sagte ich ihm, dass wir kommen.

Eines unserer Teams war heute in Hagen unterwegs, als fuhren wir – Sabine (die ich kurz anrief und fragte, ob sie kann) und ich – als zweites Team los, nach Wuppertal.

Und jetzt, bin ich gerade wieder nach Hause gekommen, es ist 05:00 Uhr und die Geister, also diesen mysteriösen Nebel von gestern, sah ich diesmal nicht aber viel sehen tue ich auch so nicht mehr, weil meine Augen mittlerweile immer kleiner und kleiner werden und der Kopf gerade die Melodie, des Nachdenkens spielt.

Nachdenken über das was uns so einzigartig macht, über das wie und warum wir es machen!?

Es sollte eine Meldung sein, die wir anfahren würden, letztendlich waren es 12 Menschen, denen wir helfen durften.

Ein Zelt wurde gewünscht, weil dort wo er vorher geschlafen hatte, wurden Ziegelsteine auf andere Zelte geschmissen, so dass er sich eine andere Ecke gesucht hatte, die sicherer war als die, wo eben noch vor kurzen, irgendwelche dummen Menschen, mit Ziegelsteinen auf Zelte geschmissen hatten, in denen Menschen ein bisschen zur Ruhe kommen wollten.

An der Stelle, an der er dann lag, fühlte er sich sicher, bis zu dem Moment, als ein weiterer dummer Mensch, Säure auf sein Zelt gegossen hatte und es ihm in letzter Minute gelang sein Zelt zu verlassen.

Das Zelt war hin, die Zeltplane war verätzt und der Gedanke, dort zu bleiben, viel in weite Ferne.

Also bin ich los, kurz vorher nochmal ins Lager und mein Gefühl sagte mir, nimm einen Rucksack mit, vergiss das Zelt nicht und ob du nun 2 Liter heißes Wasser mitnimmst oder eben auch 6 Liter, dass macht den Kohl dann auch nicht mehr fett.

Gedacht getan und ab nach Wuppertal – mein Gefühl, sollte mich nicht im Stich gelassen haben – Sabine abholen und dann zu dem vereinbarten Treffpunkt, an dem wir einen weiteren Herrn trafen, der sich über eine Terrine und auch etwas Süßen freute.

Es dauerte gar nicht lange und die Menschen um uns herum wurden immer mehr, nur die – die an uns vorbeigingen, interessierte maximal unser Fahrzeug aber die Menschen, die dahinterstanden und etwas Warmes bekamen, die waren für sie nicht da.

Eine junge Dame blieb stehen und schien sehr schüchtern zu sein, vielleicht wollte sie auch nicht stören – leise sagte sie: „Dort hinten in einer Seitenstraße liegt ein Herr“.

Wir bedankten uns und versprachen gleich noch dahin zu fahren, dann lächelte sie ein ganz kleines bisschen und ging weiter.

Hier – bitte nimm die fünf Euro, ich möchte etwas zurückgeben – jetzt wo ich Arbeit gefunden habe, kann ich das auch.

Ich drehte mich um und sah den Herrn, der uns angerufen hatte, schaute ihn an und fragte ihn, ob das sein Ernst wäre.

Ja na klar, bitte nimm das Geld, es würde mich wirklich glücklich machen, wenn ihr es annehmen würdet, was wir dann auch taten und nachdem er dann sein Zelt bekam, ein Handy, einen Schlafsack, eine Matte – zum drauflegen und den Rucksack, etwas Warmes und einigen Sachen mehr, ring er nach Worten und sagte uns das er selten soviel Glück gehabt hat, in seinem Leben – doch jetzt wo er uns kennengelernt hätte, sich das Blatt wohl drehen würden.

Irgendwie kam dann das Thema Ratten auf, dort wo er schläft, sagte er – gibt es auch Ratten, doch andere Tiere die dort leben sind noch viel größer und fangen mit B an und aus allen Richtungen kamen Begriffe, wie Biber, Bisamratte und von mir kam dann noch der Bär – ok ok Bären sieht man selten in Wuppertal aber der fängt auch mit B an, gesucht wurde letztendlich aber dann doch die Nutria, fängt zwar nicht mit B an – war aber das gesuchte Tier, das ihn hin und wieder mal besuchen kommt, dann aber wieder geht und sich um das Wesentliche kümmert – fressen, fressen, fressen.

Er war sehr beruhigt darüber, das Nutrias seiner Meinung nach Pflanzenfresser sind, wobei Wikipedia sagt, dass es Allesfresser sind – ob wir ihm das sagen? Mal sehen….

Und dann lud mich Sabine auf einen Tee, bei sich zu Hause ein – es war auch schon ganz schön spät und ich nahm diese Einladung sehr gerne an.

Als wir da so saßen und etwas plauderten und mein Kopf mir sagte, wow – was für eine tolle Couch, hier könnte man ja mal kurz für fünf Minuten die Augen pflegen, klingelte das Telefon erneut und wir bekamen eine weitere Meldung.

Also ging es weiter, wieder rein in die Jacken, Sabine geschnappt und los ging es.

Zwei Herren, die ohne alles auf dem Boden schliefen, konnten wir mit etwas warmen und zwei Schlafsäcken versorgen und auf der anschließenden Rückfahrt, wollte dann Sabine nochmal gerne durch die Stadt fahren, in der wir weitere obdachlose Menschen fanden.

Nachts ist ein bisschen wie Ausgangssperre – wer um die Uhrzeit, dann noch unterwegs ist, ist entweder auf dem Weg zur Arbeit, geht gerade nach Hause oder ist augenscheinlich einer dieser Menschen, die keinen Schlafplatz gefunden haben und in Geschäftseingängen liegen oder durch die Stadt wandern, in der Hoffnung, dass die Nacht bald vorüber geht.

Wir konnten, wie bereits geschrieben heute Nacht 12 Menschen helfen und aus einer Meldung wurden viele und wenn wir das Ganze beobachten, werden es immer mehr.

Zurzeit helfen wir in Wuppertal 23 obdachlosen Menschen, die wir kennen und die sich freuen, wenn wir zu ihnen kommen, ihnen unser Ohr schenken, uns mit ihnen unterhalten und mit ihnen zusammen erleben, wie die Nacht zum Tag wird.

Gute Nacht zusammen, schlaft gut und haltet die Augen auf und wenn Ihr einen Menschen seht, dem wir helfen dürfen, dann ruft uns an – egal wann in der Nacht, wir fahren raus und werden helfen, wo wir können.

Jetzt gibt es erstmal ne Mütze voll Schlaf, dann geht’s weiter in den Tag hinein, wenn wir bedürftigen Menschen helfen dürfen und später dann in die Nacht hinein, wenn wir zu denen fahren, die bis dahin keine Bleibe gefunden haben und nicht einfach mal so ins Bett gehen können.

Es gibt viel zu tun, packen wir es an!