Gestern Abend starteten Olaf und ich (Sabine Wiegand – Steffan)

Gestern Abend starteten Olaf und ich (Sabine Wiegand – Steffan) eine Tour, die uns durch Wuppertal führen sollte.
Wir wissen nie, was uns im Endeffekt erwartet, aber wir wissen, dass wir helfen und Freude bereiten können.
Allein das lässt uns immer wieder motiviert in die Nacht starten. Und auch wir freuen uns immer, unsere Freunde auf der Straße zu sehen, zu hören wie es ihnen ergangen ist, an ihren Sorgen und Nöten teilhaben zu dürfen, aber auch Freude mit ihnen teilen zu können.
Als erstes besuchten wir einen uns gut bekannten Herren, der uns schon erwartete und fröhlich winkte, sobald er unser Auto erblickte. Er lag mit seinem Schlafsack auf einer sehr dünnen Matte, weil seine Luftmatratze kaputt gegangen war. Aber er war guter Dinge, dass ein großes bekanntes Online – Warenhaus ihm noch an diesem Abend eine neue liefern werde.
An die Adresse, vor deren Tür er liegt. Er wäre dann da und könne sich als Besteller ausweisen. Einfallsreich muss man sein, um dort draußen zu überleben.
Für den Fall, dass die neue Luftmatratze nicht mehr am gleichen Abend kommt, ließen wir ihm eine von unseren dicken und wärmenden Isomatten da.
Sofort wurde sie sehr dankbar gegen die dünne Matte ausgetauscht. Wir sagten ihm, wir schauen später in der Nacht noch einmal bei vorbei, um zu sehen, ob es mit der Lieferung funktioniert hat.
Bevor wir wieder fuhren, gab es natürlich noch etwas Warmes zu essen.
Weiter ging es für uns zu dem Herrn, der sich letzte Woche so sehr über das Radio gefreut hat, das wir ihm gegeben haben. Wir merkten gleich, die Stimmung war nicht so gut. Wir fragten, was wäre und er erzählte uns, dass zwei Tage vorher jemand in seinem Wohnzimmer war.
Alles sei durchwühlt gewesen und das Radio, was er extra in eine kleine Kiste gepackt hatte, ist gestohlen worden. Er war sehr traurig darüber und auch fassungslos, wie man ihm, der schon so kaum etwas besitzt, auch noch das letzte nehmen kann.
Leider erleben wir das immer wieder. Was die Sache nicht besser macht. Wir gaben ihm ein neues Radio und er meinte immer wieder, dass könnte er doch gar nicht annehmen. Auf unsere ausdrückliche Bitte, er solle es doch nehmen, strahlte er über das ganze Gesicht und sagte, wenn er nun sein Wohnzimmer verlässt, wird er das Radio immer mitnehmen. So kann es ihm dann nicht mehr gestohlen werden.
Es ist so herzerweichend zu sehen, wie sich jemand über ein kleines Radio freut. Und wie es dem Herrn gleich viel besser ging. Zusätzlich zum Radio gab es auch dort noch Kaffee, Wasser und Terrinen. Auch eine dringend benötigte Haut- und Handcreme konnten wir überreichen.
Weiter ging es zu einem Wohnzimmer, wo der Bewohner seit einiger Zeit auf einen Bescheid von einer Behörde wartet. Einen Bescheid, der sein ganzes Leben verändern wird, wenn er denn positiv ausfällt. Dann nämlich darf er in eine Einrichtung ziehen und wäre damit auch endlich krankenversichert.
Sein Körper hat sehr gelitten in den vielen Jahren auf der Straße und er muss dringend ärztlich versorgt und betreut werden. Jetzt, wo das Ende des Lebens auf der Straße vielleicht so nah ist, wartet er natürlich ganz sehnsüchtig auf den alles ändernden Bescheid. Dazu kommt noch die Sorge, dass das Zimmer, was für ihn momentan freigehalten wird, weg sein könnte, wenn das alles so lange dauert. Nachdem er nun in den letzten zwei Wochen dort zweimal telefonisch nachgefragt hat, wann er denn mit dem Bescheid rechnen könne, sagte ihm die Dame am Telefon, er solle bitte aufhören sie deshalb anzurufen. Er hätte schließlich schon so lange auf der Straße gelebt, dann könnte er es jetzt wohl auch noch etwas länger. Das dürfte wohl kein Problem sein. Keine schöne Aussage und auch nicht wirklich empathisch.
Der Herr sagte uns, wie gut es ihm tat, mit uns darüber sprechen zu können und er könnte nun bestimmt besser in den Schlaf finden. Wir sind in Gedanken bei ihm und hoffen sehr, dass er ganz schnell eine Zusage bekommt.
Unser nächster Stopp führte uns zu dem Wohnzimmer, wo der Herr, der kürzlich aus dem Gefängnis entlassen wurde, mit eingezogen ist. Wir wurden mit großem Hallo und viel Hunger empfangen. Neben der Versorgung mit Speisen und Getränken gab es auch viel zu erzählen. Auch zwei TOMs konnten wir übergeben. Beide Herren haben keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie, aber sie fühlen sich als Brüder, die immer füreinander da sind. Einer steht für den anderen ein. Es ist sehr schön zu wissen, dass keiner von ihnen allein ist, und das wünschen wir uns für jeden Menschen.
Im nächsten Wohnzimmer wurden wir auch schon erwartet und auch dort gab es ein Radio, einen TOM, Speis und Trank sowie Gespräche.
Wir fuhren noch einige andere Stellen an, aber entweder die Bewohner schliefen schon, oder waren nicht da. Bei den Schlafenden stellten wir noch sicher, dass sie auch gut zugedeckt sind, weil die Nacht doch wieder recht frisch war.
Dann ging es noch zu einem Freund, der von einer anderen Organisation eine Wohnung vermittelt bekommen hat und sie nun Anfang Mai beziehen kann. Wir freuen uns sehr für ihn. Er hatte noch Besuch von einem anderen Herrn und auch dort gab es bei Tee, Kaffee, Terrinen und Pudding vieles zu erzählen.
Die Abschiedsworte von dem Herrn: Ich danke euch für alles. Ich danke euch dafür, dass ihr seid, wie ihr seid.
Mit diesen Worten im Kopf und dankbar dafür, in der Lage zu sein helfen zu können und Teil eines großartigen Teams zu sein, beendeten wir die Tour und Olaf brachte mich nach Hause.
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Es erreichen uns immer mehr Anfragen von obdachlosen Menschen, nach einem Radio.
Verständlich, gerade in den heutigen Zeiten – da möchte jeder auf dem Laufenden bleiben.
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