Motor an und los

Das Fahrzeug ist beladen, du öffnest die Tür setzt dich hinters Steuer, drehst den Schlüssel um und der Motor startet.

Der Wagen ist bis unters Dach beladen, deine Mitfahrer an dem Abend gurten sich, genauso wie du dich auch – an und irgendwie ist es so, als würde man die Pferde gesattelt haben und gleich in die Prärie reiten – man weiß, wo der Weg einen hinführt, aber du weißt nie was dich da draußen erwartet.

Es ist immer und immer wieder dieser eine Augenblick, in dem du durchatmest, den Wagen rollen lässt und sich in deinem Kopf etwas einschaltet, dass man so eigentlich gar nicht beschreiben kann.

Ich versuche es trotzdem einmal

Wenn man beispielsweise in die Stadt geht oder fährt, um etwas zu erledigen, um zu bummeln oder zu shoppen, dann ist es das Normalste auf dieser Welt. Du weißt, was du an dem Tag erledigen willst, richtest dich da drauf ein, dass du vielleicht auch nicht alles schaffst und beginnst deinem Vorhaben entgegenzugehen – was soll passieren – eigentlich nichts – außer dass du dir vielleicht etwas vergessen hast zu notieren und es dann eben am nächsten Tag erledigst.

Auf unseren Touren ist das nur angrenzend so. Wir wissen, was wir da draußen machen, und wir haben Ziele die wir anfahren aber was uns erwartet, dass weiß niemand von uns und ob an diesem Abend, in dieser Nacht vielleicht etwas passieren wird, was zudem deine Welt verändern kann, auch das weißt du nicht, in dem Augenblick, wenn eine Tour beginnt.

Alle angegurtet, der recht Fuß tritt auf das Pedal, die Tour startet – hinein in die Nacht, hinein ins Ungewisse.

Die erste Station, einmal rechts abbiegen – da wo sonst niemand abbiegt und hinter dir viele andere Fahrzeuge, die genauso wie du ein Ziel vor Augen hat, du dir aber nicht sicher bist, wenn du jetzt abbiegst, ob in der nächsten Sekunde, der Kofferraum vielleicht einen halben Meter kürzer ist.

Geschafft – wieder einmal und du fährst durch den ersten Stadtteil, in dem heute ungewöhnlich viele Menschen unterwegs sind, aber hier findest du niemanden, wie oftmals zuvor auch nicht aber das heißt nicht, dass beim nächsten Mal vielleicht doch mal hier jemand gestrandet ist.

Dann ein paar Meter weiter, stellen wir den Wagen ab, gehen durch eine Tür und unsere Nase greift ein unangenehmer Geruch an – hier heißt es tief einatmen und erst nach der Tür wieder ausatmen, sonst nimmst du das, was da in der Luft liegt, den ganzen Abend mit dir.

Wir dürfen helfen, mit Tee – Terrine und etwas süßen

Ein paar Minuten später sind wir auch wieder auf der Hauptstraße, auf der dir unzählbar viele verschiedene Lichter entgegenkommen, die Nacht macht sich breit und dimmt das Licht, bis hin zur absoluten Dunkelheit und bis auf ein Lichtkegel von ein paar Straßenlaternen, siehst du nur noch den Weg, den dir dein Abblendlicht zeigt.

Jetzt hier hin oder vielleicht erst dahin – ach lass uns er dort schauen

Wir fahren zu einer Stelle, da möchte man nicht zu Fuß durchgehen und ich erinnere mich, als ich damals noch in dieser Stadt lebte und mir mal mit Freunden einen süppeln ging und im Anschluss daran, genau dort entlang musste, wo mich heute keine 10 Pferde mehr aus dem Auto bringen würden, wäre ich dann ohne mein Team unterwegs, dort mussten wir hin, um nach einer Person zu schauen.

Ich glaube in diesem Bereich der Stadt kann man, wenn man es drauf anlegt alles kaufen, aber vielleicht ist das auch nur ein Vorurteil – ich weiß es nicht. Mein Bauch zu mindestens sagt mir, dass ich da schon sehr richtig mit liege.

Und nicht nur ich liege mit meinem Bauchgefühl fast immer richtig, auch eine weitere Person, die wir aufsuchen liegt auf dem nackten Beton, geschützt durch eine Matratze, die ihr irgendjemand dahingelegt hat.

Irgendjemand der es gut meinte, eine Matratze übrighatte aber nicht darüber nachgedacht hat, was passiert, wenn durch das feuchte Wetter und Temperaturen, wie gestern Nacht – die um den Gefrierpunkt lagen, so eine Matratze zu einem Kühlschrank werden kann.

Die Person schläft, richtig tief und fest und nachdem wir uns vergewissert haben, dass sie atmet, fuhren wir weiter.

Weiter zu unserem nächsten Ziel

Viele schlaue Menschen haben uns mal wieder die Gewissheit gegeben, dass sie lesen können, in dem sie sich vor den Wagen stellten und sagten „UNSICHTBAR – ich sehe euch – ihr seid gar nicht unsichtbar“.

Wir fühlen uns nicht wichtig aber wir finden es wichtig das wir Präsenz sind, denn wenn nicht wir – wer dann, um die Uhrzeiten, an denen wir unterwegs sind.

In dieser Nacht durften wir Menschen in dieser Stadt helfen und auch eine freundliche Ratte, die mir über die Füße gelaufen ist, hatte ihr Gutes – ich war wieder wach.

Merke: Überdosis an Energydrinks + Ratte = Doppelt wach und aufmerksam

Danach ging es an eine Stelle, an der selbst die Polizei uns davon abrät, dahin zu fahren, weil es einfach zu dunkel und unüberschaubar ist.

Dieses Mal taten wir es trotzdem, denn wir hatten Technik ( #Waermebildkamera ) dabei, die uns zeigt, ob sich jemand vor uns bewegt, jemand vor uns liegt oder einfach ob irgendjemand oder irgendwas da vor uns steht, was wir so in der Dunkelheit nie gesehen hätten.

Und auch in dieser Nacht hat sie ihren Dienst getan und wir fanden ein Zeltcamp – versteckt im Wald, umgeben von Sträuchern und so gut getarnt, dass man es selbst mit einer Taschenlampe nicht gefunden hätte.

Es war aber niemand zu Hause

Dann ging es über die Autobahn in eine andere Stadt, um auch dort helfen zu dürfen, um dann irgendwann wieder zurückzufahren, den Motor auszumachen, den Kopf wieder zu neutralisieren und sich darüber freuen zu dürfen, dass die Hilfe, in der Form, wie wir sie anbieten, in dieser Nacht wieder einmal gut war.

Und dann fährst du nach Hause, schnallst dich ab, drehst den Schlüssel um, der Motor geht aus, du schaust auf die Uhr, bist durch die Energydrinks genauso wach, wie kurz nachdem, als du begonnen hast, dir den ersten davon einzuverleiben – sitzt an deinem PC willst einen Bericht schreiben und spürst plötzlich, wie deine Müdigkeit dich dann doch vollkommen erwischt und bevor du anfängst über all das, wie diese Menschen dort draußen leben müssen, wie ihre Geschichten sind, was alles hätte passieren können, was alles mit ihnen passieren könnte, nachzudenken – nutzt du die Gelegenheit und legst dich hin, schläfst ein und gönnst deinem Körper Ruhe.

Danke an Jörn und Olli, die zwei Teamplayer und Begleiter, de mich gestern begleitet haben, die mit den Menschen gesprochen haben, die wie alle anderen unsere Teamplayer, einfühlsam, offen und ehrlich auf diese Menschen zu gehen – danke das ihr dabei wart.

Irgendwann gegen Mittag ging es dann für mich ins Lager, wo heute mal wieder geputzt und sortiert wurde und im Anschluss daran dann unsere Projektgruppe getagt hatte, die während dessen SOS – Kapseln auspackten, von dem ich aber irgendwie nur die Hälfte mitbekam, weil zugegeben iregdnwie nur die Hülle meines Körpers anwesend war – der Rest von mir lag im Bett und schlief noch eine Runde.