Sich auf den Weg machen… 

Sich auf den Weg machen… Gestern Abend trafen Andreas und ich uns am Lager, packten gemeinsam den Vereinswagen, tranken noch einen Kaffee und starteten dann unsere Tour in Hagen. Zu Anfang hatten wir eine Verabredung mit drei jungen Männern, die noch nötiges für länger geplante Aufenthalte im Entzug und im Krankenhaus benötigten.
Angetroffen haben wir nur zwei von dreien, die Stimmung war eher gedrückt, Zukunftsfragen hatten sich bei den beiden aufgetan.
Zum einen gab es das Problem, dass sie ihren sicheren Platz aufgeben müssen, da dieser bald eine Großbaustelle sein wird, noch dazu wie es weiter geht im Leben, auf der Straße.
Zum anderen ist die Gesundheit der beiden akut gerade nicht die allerbeste, Suchtproblematik, aber auch Hautprobleme müssen dringend in Angriff genommen werden.
Beide haben sich inzwischen auf den Weg gemacht und wollen etwas ändern, sie stehen mit den Streetworkern der Stadt in Kontakt und so geht einer der beiden nun in die Entgiftung und den Entzug, der andere in ein Krankenhaus, um seine akuten Hautprobleme behandeln zu lassen.
Zeitgleich die Sorge um ihr Hab und Gut und die anderen Mitbewohner ihres Camps, wie sie ihre WG  liebevoll nennen.
Wir sprachen ihnen Mut zu und es gut ist, dass sie sich nun auf den Weg machen. Wichtig ist es, einen Schritt nach dem anderen zu gehen und sich ab und zu auch Pausen zu gönnen.
Sie bedankten sich bei uns, für unsere Worte und die Verpflegung und wir wünschten beiden alles Gute für ihre Wege. Vor einem Supermarkt trafen wir dann zwei weitere junge Männer an, die großen Redebedarf hatten. Hunger hatten sie auch und einen Riesendurst. Wir versorgten sie erst und nahmen uns dann noch Zeit für Gespräche. Der eine träumte vom Auswandern, da er noch Verwandtschaft in Italien hat, während der andere von der Verwandtschaft hier erzählte. Zwei Herren, die sich ebenfalls bei Zeiten auf den Weg in ein anderes Leben machen wollen. Weiter gings und vorerst nur herrenlose Plätze, ein zwei Herren hatten wir nun schon länger nicht gesehen und das war auch Teils unserer Gespräche im Auto. Dann aber trafen wir einen älteren Herren an, der von Nachbarn der gegenüberliegenden Häuserreihe, liebevoll angenommen wurde. Und so erzählte er uns, dass er mit den Leuten gut zurechtkommen würde und ein Glückspilz sei. Das war er in der Tat, denn er bekam an dem Tag eine warme Mahlzeit, eine wärmere Jacke für die Nacht und ein gesundes Lunchpaket aus Gemüse und Broten. Noch dazu bekommt er heute einen langersehntes Frisörbesuch geschenkt. Er strahlte uns an und wiederholte, dass es doch noch gute Menschen gibt.
Ein Herr bekam unseren Besuch mit, telefonierte und kam dann auf uns zu. Er gab mir das Telefon in die Hand. Der freundliche Herr teilte mit, dass es dem Herrn auf der Straße, den wir gerade besuchten nicht gut gehen würde und er dringend eine Zimmer bräuchte, ob wir ihn nicht mitnehmen könnten. Leider nein, musste ich antworten, versicherte aber zeitgleich, dass wir immer mal nach dem Rechten sehen.
Es ist schön, zu sehen, dass auch Menschen im Umfeld der Obdachlosen Sorge tragen und sich auf unterschiedlichste Weise kümmern.
Der ältere Herr bedankte sich bei uns, aber heute müsse er unsere Hilfe mal nicht in Anspruch nehmen. Er winkte zum Abschied, wie schon die letzten Male auch.
Wir fuhren weitere bekannte Plätze ab und Meldungen, trafen hier nur einen Herren an, der sich wie immer über einen Kaffee freute. Er erzählte kurzangebunden, dass er sich einen neuen Schlafplatz gesucht hat, da er sich an dem bisherigen nicht mehr wohl und sicher fühle. Er verriet uns auch die Stelle, damit wir weiterhin nach ihm sehen und ihn versorgen könnten. Am HBF trafen wir eine Menge Bekannte an und versorgten sie nacheinander, trafen auf jemanden, der zwar nicht obdachlos war, den Verein aber schon durch unsere Bea kennenlernte und immer wieder erwähnte, was für eine tolle Arbeit wir von Unsichtbar e.V. leisten. Wir freuten uns sehr über diese wertschätzende Anerkennung.
Bevor wir wieder losfuhren, entdeckte ich noch einen weiteren Herren, denn wir schon eine Zeit lang begleiten, wir berichteten schon die letzten Wochen von seinem Fuß, der stark geschwollen und schmerzhaft war.
Auch er hatte sich inzwischen mit Hilfe eines Freundes auf den Weg gemacht und war endlich bei ärztlichen Dienst von Luthers Waschsalon. Hier hat er neben einer ärztlichen Versorgung, auch saubere Kleidung erhalten und freute sich über unseren Tipp.
Er hat einen neuen Termin bekommen für die Weiterbehandlung und Nachsorge seiner Verletzung und wir freuen uns, dass er damit nun in gute Hände ist. Sich auf den Weg machen, manchmal eben gar nicht so leicht. Sich Probleme einzugestehen und anzunehmen, den nötigen Antrieb zu finden, Scham und  Sprachbarrieren zu überwinden, ist eben nicht einfach.
Und doch geht es nicht anders, wenn man Veränderung möchte und sich ein neues geordnetes Leben herbei sehnt.
Auch Andreas und ich machten uns langsam auf den Rückweg und fuhren noch in Schwelm an einem recht neuem Schlafplatz vorbei, bevor es zurück zum Lager ging, doch wir trafen niemanden an.
Am Lager angekommen, leerten wir noch die Wasserkannen und den Mülleimer, stiegen dann in unsere Autos und fuhren nach Hause. Ich wünsche euch einen guten Start in den Tag und auf welchen Weg wir uns auch immer machen, Schritt für Schritt kommen wir alle ans Ziel. Tanja