Und wieder eine Nacht

Und wieder eine Nacht, in der ein Team von Unsichtbar e.V nach denen schaut, die sonst nicht gesehen werden.

Diesmal setzte sich das Team zusammen aus Marina, Björn und mir (Sabine).

Wir fuhren durch Hattingen, schauten uns dort aufmerksam um und steuerten auch Gegenden an, die man sonst so eher nicht nachts besucht.

Mit Taschenlampen bewaffnet erkundeten wir dann auch zu Fuß weiter.

Wenn schon, denn schon.

Dann klingelte mein Handy und Holger fragte, wo wir gerade sind, weil er eine Meldung aus Wuppertal hatte.

Eine junge Frau braucht dringend unsere Hilfe.

Also sind wir drei zurück zum Auto und ab nach Wuppertal.

Während der Fahrt hatten wir noch die junge Frau zurückgerufen und ihr mitgeteilt, wann wir in Wuppertal sind, um einen Treffpunkt auszumachen.

Die Dame hatte Glück im Unglück.

Ein guter Bekannter, der selbst lange auf der Straße lebte, sah ihre Notlage und sprach sie an. Er erzählte ihr von uns und da er unsere Telefonnummer gespeichert hat, riefen sie uns dann gemeinsam an.

Am Treffpunkt in Wuppertal angekommen, lernten wir die junge Frau kennen.

Erstmal gab es eine warme Terrine und wir kamen ins Gespräch.
Zu Beginn zögerlich und stockend, erzählte sie uns ihre Geschichte.

Angefangen von ganz schwierigen und zerrütteten familiären Verhältnissen über viel Streit und wohl auch viel Gewalt, hörten wir ihr zu, was sie uns erzählte.

Es gäbe kein Zurück für sie hätte auch niemanden, zu dem sie sonst könnte.

Nachdem wir die Dame mit den nötigen Utensilien, wie Schlafsack, Isomatte und auch Hygieneartikeln ausgestattet hatten, gaben wir ihr natürlich auch noch Flyer, von nun für sie wichtigen Anlaufstellen, wie der Diakonie und der Notschlafstelle für Frauen in Wuppertal.

Es ist auch für uns immer wieder tragisch und wir sprachen auch später noch länger im Auto darüber, wie schnell man auf der Straße landen kann und vor allem, dass die Menschen, die dort leben immer jünger werden.

Wir hoffen sehr, dass ihr schnell geholfen werden kann und sie bald wieder ein Zuhause hat.

Ein Zuhause, was nicht auf der Straße ist. Während des Gesprächs stießen noch zwei Herren der Bundespolizei zu uns.

Sie hatten gerade nach einem unserer guten Bekannten geschaut.
So fand dann auch noch ein interessantes Gespräch statt.

Er ist eines unserer “ Sorgenkinder „. Ein Mensch, der es bislang nicht geschafft hat und bei dem wir mit sehr viel Sorge auf den kommenden Winter schauen.

Egal wie oft wir ihm eine Isomatte und einen Schlafsack geben, immer wenn wir dann wieder nach ihm schauen, liegt er dann wieder auf dem nackten Beton und auch der Schlafsack ist weg.

Der Alkohol benebelt ihn so sehr, dass er nicht darauf aufpassen kann. Es ist schlimm zu sehen. Schlimm zu sehen, dass man ihm nicht wirklich helfen kann, wenn er keine Hilfe zulässt.

So können wir nur immer weiter nach ihm schauen und hoffen, dass er es eines Tages schafft. Schafft sein Leben wieder zu regeln. Wir gaben ihm wieder eine unserer Rettungsdecken und einen heißen Tee.

Vor ihm auf dem Boden sahen wir sein Erbrochenes und auch das kümmert ihn nicht mehr.

So ging es weiter für uns. Die Nacht war zwar nicht besonders kalt, aber es war ungemütlich. Den ganzen Tag hatte es geregnet und die Feuchtigkeit war überall spürbar. Man hatte förmlich das Gefühl, sie kriecht durch die Jacke.

Wir konnten in dieser Nacht noch eine unserer Geburtstagstüten überreichen. Obwohl es inzwischen schon sehr spät in der Nacht, oder eher früh am Morgen war, war unser „Geburtstagskind“ noch wach und freute sich darüber.

Nach zahlreichen verteilten Terrinen , heißen und kalten Getränken, sowie Süßem und vielen guten und tief gehenden Gesprächen, beendeten wir dann in den frühen Morgenstunden unsere Tour.