Der Großstadt Dschungel

Wir, Sabine, Doris und Björn machten uns heute auf eine Safari in die Nacht.

Warum nennen wir es Safari?

Wie auf einer Safari, muss man genau hinsehen, beobachten, Vorsicht walten lassen, und man weiß im Voraus nie, was man am Ende alles entdeckt und was passiert.

Unsere Safari in den Großstadt Dschungel begann mit dem Erkunden der Randgebiete. Wir fuhren kreuz und quer, nasse Straßen, leere Plätze doch entdeckt haben wir diesmal niemanden.

Also fuhren wir tiefer hinein in den Dschungel der Großstadt.

Dieser Dschungel ist voll mit unheimlichen Orten und bizarren, beißenden Gerüchen, dass wir manchmal die Luft anhalten mussten.

Oft kommt ein Gefühl der Unsicherheit auf und man hat das Gefühl beobachtet zu werden. Wie im Dschungel, wo überall Augen lauern. Es ist gruselig und die dunkle, stille Atmosphäre trägt ihren Teil dazu bei.

Dazwischen Menschenseelen – einsam, frierend und mitten zwischen dem Unrat der Straße liegend.

Nur wenn wir genau hinschauen, sehen wir sie und wenn wir sie dann ansprechen, erstrahlen ihre Augen und ein Lächeln legt sich auf ihr Gesicht.

Ein Augenblick der oft nur Sekunden wärt und doch so wertvoll ist.

Wichtig ist auf einer Großstadt Safari, dass man sich Zeit nimmt, mit diesen besonderen Menschen zu reden. Vertrauen ist eine wichtige Sache und dieses Vertrauen baut sich nur mit der Zeit auf.

Dies merkten wir heute, als wir an einem zentralen Punkt stoppten. Kaum standen wir und unser grünes Auto und unsere grünen Jacken wurde von den Lichtern angestrahlt, liefen die ersten auf uns zu und es folgten weitere.

Menschen wie du und ich und doch unterscheidet Sie etwas von uns, denn ihr Schlafplatz ist im Dschungel der Großstadt, mit dem Himmel über sich.

Ihre Ängste drehen sich nicht um Energiepreise und ob sie morgen noch Nudeln kaufen können.

Ihre Ängste sind viel schlimmer:

Keinen sicheren Schlafplatz zu finden und in der Nacht angegriffen zu werden. Wenn sie verletzt sind, haben sie Angst sich medizinisch behandeln zu lassen.

Die größte Angst ist es, allein und einsam zu sterben.

Ihre Ängste drehen sich um ihr Leben, nicht um materielle Dinge.

Trotz allem lachen sie mit uns und erzählen auch so manch lustige Anekdote.

So kommt ein Mann, der mit seinem Hund Caesar spazieren ist, auf uns zu.

Er schaut verdutzt, mit aufgerissenen Augen, auf unser Auto und dann auf uns und danach auf den Obdachlosen, der gerade bei uns steht. Dieser sagte grinsend zu ihm:

„Habe ich dir nicht gesagt, ich habe die Unsichtbaren gesehen?“

Der Mann schüttelte den Kopf und sagte dann lachend:

„Und ich habe geantwortet, lass dich einweisen, wenn du schon Unsichtbare siehst und nun stehe ich hier vor Ihnen und sehe sie auch.“

Wir lachten alle herzlich mit.

Und genau diese Situationen sind es, die eine Großstadt Safari zu etwas Besonderen machen.

Es sind diese außergewöhnlichen Menschen, die unter schweren Bedingungen, immer noch ein Lächeln auf ihr Gesicht zaubern.

Unsere Augen sehen nur ihr Äußeres, oft beschmutzte kaputte Kleidung, ungekämmt, unrasiert, den Schmutz der Straße auf der Haut. Doch das Wesentliche ist unsichtbar.

Es liegt im Inneren verborgen und nur wenn wir mit Ihnen reden, können wir einen Blick hineinwerfen, wenn sie es zulassen.

Dort verstecken sich Herzen, die im gleichen Takt schlagen wie unsere.

Die dankbar sind für einen Krümelkaffee, eine Terrine und vor allem für ein bisschen Zeit mit uns.

Es ist egal ob das Gespräch traurig, konfus, verwirrend, verrückt, tiefgründig oder einfach nur lustig ist.

Wichtig ist, dass wir sie sehen und mit ihnen sprechen.

Zu einer Safari gehören auch Tiere und der Hund Caesar verliebte sich sogleich in eine der Unsichtbaren und holte sich Streicheleinheiten ab.

Ob er sie sah oder deren Anwesenheit nur spürte? An manch einen Tier sollten wir uns öfter mal ein Beispiel nehmen. Sie gehen nicht nach Äußerlichkeiten, für Sie zählt das Innere.

Es war eine Großstadt Safari mit vielen Entdeckungen, tiefgründigen Gefühlen, besonderen Begegnungen, ekelerregenden Momenten, Ängsten und trotz allem nehmen wir schöne Erinnerungen mit nach Hause.

Das Lächeln auf Gesichtern, das Vertrauen, die Freundschaft im Team und einen Ohrwurm, der genau zu unserer Safari passte und uns sicher in unsere Träume folgt.

Wir sagen Danke an unseren Anker „Schni-Schna-Schnappi, das kleine Krokodil“, dass die ganze Safari über, in unseren Köpfen tanzte.

Manchmal, wenn das Grauen des Lebens einen zu nahekommt, muss man sich einen Anker suchen, um nicht darin zu versinken. Es ist egal was es ist, wichtig ist, dass es fröhlich macht.